Im Elfmeterschießen in Salzburg triumphiert, in der Nachspielzeit Rapid Wien niedergerungen - Sturm Graz hat einen Bilderbuchstart ins Frühjahr hingelegt.
"Wir haben jetzt zweimal zum spätestmöglichen Zeitpunkt ein Spiel auf unsere Seite gebracht. Das zeigt auch den Charakter der Mannschaft", meinte Sturm-Trainer Christian Ilzer nach dem 1:0 am Freitagabend zum Ligaauftakt gegen Rapid. Trotz weiterer Ausfälle bleiben die Grazer mit Tabellenführer Salzburg auf Tuchfühlung. "Es tut extrem gut, dieses schwierige Kampfspiel gewonnen zu haben", war Ilzer erleichtert. Zumal sein Team gegen die Hütteldorfer einige Widrigkeiten zu überwinden hatte. "Ich finde, dass uns ein reguläres Tor aberkannt wurde." Es folgten Verletzungen von Abwehrchef Gregory Wüthrich kurz vor der Pause und Stürmer Albian Ajeti nach dem letztmöglichen Spielertausch. "Das waren keine guten Aspekte, meine Spieler haben aber stets den Glauben an den Sieg. Last-Minute-Tore sind oft auch eine Mentalitätsfrage."
Sowohl Wüthrich als auch Angreifer Ajeti erlitten Muskelverletzungen. "Es schaut bei beiden schwerwiegender aus", sagte Ilzer. "Aber unser Kader ist so aufgestellt, dass Ausfälle kompensiert werden können." Der in den vergangenen Monaten so verlässliche Wüthrich hätte schon nach dem Cup-Auftakt in Salzburg mit einer Blessur zu kämpfen gehabt. Der Schweizer gab aber Grünes Licht. "Uns war das Risiko seines Einsatzes bewusst", betonte Ilzer. "Wenn er aber selbst das Gefühl hat, spielen zu können, ist Gregory ein gesetzter Spieler."
Statt Wüthrich wurde David Affengruber eingewechselt, der in der 91. Minute das Siegestor köpfelte. "Affi kam kalt in das Spiel, hat ihn sehr gut ersetzt", lobte Ilzer. "Er hat eine super Mentalität, war sofort da. Er ist ein Vorzeigeprofi." Zuvor war ein Sturm-Tor von Tomi Horvat nach VAR-Intervention aberkannt worden, weil sich Emanuel Emegha nicht nur knapp im Abseits befand, sondern laut Referee-Einschätzung dabei auch Rapid-Torhüter Niklas Hedl behinderte. Ilzer reagierte mit Unverständnis: "Emegha ist niemals wirklich im Schussfeld. Im Regelwerk fehlt die Klarheit. Hedl hätte diesen Ball nie und nimmer halten können."
Sorgenfalten wegen Grazer Rasenqualität
All diese Situationen ließ Sturm hinter sich, ist in der Liga mittlerweile zwölf Spiele ungeschlagen. Dazu kommt die Euphorie des Cup-Coups in Salzburg. "Die zwei Ergebnisse machen alles leichter, bestätigen den Glauben, und das schweißt die Mannschaft noch mehr zusammen", meinte Ilzer. "Ergebnistechnisch haben wir einen wertvollen Start." Nächsten Samstag geht es zum Steiermark-Derby nach Hartberg. "Es gilt hart zu arbeiten und jede Woche zu performen", forderte Spielmacher Otar Kiteishvili.
Sturm hat Lunte gerochen, will Salzburg bis zum Ende fordern. Bis zur Punkteteilung wartet kein Team aus dem oberen Tabellendrittel mehr auf die Grazer. "Es gibt nichts Schöneres als solche Last-Minute-Siege", erklärte Linksverteidiger David Schnegg. "Hoffentlich erleben wir das in den nächsten Wochen noch öfter." Auch das Ligadebüt von Neo-Torhüter Arthur Okonkwo glückte. "Es ist ein perfekter Start für mich", sagte die Arsenal-Leihgabe. Der 21-jährige Engländer habe laut Ilzer wie im Cup in Salzburg - damals trotz eines Fehlers beim Gegentor - ein Topspiel gemacht. "Mit seiner Ruhe, wie er von hinten heraus die Mannschaft führt und wie präsent er ist."
Weniger gefällt dem Sturm-Trainer die Rasenqualität im Training, die er auch mit den Verletzungen in Verbindung brachte. "Wir trainieren permanent auf unterschiedlichen Rasenflächen. Dieser Wechsel ist gegeben, stellt aber doch eine gewisse Problematik dar." Sturm hatte im Herbst die Errichtung eines beheizten Rasenplatzes angestrebt, scheiterte aber an entsprechenden Genehmigungen. "Der Frühjahrsstart, der in den letzten Jahren oft nicht so gut war, ist auch eine Frage der Infrastruktur, wenn man sich trainingsmäßig den anderen großen Mannschaften in Österreich angleichen will", meinte Ilzer.