Red Bull Salzburg
"System Stevens" krankt noch
16.07.2009
Der Tag nach Salzburgs bescheidenem 1:1 im Champions-League-Hinspiel gegen Bohemians Dublin ist der Tag der bitteren Erkenntnisse.
Ein guter Saisonstart sieht anders aus. Vielmehr war es eine Blamage, die Österreichs Fußball-Meister Red Bull Salzburg zum Auftakt hingelegt hat. Vier Tage vor Beginn der Mission Titelverteidigung in der Bundesliga offenbarte das Ensemble des neuen Startrainers Huub Stevens am Mittwoch noch zahlreiche Schwächen. Nach dem 1:1 gegen Außenseiter Bohemians Dublin stehen die Bullen in der Champions-League-Qualifikation gar vor dem Aus.
Die Gründe dafür sind vielfältig. "Man muss klipp und klar sagen, dass wir Fehler gemacht haben", gestand Stevens, der schon im Vorfeld die kurze Vorbereitungszeit von vier Wochen bemängelt hatte. Der Niederländer wollte aber nicht alles schlecht reden, nannte zwei Hauptgründe für den Fehlstart: "Wenn man seine Chancen nicht verwertet, kann man kein Spiel gewinnen. Wenn man die Zweikämpfe im Mittelfeld nicht gewinnt, kann man auch kein Spiel gewinnen."
Kein Pressing
In die Zweikämpfe war seine Mannschaft jedoch gar
nie richtig gekommen. Zu tief verteidigten die Salzburger in ihrer eigenen
Hälfte, zu weit weg standen sie von ihren Gegenspielern. Pressing war keines
zu sehen, die offensichtlichen Mängel der Bohemians in puncto Ballsicherheit
blieben ungenutzt. Spielerisch ist der irische Meister limitiert, dennoch
nimmt er einen klaren Vorteil mit ins Rückspiel kommenden Mittwoch im
Dalymount Park in Dublin.
"Jetzt bleibt uns nichts anders übrig, als dort zu gewinnen", erkannte Christoph Leitgeb. Der ÖFB-Teamspieler war noch einer der Besten gewesen, das Salzburger Mittelfeld wirkte aber alles andere als eingespielt. Der Deutsche Simon Cziommer vermochte nicht zu überzeugen, war eher Fremdkörper denn Spielmacher. Der neue, deutlich langsamere Kunstrasen tat sein Übriges. Lediglich mit dem Flügelspiel zeigte sich Stevens zufrieden, wenngleich die Flanken in Stürmerstar Marc Janko nicht immer einen Abnehmer fanden.
"Ausscheiden wäre mittlere Katastrophe"
"Nach
vorne war das klar zu wenig", meinte Routinier Rene Aufhauser. "Wir sind ein
wenig geschockt." Aufgrund des Auswärtstores der Iren rettet die Bullen in
Dublin nur ein Sieg oder ein Remis ab 2:2. "Die Qualifikation geht über zwei
Spiele", beruhigte Stevens. "Wir werden auch in Irland unsere Chancen
vorfinden, da bin ich mir sicher." Das Aus käme auch einer mittleren
Katastrophe gleich, wäre die Europacup-Saison doch schon wieder zu Ende.
Ein Umstieg in die Qualifikation für die neue Europa League würde als Trostpflaster erst ab der dritten von vier Quali-Runden für die Champions League warten. Der Anspruch der Salzburger ist aber ein ganz anderer. Nach drei erfolglosen Versuchen will Red Bull erstmals in die Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs. Dafür wurde mit Stevens nach Giovanni Trapattoni und Co Adriaanse bereits der dritte Trainer von Weltformat in die Mozartstadt geholt.
"Fast gar nichts hat funktioniert"
Wie fast alljährlich
wurde ein nicht unerheblicher Teil der Mannschaft ausgetauscht, dazu lässt
Stevens deutlich defensiver spielen als Vorgänger Adriaanse. Mit der
Umstellung scheint das Team noch nicht zurechtzukommen. "Es hat fast gar
nichts funktioniert", gestand Aufhauser nach der Blamage gegen Dublin. Das
sollte sich rasch ändern, denn bereits am Sonntag startet die
Bundesliga-Saison mit einem Heimspiel gegen die Wiener Austria. Ihren
Fehlstart im Europacup könnten die Bullen zumindest als Schuss vor den Bug
verstanden wissen - gerade noch zur rechten Zeit.