Nach dem Commerzbank-Skandal verabschieden sich die burgenländischen Fußballer aus der Profi-Klasse. Damit bleiben die Tiroler in der Bundesliga.
Der SV Mattersburg verschwindet nach dem Bilanzskandal um die Commerzialbank Mattersburg von der Bildfläche. Wie der Fußball-Bundesligist am Mittwochabend nach seiner Mitgliederversammlung bekannt gab, wird ein Konkursantrag gestellt. Die Bundesliga-Lizenz gab der SVM freiwillig zurück. Die auf sportlichem Weg abgestiegene WSG Tirol bleibt damit weiter im Oberhaus.
"Der SV Mattersburg ist seit 14. Juli zahlungsunfähig, seit das mit der Bank passiert ist. Es hat Gespräche mit Investoren, Gönnern gegeben. Aber aufgrund der großen Unsicherheit dieses Kriminalfalls, man weiß nicht, was der Masseverwalter der Bank fordert, - wie will man die bedienen? Da springt jeder Investor ab", sagte Vizepräsident Hans-Georg Deischler nach der Entscheidung gegenüber Journalisten.
Der SV Mattersburg kam durch den Bilanzskandal um die Commerzialbank Mattersburg in wirtschaftliche Nöte. Der Verein war von der Bank jahrelang großzügig unterstützt worden. Deren Gründer und Vorstand Martin Pucher hat laut Medienberichten vor der Staatsanwaltschaft gestanden, Kredite erfunden und Bilanzen gefälscht zu haben. Es gilt die Unschuldsvermutung. Pucher war auch langjähriger Clubchef des SV Mattersburg, den er 1988 übernommen und von der 2. Liga Mitte in die Bundesliga geführt hatte.
Rettungsversuch vergeblich
Deischler versuchte mit den nach dem Rückzug von Pucher und weiteren Cluborganen übrig geblieben Funktionären, den Verein noch zu retten. Vergeblich. Zu unsicher waren die Verstrickungen des Clubs in den Bankenskandal. "Um uns auch selbst zu schützen haben wir den Konkursantrag gestellt", sagte der Langzeitfunktionär. Der Antrag werde demnächst eingebracht, der Konkurs dann über einen Masseverwalter abgewickelt.
Die übrig gebliebenen Spieler können den Verein ablösefrei verlassen. Sie haben laut Berichten seit zwei Monaten keine Gehälter mehr ausgezahlt bekommen. Die Nachwuchsakademie Mattersburg soll vom Land unterstützt werden und somit erhalten bleiben. Auf die Anteile des SV Mattersburg, die bei 35 Prozent liegen, werde sich der Masseverwalter "draufhauen", wie Deischler anmerkte.
Bundesliga prüfte Verbandsausschlussverfahren
Ein Nachfolgeverein ist derzeit nicht in Planung. Die Stadtgemeinde Mattersburg regte im Zuge der Sitzung an, dass sie den Nachwuchsbereich retten will. Es könnte ein Verein für die Jugendspieler gegründet werden. "Alles andere sind Zukunftsträume", so Deischler. Das Pappelstadion gehört der Stadt.
Schon vor der Mitgliederversammlung sah die Zukunft der Mattersburger düster aus. Laut einem Schreiben der Bundesliga an den Club sah sich der Aufsichtsrat der Liga "veranlasst, die Einleitung einen Verbandsausschlussverfahrens zu prüfen". Es bestehe der Verdacht, dass der Verein erheblich von strafrechtlich relevanten Vorgängen profitiert habe, hieß es in dem Schreiben.
Deischler bestätigte dies. "Bei der Sitzung (am Donnerstag, Anm.) stand der Ausschluss im Raum, dann verliert man automatisch die Lizenz", sagte er. In einem weiteren Schreiben des Lizenzausschusses der Liga habe dieser indes gefordert, die Lizenz für die kommende Saison komplett neu zu machen. Darin sollten auch Berechnungen angestellt werden, wie viele Forderungen durch die Liquidation der Commerzialbank für den SVM entstehen könnten. "Damit sind wir überfordert, das ist unerfüllbar", erklärte Deischler dazu.
Tirol nun wieder erstklassig
Vonseiten der Liga gab man sich zufrieden, dass nun Klarheit herrscht. "Sodass der Sport und vor allem die Vorbereitung für die Saison 2020/21 in den Mittelpunkt rücken können", sagte der Vorstandsvorsitzende Christian Ebenbauer. Die Bundesliga bestätigte, dass die WSG Tirol durch Mattersburgs Rückzug auch in der kommenden Saison erstklassig spielen wird. Um in der 2. Liga den vakanten 16. Teilnehmer stellen zu können, werde beim ÖFB-Präsidium der Aufstieg der Rapid Amateure beantragt, hieß es weiter. Die zweite Mannschaft der Wiener war der einzige Interessent.
Aus Tirol meldete sich WSG-Sportdirektor Stefan Köck zu Wort. "Es gehören zu dieser Bundesliga-Geschichte zwei Faktoren, der sportliche und der wirtschaftliche. Wir haben wirtschaftlich sehr ordentlich gearbeitet, Mattersburg anscheinend nicht. Deshalb nützen wir und freuen uns auf die zweite Chance", sagte Köck im ORF-Interview.