"Goaleador" will die Mannschaft in erster Linie "aufbauen", denn "das Team hat kein Selbstvertrauen mehr".
Mit einer rauschenden Pressekonferenz hat am Dienstag in Linz die Trainer-Ära von Ex-ÖFB-Teamchef Hans Krankl beim oberösterreichischen Fußball-Bundesligisten LASK begonnen. Der "Goaleador" will dem Tabellenachten dabei helfen, den aktuellen Negativlauf (in der Lindenberger-Ära nur 1 Sieg und 3 Remis bei 9 Niederlagen und 4:29-Toren) zu beenden. "Die Mannschaft hat kein Selbstvertrauen mehr, die Moral ist am Boden, ich muss die Spieler aufbauen", sagte Krankl.
Einzelgespräche
Der 56-Jährige sieht seine vorerst bis
Saisonende beschränkte Tätigkeit (keine Option) bei den Linzern als Test,
"ob ich den Trainerjob noch machen will". In den kommenden Tagen will die
Rapid-Legende vor allem sehr viele Gespräche mit den Spielern führen. Davor
wollte er sich zu den zuletzt erfolglosen Kickern nicht äußern. "Ich kann
mir jetzt noch kein Bild machen. Es ist mir aber ein Rätsel, wie der LASK
mit diesem Kader so eine Negativserie hinlegen konnte", erklärte Krankl. Der
ehemalige Topstürmer stellte aber klar: "Zwei Monate werden allerdings zu
wenig sein, um meine Handschrift erkennen zu können."
Wunschkandidat
Die Linzer setzen jedenfalls große Erwartungen in
den Bundesliga-Rekord-Torschützen. "Er war mein Wunschkandidat und soll die
latente Abstiegsgefahr so schnell wie möglich bannen. Es soll ein Ruck durch
die Mannschaft gehen", fordert LASK-Präsident Peter-Michael Reichel ein
besseres Auftreten seiner Truppe. Auf der Pressekonferenz war unabhängig
davon schon eine Euphorie zu erkennen, neben einem großen Medienauflauf
waren auch Fanclub-Vertreter extra angereist. "Man spürt die Euphorie, es
hat sehr viel positive Reaktionen gegeben", merkte der Vereinschef an. So
sei etwa die LASK-Homepage aufgrund des großen Interesses zusammengebrochen.
Weichenstellung
Den Kontakt zum neuen Trainer hatte mit Klaus
Lindenberger ausgerechnet sein erfolgloser Vorgänger hergestellt. "Es war
eine sehr schnelle Sache, ich habe mich von meinem Bauchgefühl leiten
lassen. Der LASK ist ein sehr sympathischer Traditionsclub", sagte Krankl.
Der Wiener, der von Neo-Co-Trainer Heinrich Strasser unterstützt wird, wird
im sportlichen Bereich die alleinige Entscheidungsgewalt haben, Lindenberger
wird in Zukunft als Vorstand für den Sport tätig sein. "Er wird damit
beschäftigt sein, die Mannschaft für die nächste Saison zu rekrutieren",
sagte Reichel. Eine weitere Personalentscheidung wurde ebenfalls getroffen,
der Vertrag mit dem bisherigen Co-Trainer Christian Stumpf, der nach
Saisonende ausläuft, wird nicht verlängert.
Erster Einsatz bei Testspiel
Zum ersten Mal auf die Beine schauen
wird Krankl seiner Truppe am Freitag (16.30 Uhr) in einem Testspiel auf
einem Nebenplatz des Linzer Stadions gegen den Erstligisten Vöcklabruck. "Es
geht nicht um das Ergebnis, sondern darum zu schauen, was los ist", meinte
Krankl. Den nächsten Bundesliga-Gegner Kapfenberg wird der 69-fache
Teamspieler am Mittwoch nicht selbst vor Ort im Nachtragsspiel gegen Altach
unter die Lupe nehmen. Es sei derzeit vielmehr wichtiger, sich mit dem
eigenen Team zu beschäftigen. "Jedes Training ist enorm wichtig", wies
Krankl hin.
Das erste Training mit Ivica Vastic, der am Montagabend im Steinernen Saal des Linzer Landhauses mit dem silbernen Verdienstzeichen des Landes Oberösterreichs ausgezeichnet wurde, und Co. leitete Krankl, der in Linz in einem Hotel wohnen wird, bereits am Dienstagnachmittag. Der LASK hat nach 27 Runden respektable elf Punkte Vorsprung auf das Tabellenschlusslicht SV Mattersburg.