Am ersten Tag der Verhandlung des in Insolvenz befindlichen SK Sturm Graz wurden Forderungen von rund 11,177 Mio. Euro angemeldet.
Nach den Worten von Masseverwalter Norbert Scherbaum und Sturm-Vertreter Michael Drexel, die sich nach der Tagsatzung am späten Donnerstagnachmittag der Presse stellten, liefen die Fortführungsbemühungen für den SK Sturm erfolgreich. Die Mittel werde man aber von außen und nicht durch Spielerverkäufe aufbringen, der mögliche Abgang von Sturm-Spieler Christoph Leitgeb sei kein Thema mehr.
Weitere Forderungen stehen aus
An Forderungen der rund 100
Gläubiger gebe es rund 11,177 Mio. Euro, davon anerkannt seien 4,816 Mio.
Euro - zu diesen könnten nach einer Prüfung nächste Woche noch 1,5 Mio. Euro
der Wirtschaftsbetriebe GmbH kommen - ebenso wie Forderungen der
Finanzprokuratur, ebenfalls in Millionenhöhe.
Finanzamt übermittelte vorläufigen Prüfbericht
Laut
Scherbaum ist die "Finanzprokuratur ja Hauptgläubiger", aber
er habe Signale erhalten, dass es von dieser eine Entscheidung bis 24.
Dezember für eine Lösung geben werde. Er selbst sei der Ansicht, dass der
Gesamtanspruch der Finanz von über sechs Mio. Euro "ein sehr
extremer Standpunkt" sei. Nach Konkurseröffnung wurde dem
Masseverwalter jedenfalls vom Finanzamt Graz-Stadt ein vorläufiger
Prüfungsbericht zum anhängigen Lohnabgabenverfahren übermittelt.
Finanz beharrt auf 6,9 Millionen
Für den Zeitraum von 1996 bis
2006 ist darin eine Lohnabgabennachforderung in Höhe von rund 6,9 Mio. Euro
dargelegt. Dies sei von einem von Scherbaum beauftragten Wirtschaftsprüfer
überprüft worden, man habe nun beim Finanzamt unter Darlegung des
Rechtsstandpunktes einen maximalen Nachforderungsbetrag von rund 2,8 Mio.
Euro dargelegt. Das Finanzamt sei nach wie vor der Meinung, dass die im
Zwischenbericht dargelegte Gesamtforderung von 6,9 Mio. bzw. nach Korrektur
von Rechenfehlern in Höhe von rund 6,3 Mio. Euro zu Recht bestehe. Scherbaum
geht davon aus - "ohne einem endgültigen Abschluss des
Betriebsprüfungsverfahrens vorgreifen zu wollen" - dass beide
Extremstandpunkte der Parteien nicht durchsetzbar sind.
Bis 15. Jänner Einspruch
Gegen die von Scherbaum
bestrittenen Summen können die Gläubiger nun bis 15. Jänner Einspruch
erheben. Am 25. Jänner wird es dann ernst: Dann findet die
Zwangsausgleichstagsatzung statt. Laut Drexel hat man drei potente
steirische Unternehmen an der Hand, die rund zwei Mio. Euro aufbringen
könnten.
Lob gab es für die Fans
Durch deren Unterstützung konnten
aus den nach Konkurseröffnung stattfindenden Heimspielen weit höhere
Kartenerlöse als budgetiert erzielen, nämlich rund 300.000 Euro. Nun habe
man sogar einen Überschuss von rund 100.000 Euro erwirtschaftet - auch wenn
man nicht von einem weiterhin so anhaltend hohen Besuch der Heimspiele
ausgehen könne. Eine gute Nachricht sei es jedoch auch, so Scherbaum, dass
man die als Bankgarantie erlegte Fortführungskaution in Höhe von 750.000
Euro noch nicht habe antasten müssen. Darüber hinaus haben die
Sturm-Sponsoren sich zu einer weiteren Unterstützung des Vereines bekannt -
sie werden auch im Konkursfortbetrieb ihre Zahlungen gemäß den
Sponsorverträgen leisten.
Verein soll gerettet werden
Masseverwalter Scherbaum hat
Sachverständige mit der Bewertung aller Sachwerte, der Liegenschaftswerte
des Trainingszentrums sowie mit der Erstellung eines Vermögensstatus
beauftragt, um für die Prüfung der Angemessenheit des
Zwangsausgleichsvorschlages den Gläubigern "ein entsprechendes
Alternativszenario für den Fall der Schließung des Vereins bieten zu können.
Unter dem Strich sei es aber besser, wenn der Verein nicht zerschlagen
werde, denn dann schaue weit weniger heraus als die 20-prozentige
Zwangsausgleichsquote - die sei nämlich zu schaffen.
Superquote
Aus Sicht der Gläubiger sei eine Barquote von 20
Prozent jedenfalls vorteilhafter, sofern eine Verbesserung des
Zwangsausgleiches durch das Anbot einer so genannten Superquote erfolge.
Dies bedeutet, dass den Gläubigern die Möglichkeit der Ausschüttung einer
Superquote für den Fall der erfolgreichen Durchsetzung von Organhaftungs-,
Schadenersatzansprüche gegen Dritte sowie Anfechtungsansprüche angeboten
wird. Auf die Frage eines Journalisten, ob es im Gegenteil eine Forderung
von Ex-Präsident Hannes Kartnigs Perspektiven Werbung an Sturm gebe,
schnarrte der sonst so sachliche Scherbaum recht emotional: "Die hätte
ich bestritten."
Hoffnung liegt auf Nachwuchs
Das Konkursverfahren über Sturm
könnte mit Bestätigung des Zwangsausgleiches bei der Tagsatzung am 25.
Jänner 2007 "sofort aufgehoben werden". Damit könnte der
Verein außerhalb des Konkursverfahrens weitergeführt werden. Sturm habe ein
großes Potenzial, vor allem mit dem eingeschlagenen Weg des
Spieler-Nachwuchses aus dem "eigenen Stall". "Und vergessen
Sie nicht - ein entschuldeter Verein bekommt eine Bundesliga-Lizenz ungleich
leichter", sagte Drexel.
Auch Masseverwalter klagt
Scherbaum würde als Masseverwalter aber
sozusagen als Sachwalter die Durchsetzung von Organhaftungs- oder
Schadenersatzansprüche fortführen. Der Masseverwalter hat sich für die
Konkursmasse als Privatbeteiligter im Strafverfahren gegen Hannes Kartnig
und namentlich noch nicht bekannte Verantwortliche des gemeinschuldnerischen
Vereins angeschlossen.