Bundesliga, 31. Runde
Salzburg patzt gegen Schlusslicht Ried
29.04.2017
Meister rettet gerade noch Remis. Im Tabellenkeller bleibt es spannend.
Der alte und wahrscheinlich auch neue Fußball-Meister Red Bull Salzburg ist am Samstag nicht über ein 1:1 (0:1) gegen Bundesliga-Schlusslicht SV Ried hinausgekommen. Der vierte Meistertitel in Serie dürfte den Salzburgern dennoch kaum zu nehmen sein. Fünf Runden vor Schluss beträgt der Vorsprung auf den einzigen verbliebenen Rivalen Austria Wien bei klar besserer Tordifferenz immer noch 13 Punkte.
Den Titel können die mittlerweile 18 Pflichtspiele ungeschlagenen Salzburger kommenden Samstag mit einem Sieg in Mattersburg erstmals aus eigener Kraft fixieren. Ried fehlen weiterhin vier Zähler auf den Vorletzten St. Pölten.
Die Führung durch einen Elfmeter von Peter Zulj (33.) brachten die Innviertler vor 10.231 Zuschauern in Wals-Siezenheim nicht über die Zeit. Hwang Hee-chan gelang noch der verdiente Ausgleich (78.).
Gäste gingen dank Elfer in Führung
Ried versteckte sich beim großen Favoriten nicht, sondern trat von Beginn an die Flucht nach vorne an. Einen ersten Schuss von Marcel Ziegl lenkte Paulo Miranda mit dem Kopf über das Tor (4.). Zulj schoss nach dem folgenden Corner daneben. Die Salzburger waren trotz ihrer Feldüberlegenheit nicht zwingend genug. Ein Hwang-Heber, der das Tor verfehlte, blieb die einzige Ausbeute vor der Pause (17.).
Auf der Gegenseite stieß Diadie Samassekou im Strafraum Zulj von hinten nieder. Den folgenden Strafstoß verwertete dieser selbst im rechten Eck. Es war Salzburgs erstes Liga-Gegentor im eigenen Stadion in diesem Kalenderjahr. Rieds Florian Hart traf zudem noch das Außennetz (44.).
Nach Seitenwechsel legte Salzburg einen Gang zu. Der eingewechselte Wanderson (48., 62.) scheiterte aber ebenso zweimal am starken Ried-Torhüter Thomas Gebauer wie Hwang (59., 65.). Die Rieder waren offensiv nicht mehr vorhanden, am Ende brach auch ihr Abwehr-Bollwerk.
Erster Punktgewinn seit März 2013
Nach einem Zuspiel von Valentino Lazaro verwertete Hwang aus neun Metern. Es war das neunte Ligator des Südkoreaners in dieser Saison. Mehr als einen abgefälschten Zulj-Schuss am Tor vorbei (86.) hatte Ried nicht mehr zu bieten. Es reichte aber für den ersten Punktgewinn in Salzburg seit März 2013 (2:2). In 24 Spielen der Red-Bull-Ära haben die Salzburger noch nie gegen die Innviertler verloren. Ihre aktuelle Serie von fünf Ligasiegen in Serie ging aber zu Ende.
Ein Spiel verloren haben die "Bullen" zuletzt Ende November gegen die Admira (0:1). Die Rieder beendeten ihre Unserie von zehn Auswärtsniederlagen in Folge ausgerechnet beim Tabellenführer. Fünf Spiele bleiben dem schwächsten Auswärtsteam der Liga noch, um den Klassenerhalt zu schaffen.
Weil auch die Konkurrenten St. Pölten (3:3 gegen Altach), WAC und Mattersburg (2:2 im direkten Duell) nicht voll punkteten, blieb die Situation im Abstiegskampf nahezu unverändert. In der nächsten Runde empfangen die Rieder die Admira.
