Tabellen-Schlusslicht und Trainer Heimo Pfeifenberger gehen getrennte Wege.
Neun Punkte aus 15 Spielen, Tabellenschlusslicht, sechs Zähler Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Wiener Neustadt hat nach einer bisher schwachen Saison die Reißleine gezogen und sich mit sofortiger Wirkung von Coach Heimo Pfeifenberger getrennt. Die Trennung sei allerdings einvernehmlich erfolgt, verlautete der Fußball-Bundesligist am Mittwoch.
Nachfolger noch offen
Die Nachfolgefrage ist noch nicht geklärt. Vorerst werden das abgesehen von Pfeifenberger weiter bestehende Trainerteam, allen voran Co-Trainer Christian Ilzer, und Sportmanager Günter Kreissl interimistisch die Verantwortung übernehmen. "Unser Ziel ist, so schnell wie möglich einen Nachfolger zu finden", sagte Kreissl. Im Idealfall würde der neue Chefcoach schon nach der Länderspielpause am 22. November im Heimspiel gegen den WAC auf der Bank sitzen.
"Es wird aber keinen Schnellschuss geben, das Wichtigste ist Qualität", betonte Kreissl. Es könnte daher sein, dass der 40-jährige und Ilzer auch noch als hauptverantwortliche Personen die Mannschaft im Duell mit dem Tabellenzweiten betreuen. "Es ist nicht unser Ziel, Trainer zu bleiben", schloss Kreissl eine Dauerlösung im Falle eines Erfolgs aber aus. Zu möglichen Nachfolgekandidaten oder einem Anforderungsprofil wollte sich Kreissl nicht äußern. "Im Interesse des Vereins werde ich die Trainersuche nicht kommentieren", sagte Wiener Neustadts Sportchef.
Initiative kam von Pfeifenberger
Die Wiener Neustädter hatten nach dem 1:1 am Samstag bei Admira Wacker Mödling einen Prozess gestartet, um zu schauen, ob der Club auf dem richtigen Weg sei. "Es ist nie etwas hinterrücks passiert, wir haben viele Gespräche geführt. Am Montag ist er dann an uns herangetreten, und hat gesagt, dass eine Trennung vielleicht die beste Lösung für den Club ist", sagte Kreissl. "Das zeugt nur einmal mehr von seiner Charakterstärke", ergänzte der Ex-Goalie.
Mannschaft "überrascht"
Die Mannschaft wurde von der Nachricht überrascht. "Die Mannschaft hat die Entscheidung mit ungewöhnlicher Betroffenheit aufgenommen, weil er ein sehr geschätzter Mensch war", erklärte Kreissl. Auch Pfeifenberger selbst fiel der Abschied schwer. "Für mich war es ein ausgesprochen schöner und cooler sportlicher Lebensabschnitt, in dem ich mit vielen positiven Typen sehr emotionale Momente erleben durfte. Diese Zeit hat mich sicher auch in meiner persönlichen Entwicklung geprägt", wurde der Salzburger in einer Vereins-Aussendung zitiert.
Zwei Mal Abstieg entgangen
Pfeifenberger war im Sommer 2012 von Grödig nach Wiener Neustadt gekommen und hatte mit dem vielerorts als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelten Club zweimal den Klassenerhalt geschafft. 2012/13 als Siebenter mit 36 Punkten, damit aber nur einem Zähler mehr als Absteiger Mattersburg, 2013/14 als Achter mit 39 Zählern und zehn Punkten Differenz zu Schlusslicht Wacker Innsbruck.
Diese Saison hätte die positive Punkteentwicklung trotz Jahr für Jahr verringertem Budget weitergehen sollen. 10 Punkte pro Saisonviertel waren das erklärte Ziel. Im ersten Viertel gelangen, in den ersten sieben Runden geholte, sieben Punkte, in der Folge kamen bisher nur zwei weitere Zähler dazu. Mittlerweile sind die Niederösterreicher acht Runden ohne Sieg, mit dem 1:1 zuletzt bei der Admira wurde eine große Chance vergeben, Platz neun entscheidend näher zu rücken.
Gründe für den Niedergang
"Wir haben heuer die engen Spiele nicht gewonnen. Das ist uns in den letzten Jahren oft gelungen", nannte Kreissl einen Grund für die Misere. Mit sieben Punkten nach sieben Runden sei man noch im Plansoll gewesen. "Dann hat es für mich zwei, drei Schlüsselspiele gegeben", sagte Kreissl. Gemeint sind vor allem die Spiele in Altach (0:2) und gegen Ried (0:1), wo für Wiener Neustadt mehr möglich gewesen wäre. Zudem kam auch noch das Wetterpech im Duell mit Grödig hinzu. Die Partie der 14. Runde wurde beim Stand von 1:0 für die Pfeifenberger-Truppe nach knapp 20 Minuten wegen Nebels abgebrochen, komplett neu ausgetragen und schlussendlich mit 2:4 verloren.
Hoffnung macht den Niederösterreichern die Leistung nach der Pause beim 1:1 gegen die Admira, wo der Siegtreffer der Gäste nicht unverdient gewesen wäre. "Wir müssen den Fokus jetzt nach vorne richten und die gute, intensive Arbeit einfach fortsetzen", kündigte Kreissl an. Bis zur Winterpause stehen noch vier Partien auf dem Programm, Wiener Neustadt trifft da noch auf den WAC (heim), Rapid (auswärts), Altach (heim) und Ried (auswärts). "Jeder Punkt hilft uns weiter, aber auch wenn wir keinen Punkt mehr machen sollten, sind wir noch nicht fix abgestiegen", sprach Kreissl Klartext.
Es war der zweite Trainerwechsel in der noch jungen Bundesliga-Saison. Bei Sturm Graz hat Ende September Franco Foda die Nachfolge des zu Leeds United abgewanderten (und mittlerweile schon wieder entlassenen) Darko Milanic angetreten.