Das junge Wolfsrudel kann sich auf der Pressekonferenz nicht mehr halten - die Partynacht ist eingeläutet!
Das 1:0 gegen Feyenoord Rotterdam krönte am Donnerstag einen sensationellen Herbst, mit dem die Kärntner einen neuen Club-Meilenstein setzten. "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Dass wir als kleiner WAC in so einer Gruppe überwintern, ist unglaublich", sagte WAC-Tormann Alexander Kofler.
"Die Art und Weise war beeindruckend"
Mit zehn Punkten wurde Rang zwei hinter Dinamo Zagreb souverän eingefahren, wie auch schon beim 4:1 in den Niederlanden konnte der niederländische Traditionsclub leistungsgerecht in die Schranken gewiesen werden. Hinzu kamen vier Zähler in den Duellen mit ZSKA Moskau. "Wir haben Geschichte geschrieben und werden uns noch lange an den letzten Monaten erfreuen. Wir sind nicht irgendwie weitergekommen, die Art und Weise war schon beeindruckend", resümierte ein überglücklicher WAC-Trainer Ferdinand Feldhofer.
Das sah auch Kapitän Michael Liendl so: "International zu überwintern, mit so einem Verein wie dem Wolfsberger AC, den keiner auf der Fußball-Landkarte bisher so richtig gesehen hatte, ist schon großes Kino. Das kann dir keiner mehr nehmen, da werden wir auch in 10,15 Jahren noch zurückblicken und sagen, wie geil das war."
Teamgeist als Erfolgsgeheimnis
Dementsprechend fielen die Jubelszenen an einem laut Liendl "absolut überragenden Tag" ausgiebig aus. Das bekamen die Medienvertreter - Fans waren wegen der Coronavirus-Pandemie keine zugelassen - im Stadion nicht nur aus der Ferne mit. Kofler und Co. stürmten kurz nach Beginn der Pressekonferenz in den Saal, Feldhofer und Liendl wurden mit Bierduschen bedacht, zudem wurde lautstark gejubelt und gesungen. "Wir sind einfach eine überragende Truppe", betonte Liendl danach. Der Zusammenhalt im Team sei sehr groß. "Es verstehen sich alle gut, es gibt kein Theater, ob wer spielt oder nicht, das ist schon außergewöhnlich und habe ich in der Form noch nicht so erlebt", sprach der Mittelfeld-Regisseur eines der Erfolgsgeheimnisse an.
Im Spätherbst seiner Karriere läuft der 35-Jährige noch einmal zur Topform auf. Nach 15 Saison-Pflichtspielen hält er bei acht Toren und sieben Assists, viermal traf er in der Europa League. Den jetzigen Aufstieg stellte er fast auf eine Stufe mit seinem erfüllten Kindheitstraum, dem Sprung ins Ausland. "Das ist natürlich sehr weit vorne einzuordnen", meinte Liendl. Für Feldhofer hatte der Erfolg einen noch höheren Stellenwert, konnte er doch gleich bei seinem ersten Europacup-Anlauf als Trainer Historisches schaffen. "Ich war schon einmal in der glücklichen Lage mit Sturm, die Gruppenphase der Champions League überstanden zu haben, da war ich aber nur Kaderergänzungsspieler. Es war auch ein schöner Moment, aber über diesem Tag und dem Ereignis steht nichts drüber", betonte der WAC-Coach.
Dem Clubchef droht die Glatze!
Auswirkungen dürfte der Erfolg auch für Clubchef Dietmar Riegler haben. "Ich freue mich, wenn er sich eine Glatze schneiden lassen muss", gab Liendl Einblick in interne Wetten. Der 54-Jährige ist eng mit dem Erfolg der Kärntner verbunden. "Er hat sehr viel Geld und Herzblut reingesteckt, es ist wunderschön, dass wir ihm als Mannschaft mit einem historischen Erfolg etwas zurückgeben können", sagte Liendl. Für Feyenoord-Coach Dick Advoccat war es alles andere als ein schöner Abend. "Der WAC hat einfachen Fußball gespielt und das ganz gut gemacht. Man muss dem Gegner ein Kompliment aussprechen, sie haben verdient gewonnen", analysierte der Niederländer.
Bereits am Montag (13.00 Uhr) bekommt der WAC Klarheit, gegen wen es am 18. (zu Hause) und 25. Februar (auswärts) im Sechzehntelfinale geht. Tottenham, Manchester United, Arsenal, Leicester City (alle ENG), AC Milan, AS Roma, SSC Napoli (alle ITA), Bayer Leverkusen, 1899 Hoffenheim (beide GER), Villarreal (ESP), Ajax Amsterdam, PSV Eindhoven (beide NED), Schachtar Donezk (UKR), Club Brügge (BEL) und die Glasgow Rangers (ECO) sind die möglichen Gegner.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Feldhofer zeigte sich wunschlos. "Für mich waren die Gruppengegner auch schon große Namen. Ich habe noch keine Gedanken verschwendet, was da auf uns zukommt", sagte der 41-Jährige. Liendl war es "völlig wurscht", wer bei der K.o.-Premiere wartet. "Wir wissen, das es höchstwahrscheinlich ein richtig guter Club sein wird, das werden besondere Spiele."
Einen anderen Wunsch äußerte er aber, nämlich die Hoffnung, dann wieder vor Fans antreten zu können. "Es schmerzt, wenn keiner im Stadion ist und du solche Erlebnisse hast und es mit den Fans nicht teilen darfst", verlautete der Ex-Niederlande-Legionär. Feiersperre gab es für sein Team trotz der Aufgaben in der Liga keine. "So etwas erlebt man nicht alle Tage, die Jungs sollen den Moment genießen, aber natürlich im Rahmen", gab Feldhofer Einblick. Ab Freitagvormittag gelte die volle Konzentration dem Ligaduell mit der Austria am Sonntag. "In der Liga müssen wir noch ein bisschen nachlegen", weiß der WAC-Coach.