Der Deutsche beweist bei seiner Präsentation jede Menge Humor.
Es war ein Start-Ziel-Sieg. Mit dem Deutschen Heiko Vogel hat Bundesligist Sturm Graz seinen erklärten Wunschkandidaten als Nachfolger von Franco Foda zum Cheftrainer bestellt. Der frühere Meistermacher des FC Basel, der den Club mit Jahreswechsel übernehmen wird, versprühte bei seiner Präsentation am Donnerstag nicht nur gute Laune, sondern auch eine gehörige Portion Optimismus.
Vogels erster Satz, nachdem sich Präsident Christian Jauk und Sport-Geschäftsführer Günter Kreissl als Vorredner nur positiv über ihn geäußert hatten, sorgte für Lacher: "Ich muss aufpassen bei meinem Nachnamen, dass ich bei all dem Lob nicht abhebe." Der 42-Jährige, zuletzt als Trainer des Amateurteams bei Bayern München engagiert, versicherte aber glaubhaft, dass diese Gefahr nicht besteht.
Der neue Sturm-Coach gilt als kommunikativer Trainer, der sich laut eigenen Angaben aber auch für einen "verbalen Arschtritt" nicht zu schade ist. "Für mich ist Humor eine Waffe der Kommunikation", erklärte Vogel. "Ein lächelndes Gesicht setzt lieber etwas um als ein zorniges Gesicht. Ich lache gern und ich mag es auch, wenn in meinem Umfeld geschmunzelt wird."
Grund zu lachen hatte Sturm zuletzt genug. Die Grazer liegen bei Ligahalbzeit punktegleich mit Titelverteidiger und Tabellenführer Salzburg auf Rang zwei. "Wir haben eine unglaublich gute Ausgangssituation", meinte Vogel. Das Wort Meistertitel wollte er bei seiner Bestellung aber nicht in den Mund nehmen. "Ich finde es immer als Ziel, europäisch zu spielen. Ich denke, das ist im Bereich des möglichen."
Großes Lob für Vorgänger Foda
Trotz des starken Herbstes will Vogel auf Demut setzen. "Es gilt, die Leistung, die wir jetzt erbracht haben, zu bestätigen. Das ist mit das Schwerste", meinte der Deutsche, der mit seinem neuen Team am 4. Jänner in die Winter-Vorbereitung startet. Bis dahin will er sich - auch aus Respekt vor seinem noch im Amt befindlichen Landsmann Franco Foda - mit öffentlichen Aussagen und Auftritten zurückhalten.
Auch bei den beiden abschließenden Sturm-Spielen vor Jahreswechsel will Vogel nicht vor Ort sein. Mit Foda, der mit Jahresbeginn das österreichische Nationalteam übernimmt, hat er sich aber bereits ausgetauscht. Seinen Landsmann kennt er seit einem gemeinsamen Trainerkurs im Jahr 2000.
"Ich habe mir viele Spiele angeschaut. Das, was ich gesehen habe, hat mich total begeistert", sagte Vogel. "Die Arbeit, die Franco und sein Team hier leisten, ist sensationell gut." Daran gilt es anzuschließen. "Ich verspüre aktuell noch gar keinen Druck. Aber ich verspüre eine unglaublich große Vorfreude."
Diese Philosophie verfolgt Vogel
Im Vergleich mit Fodas praktiziertem Umschaltspiel ließ Vogel auf seine Philosophie angesprochen den Wunsch nach mehr Ballbesitz durchblicken. "Ich beschäftige mich gern mit Ballbesitz. Wenn man ihn nicht hat, muss man sich aber damit beschäftigen, ihn wieder zu erlangen." Von Jauk habe er aber bereits ein sehr schönes Wort gelernt - situationselastisch. "So handhabe ich das. Ich glaube, dass man nicht so stur sein darf, auf sein Konzept zu pochen."
Kreissl hofft, dass Vogel auch Talente wie Dario Maresic oder Sandi Lovric entwickeln kann. Zu viele Nachwuchsspieler will der neue Coach trotz der Erfahrung, die er bei den Bayern in diesem Alterssegment gesammelt hat, aber nicht hochziehen. "Man kann junge Spieler nur dann einsetzen, wenn sie die Qualität mitbringen." Potenzial ist bei Sturm allerdings vorhanden.
Die Grazer hatten in der Vergangenheit bereits einmal bei Vogel angefragt, damals habe er kurz zuvor bei Bayern unterschrieben. Nun musste er "keine Millisekunde überlegen". Für Sturm hätten auch die Fans gesprochen. Vogel: "Das ist für einen Fußballtrainer das Salz in der Suppe. Ich glaube, die Fankultur in Graz ist einzigartig im österreichischen Fußball."