WAC gibt 2:0-Führung aus der Hand
Der WAC hat sich am Samstagabend nach einer 2:0-Führung in der Heimpartie gegen Mattersburg nur mit einem 2:2 (1:0) begnügen müssen. Trotzdem verbesserten sich die Kärntner vorerst einen Punkt vor den erst am Sonntagnachmittag bei der Admira spielenden Rapidlern auf Platz sechs der Fußball-Bundesliga. Mattersburg liegt aber als Achter weiter nur einen Zähler hinter den Wolfsbergern.
Daniel Offenbacher, der seine ersten beiden Tore für die Lavanttaler erzielte, schoss die Gastgeber in Front. Doch ein Doppelschlag von Thorsten Röcher (86.) und dem in der 55. Minute eingewechselten Maskenmann Alois Höller (87.) brachte noch den mehr als verdienten Ausgleich für die Burgenländer, die das Match mit Ausnahme der Anfangsphase klar bestimmt hatten.
Die 3.449 Zuschauer in der Lavanttal-Arena erlebten eine flotte Partie, in der ein 106 km/h schnelle Freistoß-Granate aus 34 Metern von Offenbacher die Gastgeber bereits in der zehnten Minute in Führung brachte.
Mattersburg übernahm Kommando
Mattersburg-Tormann Markus Kuster, der mit den Fäusten abwehren wollte, aber den Ball verfehlte, sah dabei gar nicht gut aus. Der WAC hätte nur drei Minuten später bereits auf 2:0 stellen können, doch beim Kopfball von Michael Sollbauer nach Jacobo-Freistoß zeichnete sich Kuster mit einer Glanzparade aus.
Praktisch im Gegenzug hatte Mattersburg die erste Ausgleichsmöglichkeit, doch Röcher jagte den Ball über die Latte (14.). Wenig später war WAC-Tormann Raphael Sallinger, der wegen einer Wadenverletzung von Stammgoalie Alexander Kofler zu seinem Bundesliga-Debüt kam, bei einer Röcher-Chance noch mit den Fingerspitzen dran und Joachim Standfest rettete vor der Linie (17.).
Mattersburg bestimmte nun klar das Spiel, doch weitere nennenswerte Chancen der Gäste blieben vor der Pause aus. Nach dem Wechsel hatte Sallinger Glück, als er nach einem Rückpass David Atanga anschoss und der Ball über die Latte flog (52.) - ebenso wie bei einem Gewaltschuss von Philipp Erhardt aus gut 20 Metern (57.).
Maierhofer vergab den Matchball
Der Ausgleich lag also in der Luft, doch ein schwerer Schnitzer vom in der Pause für den angeschlagenen Nedeljko Malic eingewechselten Thorsten Mahrer ermöglichte Offenbacher einen Gewaltschuss aus 25 Metern, der im rechten Eck zum 2:0 einschlug (66.). Damit schien die Partie entgegen dem Spielverlauf vorentschieden zu sein.
Doch Mattersburg ließ sich nicht hängen und machte das Spiel weiter. Diese Bemühungen wurden im Finish binnen kürzester Zeit gleich doppelt belohnt. Nach einem weiten Ball von "Joker" Höller, der von Michael Sollbauer unglücklich mit dem Kopf verlängert wurde, besorgte Röcher den Anschlusstreffer. Und nur eine Minute später war es dann Höller selbst, der nach einem Schuss von Farkas und Abwehr von Sallinger zum 2:2 abstaubte.
In der Nachspielzeit hätte Stefan Maierhofer sogar fast noch das 3:2 für die Gäste erzielt, doch sein Kopfball nach Jano-Flanke zischte knapp an der Stange vorbei (92.).
St.Pölten verpasst Heimsieg gegen Altach
St. Pölten hat im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga einen Heimsieg verpasst. Beim 3:3 (2:1) gegen den SCR Altach am Samstagabend lagen die Niederösterreicher zweimal mit zwei Toren voran, kassierten in der 90. Minute aber noch den Ausgleich durch einen von Hannes Aigner verwerteten Foulelfmeter. Die Partie war überschattet von der schweren Verletzung von Altachs Benedikt Zech.
