Rapid gewinnt das 318. Wiener Derby gegen Erzfeind Austria deutlich.
Rapid Wien hat die Machtverhältnisse in Wien zementiert und Austria Wien im 318. Derby die erste Saison-Niederlage in der Fußball-Bundesliga zugefügt. Das 4:1 am Sonntag in der 3. Runde war saisonübergreifend der dritte Sieg in Folge für Grün-Weiß. Von den vergangenen sechs Duellen gingen deren fünf an die Hütteldorfer.
Die Rapid-Tore im mit nur 15.270 Zuschauern besuchten Ernst-Happel-Stadion erzielten Arnor Ingvi Traustason (33.), Louis Schaub (66.), Srdjan Grahovac (87.) und Joelinton (93.). Olarenwaju Kayode (63.) markierte nach einem fatalen Ausflug von Rapid-Goalie Jan Novota den zwischenzeitlichen Ausgleich (63.).
Rapid liegt nunmehr an der zweiten Stelle, die Austria rutschte auf den vierten Platz zurück. Rapid-Trainer Mike Büskens entschied in seinem ersten Wiener Derby zudem das deutsch-deutsche Duell mit Austria-Coach Thorsten Fink für sich. Es war der erste Wiener Stadtvergleich, in dem auf beiden Trainerbänken jeweils ein deutscher Trainer saß.
Kehat steht vor FAK-Abgang
Fink hatte bereits zuvor drei seiner vier Wiener Derbys verloren - und war auch mit seiner Taktik am Sonntag nicht erfolgreich. Er ließ mit Kevin Friesenbichler den Gold-Torschützen vom Donnerstag statt Alexander Grünwald hinter Olarenwaju Kayode beginnen. Auf den Flügeln agierten die Brasilianer Felipe Pires und Lucas Venuto, sie sollten aber über die gesamte Spielzeit blass bleiben.
Nicht im Kader stand der in Israel weilende Roi Kehat. Der 24-jährige Israeli steht kurz vor einem Wechsel in seine Heimat zu Maccabi Haifa wie Austria-Sportdirektor Franz Wohlfahrt bestätigte: "Die Vereine sind sich einig", sagte Wohlfahrt im Pauseninterview. Er gehe davon aus, dass er schon bald Vollzug melden könne.
Rapid-Trainer Mike Büskens setzte mit einer Ausnahme auf die zuletzt im Europacup erfolgreiche Elf. Tomas Szanto rückte für den erkrankten Thomas Murg in die Startelf. Büskens bewies mit dieser Umstellung ein gutes Händchen, denn der 20-jährige Ungar "bedankte" sich bei seinem Bundesliga-Startelf-Debüt mit dem Assist zum 1:0.
Traustason wird tragischer Held
Traustason schlenzte Szantos Zuspiel von der Strafraumgrenze in die rechte Eck (33.) und traf nach der EM auch in der Meisterschaft gegen ÖFB-Teamgoalie Robert Almer. Zuvor war in der Anfangsphase zwei Mal der Ansatz eines Jubels aufgebrandet. Joelinton stand beim Zuspiel von Ersatzkapitän Stefan Schwab im Abseits. Genauso wie Kayode bei seinem Kopfball an die Querlatte eine Minute später (9.).
Als Rapids Traustason von Holzhauser leicht am Fuß getroffen wurde, blieb die Pfeife des nicht immer sattelfesten Schiedsrichters Oliver Drachta stumm. Die Austria hatte in der Folge mehr Ballbesitz und die besseren Zweikampfwerte. Rapids Spielanlage schien aber stabiler, die Hütteldorfer kamen auch zu den besseren Chancen: Rechtsverteidiger Mario Pavelic verzog von der Strafraumgrenze - anders als noch gegen Schodsina am Donnerstag (26.).
© Gepa
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Besser machte es da Offensivmann Traustason, der auch nach dem Treffer die prägende Figur im zeitweise recht ruppigen Spiel blieb. Der isländische Nationalspieler hielt sich nach einem harten Zweikampf mit Pires das rechte Knie und musste für Philipp Schobesberger ausgewechselt werden.
"Geschenk" von Rapids Novota
Der Joker beerbte den Isländer vorerst auch als Chancenherd: Einen Schuss des Flügelspielers kurz nach Wiederbeginn entschärfte Almer mit einer Glanzparade mit dem linken Fuß (51). Nach der Einwechslung von Grahovac für Szanto rückte Schwab in die offensive Dreierkette nach vor und kam prompt zu einer Topchance: Nach Schrammels Flanke strich der Kopfball des Salzburgers hauchdünn am Tor vorbei (57.).
Auf der Gegenseite sollte ein ungefährlicher Schuss von Friesenbichler (40.) lange Zeit die einzige Chance der Heimischen aus dem Spiel heraus sein. Dennoch war die Partie nach 63 Minuten und einem "Geschenk" von Rapid-Goalie Jan Novota ausgeglichen.
Der Goalie verschätzte sich bei seinem Ausflug nach einem weiten Ball von Larsen derart, dass die Kugel über den 1,97 m großen Schlussmann hinweg sprang. Das Einschieben ins leere Tor war für den zweifachen Saisontorschützen Kayode eine leichte Übung.
Grahovac besorgt Entscheidung
Novatas Vordermänner bügelten den Schnitzer allerdings nur zwei Minuten später aus. Schaub verwertete die Maßflanke von Schrammel locker zum 2:1 (65.). Die Austria-Verteidigung war auch nach der Auswechslung des angeschlagenen Innenverteidigers Petar Filipovic unsortiert.
Schobesberger setzte unbedrängt einen Kopfball am Tor vorbei (69.) und ein Schaub-Schuss wurde gerade noch geblockt (70.), doch als die Austria ihre Defensive zunehmend entblößte, schloss Grahovac einen Konter über Joelinton und Schobesberger zum 3:1 ab (87.).
Nachdem in der 93. Minute auch noch Joelinton traf, kam Rapid-Stürmer Maximilian Entrup unter Pfiffen zu seinem Bundesliga-Debüt. Entrup, in seiner Jugend Mitglied eines Austria-Fanclubs, war nach dem Auslaufen gegen Schodsina Ziel einer Knallkörper-Attacke von Rapid-Anhängern geworden.