Sturm-Konkurs

Gläubiger fordern 11 Mio. Euro von Sturm Graz

07.12.2006

Am ersten Tag der Verhandlung des in Insolvenz befindlichen SK Sturm Graz wurden Forderungen von rund 11,177 Mio. Euro angemeldet.

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© (c) GEPA / Martin Dirninger
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Nach den Worten von Masseverwalter Norbert Scherbaum und Sturm-Vertreter Michael Drexel, die sich nach der Tagsatzung am späten Donnerstagnachmittag der Presse stellten, liefen die Fortführungsbemühungen für den SK Sturm erfolgreich. Die Mittel werde man aber von außen und nicht durch Spielerverkäufe aufbringen, der mögliche Abgang von Sturm-Spieler Christoph Leitgeb sei kein Thema mehr.

Weitere Forderungen stehen aus
An Forderungen der rund 100 Gläubiger gebe es rund 11,177 Mio. Euro, davon anerkannt seien 4,816 Mio. Euro - zu diesen könnten nach einer Prüfung nächste Woche noch 1,5 Mio. Euro der Wirtschaftsbetriebe GmbH kommen - ebenso wie Forderungen der Finanzprokuratur, ebenfalls in Millionenhöhe.

Finanzamt übermittelte vorläufigen Prüfbericht
Laut Scherbaum ist die "Finanzprokuratur ja Hauptgläubiger", aber er habe Signale erhalten, dass es von dieser eine Entscheidung bis 24. Dezember für eine Lösung geben werde. Er selbst sei der Ansicht, dass der Gesamtanspruch der Finanz von über sechs Mio. Euro "ein sehr extremer Standpunkt" sei. Nach Konkurseröffnung wurde dem Masseverwalter jedenfalls vom Finanzamt Graz-Stadt ein vorläufiger Prüfungsbericht zum anhängigen Lohnabgabenverfahren übermittelt.

Finanz beharrt auf 6,9 Millionen
Für den Zeitraum von 1996 bis 2006 ist darin eine Lohnabgabennachforderung in Höhe von rund 6,9 Mio. Euro dargelegt. Dies sei von einem von Scherbaum beauftragten Wirtschaftsprüfer überprüft worden, man habe nun beim Finanzamt unter Darlegung des Rechtsstandpunktes einen maximalen Nachforderungsbetrag von rund 2,8 Mio. Euro dargelegt. Das Finanzamt sei nach wie vor der Meinung, dass die im Zwischenbericht dargelegte Gesamtforderung von 6,9 Mio. bzw. nach Korrektur von Rechenfehlern in Höhe von rund 6,3 Mio. Euro zu Recht bestehe. Scherbaum geht davon aus - "ohne einem endgültigen Abschluss des Betriebsprüfungsverfahrens vorgreifen zu wollen" - dass beide Extremstandpunkte der Parteien nicht durchsetzbar sind.

Bis 15. Jänner Einspruch
Gegen die von Scherbaum bestrittenen Summen können die Gläubiger nun bis 15. Jänner Einspruch erheben. Am 25. Jänner wird es dann ernst: Dann findet die Zwangsausgleichstagsatzung statt. Laut Drexel hat man drei potente steirische Unternehmen an der Hand, die rund zwei Mio. Euro aufbringen könnten.

Lob gab es für die Fans
Durch deren Unterstützung konnten aus den nach Konkurseröffnung stattfindenden Heimspielen weit höhere Kartenerlöse als budgetiert erzielen, nämlich rund 300.000 Euro. Nun habe man sogar einen Überschuss von rund 100.000 Euro erwirtschaftet - auch wenn man nicht von einem weiterhin so anhaltend hohen Besuch der Heimspiele ausgehen könne. Eine gute Nachricht sei es jedoch auch, so Scherbaum, dass man die als Bankgarantie erlegte Fortführungskaution in Höhe von 750.000 Euro noch nicht habe antasten müssen. Darüber hinaus haben die Sturm-Sponsoren sich zu einer weiteren Unterstützung des Vereines bekannt - sie werden auch im Konkursfortbetrieb ihre Zahlungen gemäß den Sponsorverträgen leisten.

Verein soll gerettet werden
Masseverwalter Scherbaum hat Sachverständige mit der Bewertung aller Sachwerte, der Liegenschaftswerte des Trainingszentrums sowie mit der Erstellung eines Vermögensstatus beauftragt, um für die Prüfung der Angemessenheit des Zwangsausgleichsvorschlages den Gläubigern "ein entsprechendes Alternativszenario für den Fall der Schließung des Vereins bieten zu können. Unter dem Strich sei es aber besser, wenn der Verein nicht zerschlagen werde, denn dann schaue weit weniger heraus als die 20-prozentige Zwangsausgleichsquote - die sei nämlich zu schaffen.

Superquote
Aus Sicht der Gläubiger sei eine Barquote von 20 Prozent jedenfalls vorteilhafter, sofern eine Verbesserung des Zwangsausgleiches durch das Anbot einer so genannten Superquote erfolge. Dies bedeutet, dass den Gläubigern die Möglichkeit der Ausschüttung einer Superquote für den Fall der erfolgreichen Durchsetzung von Organhaftungs-, Schadenersatzansprüche gegen Dritte sowie Anfechtungsansprüche angeboten wird. Auf die Frage eines Journalisten, ob es im Gegenteil eine Forderung von Ex-Präsident Hannes Kartnigs Perspektiven Werbung an Sturm gebe, schnarrte der sonst so sachliche Scherbaum recht emotional: "Die hätte ich bestritten."

Hoffnung liegt auf Nachwuchs
Das Konkursverfahren über Sturm könnte mit Bestätigung des Zwangsausgleiches bei der Tagsatzung am 25. Jänner 2007 "sofort aufgehoben werden". Damit könnte der Verein außerhalb des Konkursverfahrens weitergeführt werden. Sturm habe ein großes Potenzial, vor allem mit dem eingeschlagenen Weg des Spieler-Nachwuchses aus dem "eigenen Stall". "Und vergessen Sie nicht - ein entschuldeter Verein bekommt eine Bundesliga-Lizenz ungleich leichter", sagte Drexel.

Auch Masseverwalter klagt
Scherbaum würde als Masseverwalter aber sozusagen als Sachwalter die Durchsetzung von Organhaftungs- oder Schadenersatzansprüche fortführen. Der Masseverwalter hat sich für die Konkursmasse als Privatbeteiligter im Strafverfahren gegen Hannes Kartnig und namentlich noch nicht bekannte Verantwortliche des gemeinschuldnerischen Vereins angeschlossen.

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