Ungeschlagen!
Das Geheimnis von Rapids Super-Serie
19.08.2024Neben dem Einzug in die Europacup-Gruppenphase (Europa League oder Conference L.) gelang Rapid ein nahezu perfekter Start in die Liga. Bewerbsübergreifend hält die Elf von Robert Klauß bei sieben Siegen und einem Remis. Was ist das Geheimnis hinter dieser Superserie?
Nach dem Erreichen der Europacup-Gruppenphase und dem damit verbundenen Millionen-Jackpot ist Rapid in der Liga neben den makellosen Salzburgern als einziges Team ohne Niederlage.
Bei nur zwei Punkten Rückstand auf die Bullen werden die Grün-Weißen plötzlich als heimliche Titel-Aspiranten gehandelt. Tirol-Trainer Philipp Semlic streute seinem Kollegen nach dem 0:2 vom Sonntag Rosen: "Am Idealbild, das wir als Trainer haben, ist Rapid sehr nahe dran. Sie sind derzeit der Gradmesser in der Bundesliga, wie sie Fußball spielen, wie dominant sie sind."
Vor neun Monaten hat Robert Klauß eine verunsicherte Truppe übernommen, nachdem man sich vom glücklosen Trainer Zoran Barisic getrennt hatte. Der Neue hat seither offenbar viel richtig gemacht, wobei er von den Sport-Chefs Markus Katzer und Steffen Hofman die nötige Unterstützung erhielt.
Grün-weißes Erfolgs-Puzzle
Das Rapid-Erfolgspuzzle im Detail:
● Festung Weststadion. 4 Spiele, 4 Siege, Torverhältnis von 11:1: Im Allianz Stadion hat es für die Gegner von Rapid in dieser Pflichtspielsaison nichts Zählbares gegeben. Nach Wisla Krakau (6:1) und Trabzonspor (2:0) in der Europa-League-Qualifikation wurde auf Ligaebene nach Double-Sieger Sturm Graz (1:0) mit WSG Tirol am Sonntag ein weiteres Team in die Schranken gewiesen.
● Transferpolitik & Teamgefüge. Beim 2:0 gegen WSG Tirol geigte Stürmer-Neuverpflichtung Dion Beljo, 22-jähriger Leihspieler von Augsburg (u. a. Tor zum 1:0), auf. Auch bei Rechtsverteidiger Bendeguez Bolla, Innenverteidiger Serge-Philippe Raux-Yao und Mittelfeldspieler Mamadou Sangare dürfte es sich um Glücksgriffe handeln. "Wir passen als Team gut zusammen, der Trainer hat eine Einheit aus uns gemacht, jeder kämpft für den anderen und die Fans pushen uns enorm", skizzierte Beljo das Erfolgsgeheimnis. "Wir sind eine richtig gute Mannschaft mit Qualitätsspielern und viel Erfahrung."
● Trainer-Händchen: Auch der Franzose Raux-Yao (25) traf gegen Tirol - nach einem Corner von "Joker" Christoph Lang, der offenbar immer zum richtigen Zeitpunkt gebracht wird. Beim 2:0 im Rückspiel gegen Trabzonspor letzten Donnerstag hatte Lang 34 Sekunden nach seiner Einwechslung getroffen. Gegen Tirol war er knapp drei Minuten vor dem entscheidenden Eckball-Assist am Platz gestanden.
Auch beim Rotieren macht der Trainer Klauß viel richtig. Gegen Tirol gab's gegenüber dem Europacup auch nur drei Veränderungen in der Startelf. Klauß: "Es geht nicht immer darum wie viel will man rotieren, es sind immer Einzelfall-Entscheidungen."
● Selbstvertrauen: Ein weiteres Puzzleteil für den Erfolg ist das mit den Siegen gewonnene Selbstvertrauen. Klauß: "Wir haben ein gewisses Selbstverständnis entwickelt, gehen davon aus, dass wir gewinnen, weil wir bestimmte Dinge tun, gut und fleißig sind und eine Idee haben, hinter der alle stehen." Nicht ganz so super funktioniert allerdings die Chancenverwertung. "Im Abschluss haben wir sicher Luft nach oben, ich will aber gar nicht so kritisch sein", so Klauß. "Wichtig ist, dass wir uns häufig Chancen rausspielen."
Da Rapid-Fans bereits von glorreichen früheren Zeiten träumen, tritt Klauß auf die Euphoriebremse: "Die Jungs haben es gut gemacht, fühlen sich wohl. Es ist wichtig, dass wir in der Meisterschaft im Fluss bleiben, uns gut positionieren. Aber es ist noch sehr früh in der Saison, wird dürfen uns nicht darauf ausruhen."
Donnerstag: Europacup-Play-off-Hinspiel gegen Braga
Weiter geht's im Europa-League-Play-off. Am Donnerstag (21.30 Uhr) steigt das Hinspiel bei Sporting Braga. Klauß: "Fakt ist, dass es die größte Herausforderung wird, die wir bisher hatten." Das unterstreicht auch der Blick auf den Marktwert des Teams, der knapp 100 Millionen Euro über jenem der Wiener liegt. Klauß: "Sie sind sicherlich über uns zu stellen. Das war Trabzonspor aber auch, deshalb machen wir uns nicht kleiner als wir sind." Die Türken waren trotz eines Marktwertes von mehr als 98 Mio. sowohl auswärts (1:0) als auch am Donnerstag daheim (2:0) bezwungen worden. Beljo über das Duell mit den Portugiesen: "Wir müssen den Kopf oben haben und ohne Angst spielen. Wir sind auch richtig gut, müssen uns vor niemand fürchten."
Klauß: "Braga ist zurecht die Nummer vier in Portugal. Sie schaffen es immer wieder den großen Teams Paroli zu bieten, haben eine gute Qualität und gute Ideen bei den Transfers." Aushängeschild ist Altstar Joao Moutinho, der 37-Jährige fehlte allerdings zuletzt und dürfte auch gegen Rapid ausfallen. Bragas Generalprobe glückte jedenfalls, am Sonntagabend gab es bei Boavista Porto einen 1:0-Sieg.