Salzburg mit einer Hand am Meister-Teller
2:7-Rekordpleite! Bullen demütigen Rapid
24.06.2020Red Bull Salzburg ist nach einem 7:2-Kantersieg über Rapid die Meisterschale nur noch theoretisch zu nehmen.
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Red Bull Salzburg steht nach einem beeindruckenden Auftritt unmittelbar vor dem Gewinn des Fußball-Meistertitels. Die Mozartstädter feierten am Mittwoch einen 7:2-Kantersieg gegen Rapid und liegen damit drei Runden vor Schluss acht Punkte vor dem neuen ersten Verfolger LASK. Den Hütteldorfern fehlen neun Zähler auf Salzburg, der dritte Platz ist nur noch vier Punkte vor dem WAC abgesichert.
Ercan Kara hatte die Gastgeber in der 19. Minute in Führung gebracht, dann aber drehten die "Bullen" auf. Noah Okafor (22.), Enock Mwepu (30.), Dominik Szoboszlai (39.), Albert Vallci (44.), Andre Ramalho (60.), Zlatko Junuzovic (65.) und Hwang Hee-chan (79./Elfmeter) trafen, ehe Taxiarchis Fountas für den Endstand sorgte (92.). Damit nahm man gleichsam späte Revanche für das Heim-0:7 gegen Rapid vor zwölf Jahren und fügte den Wienern die höchste Heimniederlage seit 1969 (0:6 gegen die Austria) zu.
Rapid geht nach 1:0-Führung unter
Dabei erwischte Rapid einen guten Start. Koya Kitagawa umkurvte Salzburg-Goalie Cican Stankovic, traf aber aus spitzem Winkel nur das Außennetz (9.), ein Kopfball von Kara wurde von Stankovic gebändigt (15.) und ein Weitschuss von Kitagawa flog über die Latte (18.). Die Führung der Grün-Weißen entsprang einem schweren Fehler von Mwepu. Der 22-Jährige rutschte aus und bugsierte den Ball im Fallen mit der Hand genau in den Lauf von Kara, der auf 1:0 stellte. (19.).
Der Titelverteidiger antwortete mit einem von Rapid-Keeper Tobias Knoflach parierten Okafor-Schuss (20.). Nach dem darauffolgenden Corner wehrte Knoflach eine Mwepu-Chance kurz ab, Daka schoss an die Stange und Okafor staubte ab. Allerdings hätte das Tor nicht zählen dürfen, Daka stand nämlich bei seinem Stangentreffer im Abseits (22.).
Acht Minuten später gewann Daka einen Zweikampf mit Leo Greiml und spielte auf Mwepu, der Knoflach bezwang. Die Rapidler, noch erbost von der nicht geahndeten Daka-Abseitsstellung, reklamierten ein Foul an Greiml - der zunächst geschonte Fountas sogar so heftig, dass er als Ersatzspieler seine fünfte Gelbe Karte sah. Damit fehlt der mit Abstand beste Hütteldorfer Torschütze am Sonntag bei Sturm Graz.
Der nächste Tiefschlag für Rapid folgte in der 39. Minute. Nach Flanke von Daka versenkte Szoboszlai einen Volley mit sehenswerter Schusstechnik. Noch vor der Pause kassierten die Hausherren das vierte Gegentor, als Vallci nach einem Eckball aus vier Metern unbedrängt einköpfeln konnte.
Junuzovic mit Traum-Tor
Auch die darauffolgenden beiden "Bullen"-Tore entstanden aus Eckbällen. Zunächst bugsierte Kara den von Ramalho verlängerten Ball ins eigene Tor (60.), dann drosch Junuzovic einen Eckball von der Strafraumgrenze via Latten-Unterkante ins Netz (65.).
Rapid war völlig von der Rolle und haderte in der 76. Minute wieder mit Schiedsrichter Manuel Schüttengruber, der nach einer Attacke von Vallci an Fountas keinen Elfmeter gab. Den Strafstoß gab es zwei Minuten später auf der Gegenseite: Thorsten Schick hatte Patrick Farkas zu Fall gebracht, Hwang verwertete sicher (78.). In der 92. Minute gelang Fountas noch Resultatskosmetik.
Für Rapid setzte es damit nicht nur ein historisches Debakel - noch nie seit Gründung der Bundesliga 1974 gab es sieben Gegentore -, auch die Negativserie gegen Salzburg wurde prolongiert. Die jüngsten sechs Spiele gegen die "Bullen" wurden allesamt verloren, in den vergangenen 20 Duellen reichte es nur zu einem Sieg.
Die Mozartstädter wiederum sind seit zehn Bewerbspartien ungeschlagen und stehen ganz dicht vor ihrem siebenten Meistertitel en suite.
Stimmen zum Spiel:
Dietmar Kühbauer (Trainer Rapid): "Wenn man 1:0 in Führung geht, ist das nicht schlecht. Aber es hat leider nicht lange gehalten. Nach dem 1:2 haben wir dermaßen Probleme vor allem bei ruhenden Bällen bekommen, so kommt ein Resultat zustande, das wehtut. Das 1:1 war in dieser Phase sehr schlecht. Sie haben eben eine Riesenqualität, das muss man anerkennen. Aber wir haben uns dann vor allem bei ruhenden Bällen wirklich nicht gut angestellt. Wir haben jetzt noch drei Runden vor uns. Wir haben eine gute Saison gespielt, wenn wir das heutige Spiel rausnehmen wollen. Wir wollen noch performen und haben noch drei Spiele."
Tobias Knoflach (Tormann Rapid): "So darf man daheim nicht verlieren, da muss auch mal einen weghauen. Ich will nicht, dass jemand verletzt wird, aber da muss man ein Zeichen setzen als Spieler. Das haben wir gar nicht getan. Da hilft es uns auch nicht, dass wir schön begonnen haben. Ich bin sehr enttäuscht, so geht das nicht, 'wurscht' wie der Gegner heißt, da musst du mutiger sein, nach vorne verteidigen. Das darf einer Mannschaft von Rapid nicht passieren."
Jesse Marsch (Trainer Salzburg): "Die Antwort nach dem Gegentor war alles für uns heute Abend. Das hat viel zu tun mit Mentalität, (...) es war ein Wahnsinn. Ich denke es war auch ein Fehler von mir, dass wir (zu Beginn) mit einer Dreierkette mit Enock (Mwepu, Anm.) gespielt haben. Am Ende haben die Jungs mit Selbstvertrauen und Aggressivität so gut gespielt. Es war ein wichtiger Sieg für uns, aber wir sind noch nicht fertig."
Zum 1:1, das Abseits war: "Ich denke, wir brauchen Videobeweise. Es ist immer ein Vorteil für einen Schiedsrichter, wenn er ein Video sehen kann. Dann hätten wir heute kein falsches Tor gehabt, das ist wichtig."
Zlatko Junuzovic (Torschütze Salzburg): "Wir sind schwer reingekommen, haben nicht die Aggressivität gezeigt, die wir zeigen wollten. Ein individueller Fehler kann immer passieren, aber die Antwort war richtig gut. Heute sind wir ins Rollen gekommen, sind sehr froh über die drei Punkte. Jetzt noch Siege in den Heimspielen, wir wollen unbedingt Meister werden. Wir können uns nur selbst schlagen, das wissen wir. Dass der Ball so ins Tor geht, ist auch Glück. Eines meiner schöneren Tore. Es war für meinen Sohn. Besser kann ich ihn nicht reinschießen. Heute war es eine richtig geile Leistung."