Die Pläne der Kandidaten

Kampf um Rapid voll entbrannt

06.11.2019

Schmid präsentierte sich vor Rapid-Wahl - Akademie Nummer 1.

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Das Rennen um das Amt des neuen starken Mannes beim SK Rapid Wien nimmt Fahrt auf. Mit Roland Schmid präsentierte sich am Mittwoch der Herausforderer. Der Selfmade-Millionär umriss in seiner gerammelt vollen Loge im Weststadion seine Pläne, sollte er am 25. November die Zustimmung der Vereinsmitglieder erhalten. Es kündigt sich eine Kampfabstimmung gegen die Liste von Martin Bruckner an.

Schmid hatte vergangene Woche den Zusammenschluss von seiner Liste mit jener von Robert Grüneis vermeldet. Auf ihrer Agenda steht eine neue Akademie an erster Stelle. Rapids Profikader soll nach einer fünf Jahre dauernden Aufbauphase eine Eigenbauspieler-Quote von 50 Prozent haben. Das Budget für den Nachwuchs, das aktuell 2,5 Millionen Euro betragen soll, soll auf sechs Millionen Euro aufgestockt werden. 20 Prozent des nationalen Budgets (ohne Europacup-Einnahmen) sollen demnach in die Jugend fließen.

Insgesamt will Schmid dem sportlichen Bereich "alles" unterordnen. "Wir wollen wieder vom Wirtschaftsbetrieb weg hin zum Sportverein", betonte der 43-jährige Unternehmer (IMMOunited). Auf Nachfragen stellte aber eines klar: Ohne eine wirtschaftliche Basis werde es nicht gehen. Gedacht wird groß. So sei auch eine in einem Konzept errechnete Budgetgröße von 60 Mio. Euro eine "Benchmark, die wir uns zutrauen", meinte Schmid. Inkludiert sind dabei Transfererlöse wie auch ein erfolgreiches internationales Abschneiden.

Nachwuchszentrum mit Top-Standards

Im Prater soll eine Akademie entstehen, die es auch mit Salzburgs Projekt in Liefering aufnehmen soll. "Wir wollen den Nachwuchs auf ein neues Level heben und mit internationalen Standards arbeiten", sagte der ehemalige Handball-Teamspieler Conny Wilczynski. Auch er hat einen Platz im Team von Schmid. Weiters stehen u.a. der Unternehmer Max Kindler (Legal Tech), AK-Präsidentin Renate Anderl oder DDSG-Geschäftsführerin Barbara Forsthuber auf der Liste.

Als "Unterstützer" für das Konzept werden Andreas Herzog sowie Investor Michael Tojner genannt. Tojner soll dem Vernehmen nach acht Mio. Euro für den Bau der Akademie bereitstellen. Der Unternehmer, der selbst mit einer Kandidatur als Rapid-Präsident geliebäugelt hatte, werde aber kein Investor, sondern nur Sponsor sein, stellte Schmid klar. Generell sei es "kein Ziel, Investoren an Bord zu holen".

Starker Mann im sportlichen Bereich soll Zoran Barisic bleiben. Unter dem Sport-Geschäftsführer sollen der Akademieleiter und der Trainer der Profis künftig auf einer Ebene stehen. Die Zukunft von Wirtschafts-Geschäftsführer Christoph Peschek scheint unklar, auch wenn Schmid "zum jetzigen Zeitpunkt" ausschloss, dass der Posten im Fall seiner Wahl neu ausgeschrieben wird. Peschek stehe aktuell nicht zur Diskussion.

Erstmalige Kampfabstimmung

Mit den Fans will Schmid das Gespräch suchen. Der Block West, also jener harte Kern der Anhängerschaft, der für so manchen Beobachter zu viel Einfluss auf die derzeitige Clubführung ausübt, sei als wichtige Interessensvertretung von Rapid "ernst zu nehmen". "Aber wir wollen dem Verein nicht schaden. Daran sollte sich der Block West auch halten", meinte Schmid. Er kündigte auch ein neues Gesprächsklima mit den Interessensvertretern der Bundesliga an, wobei er von einer gewissen "Überheblichkeit" sprach, die Rapid derzeit umwehe.

Am 25. November wird bei der Ordentlichen Hauptversammlung des Vereins der Nachfolger des nun amtierenden Clubchefs Michael Krammer erstmals in Rapids 120-jähriger Geschichte in einer Kampfabstimmung gewählt, nachdem das sechsköpfige Wahlkomitee am Montag beide Listen zur Abstimmung zuließ. Dafür hatten sich auch Rapid-Legenden wie Hans Krankl, Michael Konsel, Peter Pacult, Kurt Gager oder Ernst Dokupil stark gemacht.

Martin Bruckner will als Kandidat der aktuellen Präsidentschaft den eingeschlagenen Weg weitergehen. Der unter Krammer als Club-Finanzreferent werkende 54-Jährige gab gegenüber Medien an, dass  er vor allem auf dem bisher Erreichten aufbauen will. "Vor sechs Jahren galt der Bau eines Stadions als Vision. Jetzt jammern dieselben Leute, dass wir beim Trainingszentrum so lange brauchen. Das sollte man bedenken. Jedes Wachstum braucht Struktur, man muss in den größeren Anzug erst reinwachsen", sagte Bruckner.

Auch die aktuelle Clubspitze wolle in punkto Trainingszentrum eine große Variante. "Ich weiß, dass der Umbau in Etappen gut ist. Ohne sich zu überheben, sich in eine Abhängigkeit zu begeben. Wir verkaufen uns nicht, bleiben der Herr im Haus", merkte Bruckner an. In seinem Präsidium säßen neben Vize-Präsident Nikolaus Rosenauer auch Philip Newald (tipp3) als Finanzreferent, für den Sport wären der Ex-Rapidler Gerald Willfurth und Ex-Skirennläuferin Michaela Dorfmeister zuständig. Auch Ex-Formel-1-Teamchefin Monisha Kaltenborn (Sauber) steht auf der Liste.

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