Serienmeister Salzburg hat Neo-Coach Gerhard Struber zu dessen Premiere am Sonntag ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert.
Auch das Konterfei der "Bullen" selbst zeigte sich beim 3:0-Sieg über die WSG Tirol gegenüber Strubers Vorgänger Matthias Jaissle schon leicht verändert, zumindest am Schluss erlebten die Fans in Wals-Siezenheim ein Spektakel. "Es ist ein hochverdienter Sieg, mit dem einzigen Manko, dass wir mehr Tore hätten machen müssen", resümierte ein zufriedener Struber.
3:0 - Salzburg mit Pflichtsieg bei Struber-Premiere gegen WSG Tirol
Fans mitreißen
"Attraktiven, proaktiven Fußball, der die Fans mitreißt", hatte Struber bei seiner Vorstellung sechs Tage zuvor angekündigt. Am Sonntag war dieses Ansinnen von Beginn an zu erkennen, wenngleich man sich trotz haushoher Überlegenheit mit der kompakten WSG-Defensive schwer tat, viel Geduld und schließlich einen Kopfballtreffer Karim Konates nach Standard als "Dosenöffner" brauchte (57.). Erst im Finish nutzte man die wohl auch schwindenden Kräfte der Tiroler und machte den Sack zu - wobei man mit Chancen verschwenderisch umging.
Augenfälliger taktischer Unterschied war die Ausrichtung des Mittelfelds, deren "Raute" sich einem 4-2-2 annäherte und so wohl der von Struber als "fluid" bezeichneten Interpretation entsprach. Der starke Startelfdebütant Mads Bidstrup stellte das unter Beweis. "Mads ist ein Pendler zwischen der Sechser- und Achter-Position, hat ein sehr geschmeidiges Auge und kann sehr dynamisch aus der Acht kommen", sagte Struber über den 22-jährigen, zweikampf- und laufstarken Dänen.
"Nicht alles super"
"Wir hätten es ein bisschen simpler gestalten können, indem wir mehr über die Außen agiert hätten", befand der langjährige Nachwuchscoach der Salzburger. "Es war nicht alles super, aber es steckt sehr viel Potenzial in der Mannschaft", lautete sein Resümee. "Wir wollen die Jungs von der Leine lassen und euch immer wieder mit solchen Auftritten begeistern." Tormann Alexander Schlager, der vor 11.737 Zuschauern fast arbeitslos gewesen war, klang ähnlich. "Wir hätten einfach die eine oder andere Situation besser fertig spielen müssen", meinte der ÖFB-Teamgoalie, der mit 27 Jahren der mit Abstand Älteste am Feld war. "Diese zwei Siege geben Selbstvertrauen. Das ist ganz wichtig, weil die Mannschaft sehr, sehr jung ist", stellte er denn auch fest.
Der mit 1. September scheidende Sportdirektor Christoph Freund erkannte "sehr viel Spielfreude und Energie in der Elf", für ihn kam auch der Doppelpack von Konate nicht überraschend. "Wir werden noch viel Freude mit ihm haben", sagte der zukünftige Personalstratege von Bayern München. Struber lobte den Ivorer als "sehr lebendigen, hochtalentierten Burschen, der am Boden bleibt".
Die Abgänge von Noah Okafor, Benjamin Sesko und Junior Adamu fielen bisher jedenfalls nicht ins Gewicht. Roko Simic vertrat den blessierten Torschützen vom Auftakt-2:0 gegen Altach, Petar Ratkov, glücklos aber achtbar, zudem werden noch Sekou Koita und Fernando zurückerwartet. "Wenn alle fit sind, ist der Konkurrenzkampf extrem", meinte Freund angesichts der hohen Kaderdichte. Er bestätigte zudem, dass Innenverteidiger Oumar Solet bleiben soll: "Das ist kein Thema, es gibt keine Anfrage, und wir möchten ihn unbedingt halten."
"Coole Sache"
Für Struber ist die Qual der Wahl eine "coole Sache. Wichtig wird sein, den richtigen und guten Mix zu finden. Mir ist einfach wichtig, dass sie 'all in' gehen und permanent gegen den Ball arbeiten. Deshalb finde ich das Spiel gegen Inter sehr wichtig, weil ich da alle meine Jungs marschieren lassen kann", sagte er im Hinblick auf das hochkarätige Testspiel gegen Inter Mailand am Mittwoch (19.00 Uhr/live ServusTV) in der heimischen Arena.
Dann könnte etwa Offensivmann Dijon Kameri, der gegen die WSG erst im Finish (77.) kam, mehr Einsatzzeit erhalten. "Wir spielen mit Doppelsechs und Doppelzehn, jeder Ball wird attackiert, wir sind im Pressing voll da", erzählte der ÖFB-U21-Teamkicker über die veränderte Herangehensweise unter dem neuen Coach. "Unter ihm gibt es jetzt auch mehr Gespräche." Konate konnte das bestätigen: "Er ist sehr menschlich, spricht viel mit uns."
Gesprochen wurde nach der zweiten Niederlage im zweiten Spiel auch bei der WSG. Trainer Thomas Silberberger, dem nach dem Auftakt-1:3 gegen Austria Klagenfurt noch "zum Kotzen" gewesen war, sah diesmal zumindest eine annehmbare Leistung seiner Truppe. "Wir hatten Teilerfolge, vor allem die ersten 60 Minuten haben wir gut verteidigt und konnten das Spiel eng gestalten", gab der Langzeitcoach an. Innenverteidiger David Gugganig gab sich vor dem kommenden Duell mit Altach zuversichtlich. "Wir können auf dieser Leistung aufbauen. Nächste Woche wartet Altach, die mit uns auf Augenhöhe agieren." Beide Teams konnten als einzige Ligavertreter noch nicht punkten.