Porträt Griechenland
Auf den Spuren von König Rehakles
03.05.2012
Auch unter Rehhagel-Nachfolger Santos ist bei den Griechen Defensive Trumpf.
Es gibt ein Leben nach Otto Rehhagel. Doch es ist ein schweres Erbe, das Griechenlands Fußball-Teamchef Fernando Santos angetreten hat. Als Nachfolger von "König Rehakles", der die Hellenen 2004 sensationell zum EM-Triumph führte, will auch der Portugiese bei der EM in Polen und der Ukraine für Furore zu sorgen. Auf jeden Fall gilt: Neuer Coach, alte Taktik - die Griechen setzen weiter vor allem auf Defensive.
Nur 5 Gegentore in der Quali
Dass Santos - so wie vor ihm Rehhagel - das Spiel auf kompromissloser Defensivarbeit aufbaut, beweist schon ein Blick auf die Qualifikationsgruppe F. Da ließen die Griechen Kroatien hinter sich und kassierten dabei in zehn Partien lediglich fünf Gegentore. Zudem blieb man ohne Niederlage und tat es damit den Kalibern Deutschland, Italien, Niederlande, England und Spanien gleich. Freilich hatte aber auch keiner der Gruppenersten so wenige - nämlich nur 14 - Tore auf der Habenseite.
Rehhagel-Serie überboten
Santos, der zuvor u.a. FC Porto, Benfica und Sporting Lissabon sowie Panathinaikos Athen betreut hatte, schaffte es immerhin, in 16 Spielen en suite ungeschlagen zu bleiben und übertraf damit sogar Rehhagels Serie von 15 Partien ohne Niederlage. In Gruppe A mit Russland, Gastgeber Polen und Tschechien gelten die Griechen zumindest nicht als Außenseiter.
Team und Nation für sich gewonnen
Zu Beginn seiner Ära 2010 musste Santos allerdings einige Widerstände innerhalb des Teams überwinden, so traten verdiente Kräfte wie Theofanis Gekas oder Ioannis Amanatidis zurück. Aber so wie Gekas zurückkehrte, ist inzwischen auch die griechische Öffentlichkeit davon überzeugt, dass nach enttäuschenden Vorstellungen bei der EM 2008 und der WM 2010 (jeweils Aus in der Vorrunde) wieder einiges möglich ist.
Team verjüngt
Santos' Verdienst ist es auch, eine Verjüngung eingeleitet zu haben. Schon bei seinem ersten Spiel brachte er acht Debütanten zum Einsatz. Inzwischen sind es Namen wie jener des gerne als griechischer Messi titulierten Sotirios Ninis (20 Jahre/Panathinaikos Athen), Ioannis Fetfatzidis (21/Olympiakos Piräus) oder Ioannis Maniatis (25/Olympiakos Piräus), die für den neuen Weg stehen. Der am höchsten gehandelte Kicker der Nationalelf ist derzeit aber wohl Schalkes robuster Innenverteidiger, der 20-jährige Kiriakos Papadopoulos.
Freilich ist Santos keineswegs dem "Jugendwahn" verfallen. Alte Haudegen wie der 35-jährige Kapitän Gergios Karagounis oder Kostas Katsouranis (32) waren schon bei der Sensation von 2004 mit an Bord, vier weitere EM-Gewinner wie Stürmer Angelos Charisteas gehören zumindest zum erweiterten Kader.