Kevin Luckassen (10., 33.) und Manuel Martic (47.) brachten St. Pölten in der NV Arena mit 2:0 bzw. 3:1 voran. Altach beendete indes nach 530 Minuten ohne geschossenen Treffer seine Torsperre durch Louis Ngwat-Mahop (44.). Jan Zwischenbrugger (64.) und Aigner belohnten Altachs Steigerung in der zweiten Spielhälfte dann mit Treffern. Die Vorarlberger schoben sich an Sturm Graz vorbei auf Rang drei. St. Pölten liegt weiter vier Zähler vor Schlusslicht Ried auf Platz neun.
Der Schockmoment der Partie ereignete sich in der 44. Minute. Zech prallte bei Altachs 1:2 mit SKN-Torhüter Christoph Riegler zusammen und blieb bewusstlos liegen. Wild gestikulierten die Akteure Erste Hilfe herbei, ein St. Pöltner versuchte, die vom Verteidiger offenbar verschluckte Zunge aus dem Rachen zu holen.
Altach offenbarte große Schwächen
Nach minutenlanger Unterbrechung wurde Zech schließlich auf der Trage abtransportiert und anschließend ins Krankenhaus zur Untersuchung eingeliefert. Begleitet wurde er von Teamkollegen Philipp Netzer, der nach einem Kopfballduell ebenfalls benommen ausgetauscht wurde. Auch Riegler kam nach der Pause nicht mehr aus der Kabine, er laborierte an Sehstörungen.
Luckassen hatte St. Pölten zuvor im Alleingang in Führung geschossen. Altach offenbarte dabei aber grobe Abwehrschwächen: Zunächst verwertete der Niederländer nach einem Freistoß aus kurzer Distanz per Fuß, dann bestrafte er einen Patzer von Zech, dem der Ball zu weit wegsprang. Luckassen hätte auch fast einen Hattrick markiert, nach einem weiteren Patzer der Winterkönige durch Ngwat-Mahop kullerte sein Abschluss aber am Tor vorbei (37.).
Die harmlosen Altacher hatten offensiv bis dahin kaum etwas zustande gebracht. Aus einer Standardsituation schlugen die Gäste aber noch zu: Ngwat-Mahop verwertete einen Lienhart-Freistoß. Die Freude darüber war ob der Verletzung von Zech nicht groß, mit betretenen Gesichtern gingen die Teams in die Pause.
SKN machte den Sack nicht zu
Bei St. Pölten kam Thomas Vollnhofer für Riegler. Die Niederösterreicher erwischten den perfekten Start, Martic zog nach Vorlage von Luckassen zu seinem ersten Bundesliga-Tor aus der Distanz ab. Der Jubel der Heimischen war groß, das Hoch währte jedoch nicht lange. Zwischenbrugger startete am eigenen Strafraum ein Solo über das gesamte Spielfeld und traf aus mehr als 20 Metern präzise. Für den Innenverteidiger war es ebenfalls sein erstes Tor im Oberhaus.
In einer weiter kampfbetonten Partie hatte Altach bei einem Lattenschuss von Galvao (69.) dann Pech. St. Pölten packte vermehrt die Mauertaktik aus, für Lukas Thürauer kam Defensivmann Michael Huber. Altachs Offensive blieb zunächst unbelohnt, St. Pölten vergab durch Cheikhou Dieng sogar die Möglichkeit auf das 4:2 (87.). Dies rächte sich.
Aigner verwertete, nachdem David Stec Nikola Dovedan im Strafraum ungeschickt in den Rücken gesprungen war. Danach war Altach sogar noch dem Siegtreffer nahe. Die Vorarlberger warten nun schon sechs Runden auf einen vollen Erfolg.