Abschied

Tränen-Rücktritt von Fußballgott Hofmann

17.05.2018

Die lebende Rapid-Legende sagt nach mehr als 500 Spielen "Servus".

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Steffen Hofmann setzt einen Schlussstrich. Der 37-jährige "Fußball-Gott" von Rekordmeister Rapid wird seine aktive Karriere mit Saisonende wie erwartet beenden. "Ich bin überwältigt, so einen Abschied zu bekommen", sagte der zu Tränen gerührte Mittelfeldspieler am Donnerstag bei einer eigens für ihn durchgeführten Veranstaltung im Kursalon Hübner. Am 22. Juli erhält Hofmann ein Abschiedsspiel.

Zwei Meistertitel mit Rapid

Hofmann durchlebte mit den Wienern viele Höhen und Tiefen, war etwa an den Meistertiteln 2005 und 2008 maßgeblich beteiligt. In seiner Abschiedssaison spielte er aber nur noch eine untergeordnete Rolle. Zwölfmal kam er zum Einsatz, zehnmal in der Liga, mehr als 357 Spielminuten schauten nicht heraus. "Jeder weiß, dass ich sehr ehrgeizig bin und die letzte Saison nicht so gelaufen ist, wie ich es mir persönlich gewünscht hätte. Aber auch diese Zeiten gehören einfach dazu", gab Hofmann zu Protokoll.

"Bin jeden Tag mit Strahlen in die Kabine gekommen"


Den Kopf habe er deshalb nie hängen lassen. "Ich bin in den letzten zwei Jahren jeden Tag mit einem Strahlen in die Kabine gekommen, weil es mir einfach Freude gemacht hat, mit den Jungs Fußball zu spielen", sagte Rapids Ehrenkapitän. Der Abschied fiel ihm auch deshalb so schwer. "Das Familiäre, jeden Tag in die Kabine zu kommen, das wird mir fehlen. Es ist der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann. Für mich ist es wie für einen kleinen Buben, dem man den Ball wegnimmt. Ich will nicht wahrhaben, dass es vorbei ist", gab Hofmann Einblick in seine Gefühlswelt.

"Große Ikone"

Vor wenigen Tagen hatte er die Rapid-Führung angewiesen, den Rücktritt offiziell zu machen. "Auch wenn es schwierig ist, irgendwann muss der Tag kommen", so Hofmann. Einen Tag zuvor hatte er noch mit einer Rapid-Delegation beim Papst im Vatikan den Segen erhalten. In Erinnerung bleiben wird er als Rapid-Legende mit extrem guten Draht zu den Fans. "Er reiht sich als ganz große Ikone ein, ist ein würdiger Urenkel von Fredy Körner in diesem Verein", verlautete Ehrenpräsident Rudolf Edlinger. Lob gab es auch von der aktuellen Führungsriege. "Du hast dir zurecht den Ehrentitel Fußballgott verdient, weil du weit über das Sportliche hinaus Außergewöhnliches für den Verein geleistet hast. Für mich persönlich bist du die Nummer eins", sagte Präsident Michael Krammer.

127 Tore, 208 Vorlagen

127 Tore und 208 Vorlagen in 539 Pflichtspielen bezeugen die großen Verdienste des Deutschen für die Hütteldorfer. "539 Spiele, ob das noch einmal einer schafft, darf man bezweifeln", sagte Wirtschafts-Geschäftsführer Christoph Peschek. Hofmann selbst habe sich 2002 nicht vorstellen können, 2018 noch hier zu sein. "Aber so ist es gekommen. Ich glaube, dass ich sehr gut zu diesem Verein passe und er zu mir. Ich habe in den 16 Jahren so viele tolle Dinge erleben dürfen", resümierte Hofmann. Darunter war das "Wunder von Kasan", wo Rapid 2004 einen 0:2-Rückstand noch mit einem 3:0-Sieg in Russland und zwei Hofmann-Toren drehte. "Damals haben wir auf einem Schiff geschlafen, das war wirklich wild", erinnerte sich der Offensivspieler.

Edlinger und Hickersberger als Mentoren

Zwei Wegbegleiter hob der seit 2002 mit Ausnahme einer halbjährlichen Unterbrechung 2006 (1860 München) immer für Rapid spielende Hofmann in seiner Dankesrede besonders hervor. Edlinger habe ihn damals von 1860 "im Alleingang" zurückgeholt. "Ich bin dankbar, dass er mir die Chance gegeben hat", so Hofmann. Zudem bleibe ihm Josef Hickersberger besonders in Erinnerung. "Er war mein erster Trainer bei Rapid und für mich als junger Bub im Ausland eine Art Vaterfigur. Er hat mich eingeführt in den Verein, mir gezeigt, worauf es ankommt", verlautete Hofmann.

Im Europacup traf er in 74 Partien 25 Mal und damit so oft wie kein anderer Rapid-Akteur. 2010 holte er mit 20 Treffern die Liga-Torjägerkrone, 2004 und 2009 wurde er bei der von der APA unter den Trainern durchgeführten Wahl zum Fußballer des Jahres gewählt. Die Meistertitel stehen aber über den persönlichen Erfolgen. "Was am Ende überbleibt, sind die Meisterteller", betonte Hofmann. Zu dem reicht es heuer nicht mehr, zweimal hat er aber noch die Chance, das Rapid-Dress in einem Pflichtspiel überzustreifen. Am Sonntag folgt im letzten Heimspiel gegen Altach im Allianz Stadion eine weitere Verabschiedung.

Abschied am Sonntag gegen Altach

"Ich freue mich einfach, wenn es der Trainer zulässt, noch einmal als Aktiver auf dem Platz zu stehen", sagte Hofmann. Im Vordergrund steht aber Anderes. "Drei Punkte sind am Sonntag das Wichtigste", betonte der Mittelfeldakteur. Rapid will im Finish den dritten Rang verteidigen, hat nur einen Zähler Vorsprung auf den LASK.

Abschiedsspiel am 22. Juli

Nach der Saison wird zu Ehren Hofmanns ein Abschiedsspiel in Hütteldorf ausgetragen. Die Kampfmannschaft tritt am 22. Juli (19.30 Uhr) gegen eine Auswahl "Steffen und Freunde" an. "Es war mir wichtig, dass Rapid im Mittelpunkt steht und nicht wer anderer", sagte Hofmann. Seine Nummer elf wird zumindest in den nächsten elf Jahren nicht mehr vergeben, kündigte Peschek an.

Rapid bleibt der dreifache Familienvater aber erhalten. Er wird ab sofort Vollzeit als Talente-Manager fungieren, eine Tätigkeit in die er schon im vergangenen Jahr hineingeschnuppert hatte und die für ihn eine Vorstufe zum Sportdirektor-Posten sein könnte. "Ich bin der festen Überzeugung, dass es eine großartige Geschichte für den Verein werden kann", blickte der Ex-Bayern-Nachwuchs-Kicker optimistisch nach vorne. Urlaub wird er sich vorerst keinen gönnen, der Übergang zur Karriere danach geht nahtlos über die Bühne.

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