Zoff im Bullenstall

Schwegler kritisiert Mitspieler

19.08.2015

Bullen-Routinier kann mit Begriff "Kinderfußball" nichts anfangen.

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Mit Christian Schwegler steht Fußball-Meister Red Bull Salzburg pünktlich zum Hinspiel im Play-off der Europa League am Donnerstag bei Dinamo Minsk (18.00 Uhr MESZ) wieder ein alter Hase zur Verfügung. Nach seinem Mittelfußknochenbruch will der mit 31 Jahren älteste Feldspieler der jungen Truppe wieder von Beginn an Verantwortung übernehmen.

Heiß ersehntes Comeback
Am vergangenen Samstag beim 2:0 über Altach stand Schwegler erstmals seit 31. Mai in einem Pflichtspiel auf dem Platz. Der rechte Defensivmann aus der Schweiz wurde in der 80. Minute eingewechselt. "Es hat elf Wochen gedauert, ich habe mit ein bisschen weniger gerechnet", sagte Schwegler, der sich nun aber wieder vollfit fühlt: "Ich war schmerzfrei und bin bereit, auch wenn man einen gewissen Rhythmus braucht."

+++ Zeidler kämpft in Minsk um seinen Job +++

Das Duell mit Minsk sei trotz der geringen internationalen Erfahrung des Gegners ein kniffliges. "Das ist natürlich kein klingender Name. Aber es ist eine Mannschaft, gegen die es immer unangenehm zu spielen ist." Der FC Zürich aus Schweglers Heimat kann ein Lied davon singen, schied in der dritten Qualirunde mit 0:1 (heim) und 1:1 n.V. (auswärts) gegen die Weißrussen aus. "Auch wenn der FC Zürich derzeit nicht in Bestform ist, sollten wir gewarnt sein", betonte Schwegler.

Verständnis für Club-Politik
Der Schweizer hat seit 2009 im Bullendress schon viel erlebt. Huub Stevens, Ricardo Moniz, Roger Schmidt und Adi Hütter dirigierten ihn von der Seitenlinie aus, nun schlägt der Club mit seiner "Verjüngungskur" einmal mehr ein neues Kapitel auf. "Das ist nicht leicht, aber gehört halt dazu. Bei uns ist das manchmal auch ein bisschen heftiger", sagte Schwegler. "Wir müssen noch mehr zusammenwachsen. Aber man sieht eine Entwicklung."

Kritik an Kritikern
Mit dem Terminus "Kinderfußball", wie ihn ein frustrierter Martin Hinteregger verwendete und der verletzte Goalgetter Jonatan Soriano per Instagram-Foto andeutete, kann Schwegler nichts anfangen. "Kinderfußball betreibt man von sechs bis zehn Jahren. Das ist hochgepusht worden." Fans wie Mitspieler mahnte er zur Geduld: "Solche Kritiken gehören erst intern geäußert, weil das für die Mannschaft schlecht ist. So soll das in Zukunft auch laufen, wir haben das in der Mannschaft ganz klar angesprochen. Auch bei mir müssen solche Sachen raus, aber ich versuche, den direkten Weg zu nehmen."

Schwegler ist zuversichtlich, auch mit der aktuellen Mannschaft Erfolg zu haben. "Zumindest von der Ergebnissen her haben wir in die Erfolgsspur zurückgefunden, aber wir wollen noch dominanter, stabiler spielen", erklärte er. "Wir haben einfach Phasen, wo wir nicht stabil genug sind, auch Tore kassieren. Da müssen wir den Hebel ansetzen."

"Brauchen keinen Kindergärntner"
Als einer von wenigen Routiniers ist es auch seine Aufgabe, Führungsqualitäten zu zeigen. "So lange sie lernwillig sind, versuche ich, die Jungs zu unterstützten und zu leiten. Einen Kindergärtner brauchen sie nicht, es geht um positive Unterstützung. Aber ich kann ihnen auch die Grenzen aufzeigen", meinte Schwegler. Das Erfolgsrezept: "Gemeinsam gewinnen." Das hätte unter Schmidt perfekt funktioniert. "Bei Roger war ausschlaggebend, dass wir als Mannschaft agiert haben, jeder hat zielorientiert gearbeitet. So soll es jetzt auch noch mehr sein."

Lob für Ex-Trainer Schmidt
Die zwei Jahre unter dem Deutschen, der mit seinem aggressiven Pressingfußball für Aufsehen sorgte, seien sicher ein Höhepunkt in seiner Karriere gewesen. "Das war wirklich sensationell. Wir haben da schon ein bisschen eine neue Epoche eingeläutet", schwärmte Schwegler, der auch aktuelles Lob für Schmidt parat hat. "In Deutschland kann er es nicht ganz so auf die Spitze treiben (wie in Salzburg , Anm.), weil die Gegner extrem hohe Qualität haben und das System dadurch immer wieder aushebeln können. Das hat Roger aber auch in Deutschland sehr gut gemacht." Doch das sei Geschichte. "Jetzt haben wir in Salzburg eine neue Herausforderung."

Seine mittelbare Zukunft sieht Schwegler wieder in der Eidgenossenschaft. "Ich möchte auf jeden Fall irgendwann wieder in die Schweiz zurück, ob als Aktiver, das weiß ich nicht", sagte er. "Dort sollen meine Kinder zur Schule gehen, dort sind Freunde und Familie. Klar geht es uns (als Profi, Anm.) sehr gut, aber viele wissen nicht, was man als Spieler im Ausland opfert."

Fußball ist für Schwegler nicht einfach nur ein Spiel, er betrachtet seinen Sport auch aus der Adlerperspektive. "Ich kann mir schon vorstellen, als Trainer zu arbeiten, habe jetzt auch in Österreich mit der B-Lizenz begonnen. Auf jeden Fall will ich aber nach meiner aktiven Zeit Distanz vom Profifußball gewinnen, da möchte ich mir ein offenes Visier bewahren."

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