ÖFB-Teamchef gibt sich am Tag vor dem "Schicksalsmatch" gegen Serbien durchaus optimistisch, warnt aber vor den Standards der Serben.
Das österreichische Fußball-Nationalteam steht vor einem Schlüsselspiel in der WM-Qualifikation (Gruppe 7). Mit einem negativen Ergebnis am Mittwoch (20.30 Uhr/live ORF1) im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion in Wien gegen Serbien dürfte der Zug zur WM 2010 in Südafrika ohne den ÖFB abgefahren sein - und das bereits nach vier Spielen. Teamchef Karel Brückner lässt sich von der prekären Situation allerdings nicht aus der Ruhe bringen.
"Bin Druck gewöhnt"
"Ich stehe seit 35 Jahren
unter diesem Druck. Wir müssen weiter - ob ohne Druck, oder mit Druck, das
ist egal", erklärte der 68-jährige Tscheche. Zuversichtlich macht ihn nach
dem blamablen 1:1 auf den Färöern vor allem ein Faktum, das sich wie ein
roter Faden durch die jüngere österreichische Fußball-Vergangenheit zeiht.
"Gegen starke Gegner spielen wir immer besser. Serbien ist ein ganz anderer
Gegner als Färöer", betonte Brückner.
Tabellenführer
Damit hat der Teamchef Recht. Die Serben sind
nach einem überzeugenden 3:0 gegen Litauen Tabellenführer, strotzen vor
Selbstvertrauen und verfügen rund um Kapitän Dejan Stankovic (Inter Mailand)
über ein Team voll von internationalen Klasseleuten. "Das ist ein sehr
großer Gegner. Wir müssen uns gut vorbereiten", erklärte Brückner, der die
Serben mit einem offensiv ausgerichteten 4-4-2 erwartet. Ihr zweites
Grundsystem ist ein 4-1-4-1.
Gefährliche Standardsituationen
"Sie sind in beiden Systemen
sehr stark", versicherte Brückner, der den Gegner ausgiebig auf Video
studiert hat. Besonders warnte der Tscheche neben den spielerischen
Qualitäten von Stankovic sowie der starken rechten Angriffsseite mit
Chelsea-Außenverteidiger Branislav Ivanovic und Milos Krasic (ZSKA Moskau)
vor den Standardsituationen der Serben. "Sie haben zuletzt fast alle ihre
Tore so gemacht", erinnerte Brückner-Assistent Jan Kocian.
Auch Österreichs Stärke
Standards - auch die Stärke der
Österreicher. Seit mittlerweile sieben Spielen hat das ÖFB-Team kein Tor
mehr aus dem Spiel heraus erzielt. Zuletzt war das Martin Harnik im finalen
EM-Testspiel im Mai gegen Malta (5:1) gelungen. Gegen Serbien fehlt der
Flügelflitzer von Werder Bremen wegen eines Bändereinrisses im Sprunggelenk.
"Wir werden aber auch dieses Problem gut lösen können", meinte Kocian.
Erster Kandidat auf der Harnik-Position ist Andreas Hölzl von Sturm Graz.
Ein oder zwei Stürmer?
Brückner könnte sogar mit einem
zweiten Stürmer überraschen - Erwin Hoffer neben Marc Janko. Diese Variante
gilt allerdings als unwahrscheinlich, hat sie der Teamchef bisher von Beginn
an doch nur auf den Färöern angewandt. "Das war aber nicht System-Problem",
kommentierte der 68-Jährige das 1:1 von Torshavn, das er schnellstmöglich
aus den Köpfen der Spieler zu bringen versuchte. "Für uns ist das schon weg.
Wir müssen die Gedanken in eine positive Richtung lenken."
Reaktion auf Kritik
Von der zuletzt vorsichtig aufkommenden
öffentlichen Kritik zeigte sich Brückner unberührt. "Ich lese nicht",
schmunzelte der Trainerfuchs. "So etwas ist mir egal." Dennoch erwartet sein
engster Vertrauter eine Reaktion der Mannschaft. "Es ist unsere Pflicht,
unsere bessere Seite zu zeigen - wie gegen Frankreich", meinte Kocian,
warnte aber ebenfalls vor der Spielstärke des Gegners. "Die Balkan-Schule
ist bekannt. Die Serben sind die europäischen Brasilianer, wie man sie
nennt. Aber sie können auch kämpfen."