Pacult-Interview
"Wir haben noch keine Nummer 1"
31.01.2009
Peter Pacult (49) führte Rapid im Vorjahr sensationell zum Titelgewinn. Jetzt redet der Erfolgscoach im ÖSTERREICH-Interview Klartext.
ÖSTERREICH: Herr Pacult, bereitet Ihnen die finanzielle Misere
bei Rapid schon Kopfschmerzen?
Peter Pacult: Ich bin fürs
Sportliche zuständig und habe keine Probleme.
ÖSTERREICH:
Aber Sie sollen ja bald Ihren Vertrag verlängern ...
Pacult:
Ich habe bereits mit Präsident Edlinger ein ruhiges Gespräch geführt. Mehr
gibt es dazu nicht zu sagen. Nur so viel: Wir haben vereinbart, dass es noch
vor dem Rückrundenstart eine Entscheidung geben wird.
ÖSTERREICH:
Zum Sportlichen: Rapid hat derzeit viele verletzte Spieler. Bereitet das
Ihnen Sorgen?
Pacult: Nein. Sogar Boskovic wird beim
Rückrundenstart dabei sein. Alle sollen sich ein Beispiel an Klaus Kröll
nehmen, der gewann in Kitz den Super-G mit einer gebrochenen Hand.
ÖSTERREICH:
Wie soll man das verstehen? Sind unsere Fußballer gar Weicheier?
Pacult:
Nein. Aber unsere Ärzte könnten ein bisschen umdenken. Ich bin sicher: Auch
der ÖSV-Doc war nicht begeistert, dass Kröll trotz Verletzung weiterfährt.
Sportler sind eben anders zu behandeln.
ÖSTERREICH: Sind Sie
eigentlich nachtragend?
Pacult: Überhaupt nicht. Aber warum?
ÖSTERREICH:
Weil Sünder Lukse nicht ins Trainingslager nach Zypern mit durfte.
Pacult:
Das hatte einen anderen Grund. Er hatte trotz harter Bestrafung noch immer
nicht kapiert, was passiert ist. Mich stört, wenn ein junger Spieler mehr
durch negative als durch positive Schlagzeilen auffällt. Aber jetzt ist die
Sache vom Tisch.
ÖSTERREICH: Wer ist eigentlich Ihre Nummer
1?
Pacult: Das kann und will ich noch nicht sagen. Payer ist im
Training schon fast wieder der Alte. Aber neun Monate ohne Wettkampfpraxis
steckt man nicht so einfach weg. Ich werde ihn in den nächsten Wochen genau
beobachten. Lukse ist beim Bundesheer, auch da muss man abwarten. Hedl hat
sich nichts zuschulden kommen lassen.
ÖSTERREICH: Die
Rückrunde startet gleich mit einem Kracher bei Spitzenreiter Salzburg.
Pacult:
Da müssen wir gleich in Topform sein. Nachher wissen wir, wie es mit der
Titelverteidigung aussieht. Ich bin jedenfalls nach der guten Herbstsaison
zuversichtlich. Wir haben bisher eine gute Vorbereitung.
ÖSTERREICH:
Sie sind der Meistertrainer. Haben Sie schon einmal mit Teamchef Karel
Brückner gesprochen?
Pacult: Nein. Andreas Herzog hat zwar
im November ein Gespräch mit ihm angekündigt, aber seither habe ich vom ÖFB
nichts mehr gehört. Das ist schon ein bisschen seltsam.
ÖSTERREICH:
Am Mittwoch, 11. Februar, findet in Graz das Länderspiel gegen Schweden
statt, da befindet sich Rapid noch im Trainingslager in der Türkei.
Pacult:
Keine Sorge, unsere Teamspieler werden rechtzeitig in Graz sein. Aber sie
müssen auch wissen: Die Priorität liegt beim Verein. Das heißt: Am Sonntag
werden sie noch bei unserem Testspiel in Belek dabei sein.
ÖSTERREICH:
Macht ein Ländermatch vor dem Rückrundenstart überhaupt Sinn?
Pacult:
Mit solchen Terminen kann ich mich nicht anfreunden. Bis zum WM-Spiel am 1.
April gegen Rumänien in Klagenfurt kann dann noch viel passieren.
ÖSTERREICH:
Apropos ÖFB. Wer soll Ihrer Meinung nach Präsident werden?
Pacult:
Da sollte der ÖFB das Modell vom ÖSV übernehmen. Schröcksnadel ist nicht nur
Stratege sondern auch ein Wirtschaftsfachmann. Für sportliche
Entscheidungen hat er ein Kompetenzteam. Für den Wiener Kandidaten Günter
Kaltenbrunner spricht, dass er Fußballer war und Managerqualitäten hat.