Ländermatch
Gspurning für Team-Debüt gerüstet
17.11.2008
Unverhofft kommt oft - vor wenigen Tagen nur Experten ein Begriff, ruhen Österreichs Goalie-Hoffnungen gegen die Türkei auf einem Griechenland-Legionär.
Nach der definitiven Absage von Alexander Manninger für das Fußball-Testspiel der österreichischen Nationalmannschaft in Wien gegen die Türkei steht Michael Gspurning am Mittwoch (20.30 Uhr) vor seinem Debüt im ÖFB-Trikot. Nervenflattern verspürt der Goalie des griechischen Oberhaus-Clubs Skoda Xanthi aber nicht. "Ich fühle mich gerüstet, habe genug Selbstvertrauen und gehe mit Vorfreude in diese Partie", betonte der Steirer.
Bombenform
Seine Zuversicht schöpft der 27-Jährige aus den
starken Saisonleistungen mit seinem Club. Vor dem Liga-Spiel am Sonntag
auswärts gegen Panthrakikos Komotini kassierte Xanthi in neun Runden
lediglich drei Tore. Auf die Kappe von Gspurning gingen nur zwei Treffer,
weil der 1,95 m große Keeper beim 0:1 vor eigenem Publikum gegen Olympiakos
beim Stand von 0:0 zur Pause nach einem Zusammenstoß ausgetauscht werden
musste.
Wechsel zu Olympiakos?
Beim aktuellen Meister, gegen den Xanthi
die bisher einzige Saisonniederlage bezog, scheint Gspurning hoch in Kurs zu
stehen. "In den Medien werde ich mit Olympiakos in Verbindung gebracht",
sagte der Tormann. Vor diesem Hintergrund sei auch die vor zwei Wochen
erfolgte Vertragsverlängerung bis 2011 zu sehen - im neuen Kontrakt wurde
eine Ablösesumme von einer Million Euro festgeschrieben. "Xanthi ist darauf
angewiesen, hin und wieder Spieler gewinnbringend zu verkaufen. Wenn aber
ein Verein kommt und ein bisschen weniger bietet, wird man sicher auch
darüber reden", meinte Gspurning.
Der Ex-Paschinger, der es auf nur zwei Bundesliga-Einsätze brachte, hätte aber auch kein Problem damit, seinen Vertrag in der 60.000-Einwohner-Stadt Xanthi zu erfüllen. "Ich fühle mich hier sehr wohl und habe diesen Schritt nie bereut. Das war ein fußballerischer Goldgriff und auch für meine persönliche Weiterentwicklung sehr wichtig." Schon vor seinem Wechsel nach Griechenland stand Gspurning vor einem Transfer nach Coventry, der aber an den Ablösemodalitäten scheiterte.
Constantini vermittelte
Dank der Kontakte seines damaligen
Trainers Didi Constantini gelang dann aber der Sprung in die Kleinstadt gut
200 km östlich von Saloniki, wo Gspurning mit seiner Freundin wohnt und seit
Sommer mit Roman Wallner einen österreichischen Mannschafts-Kollegen hat.
"Er hat sich vor zwei Wochen in einem Testspiel das Knie verdreht. Derzeit
befindet er sich im Lauftraining und arbeitet hart daran, dass er so schnell
wie möglich eine Chance bekommt", erzählte der Goalie, dessen Club auf einen
UEFA-Cup-Startplatz hofft.
Brasilianische Einflüsse
Markante Unterschiede zwischen
Griechenland und Österreich in der täglichen Trainingsarbeit hat Gspurning
nicht ausgemacht. "Aber in Griechenland wird vielleicht der technische
Fußball ein bisschen mehr forciert, auch weil es hier viele südamerikanische
Legionäre gibt." Nicht zu vergleichen sind die beiden Länder hingegen, was
die mediale Aufmerksamkeit betrifft. "Hier dreht sich alles um Fußball und
auch um Basketball. Es gibt vier Sport-Tageszeitungen, und die müssen erst
einmal gefüllt werden."
Star in Griechenland
In Xanthi wird Gspurning auf der Straße
erkannt, in Österreich ist er allerdings ein unbeschriebenes Blatt - was
sich nach dem Türkei-Match ändern könnte. "Ich werde auf jeden Fall schauen,
dass ich mich so schnell wie möglich in die Mannschaft einfüge, nicht nur
auf dem Platz, sondern schon vorher außerhalb des Platzes", versprach der
Steirer, für den seine Nominierung keine allzu große Überraschung war, "weil
ich ja schon vorher öfters ein Thema in den Medien gewesen bin".
Bereits vor dem Testspiel im vergangenen Februar gegen Deutschland war Gspurning - der fünfte ÖFB-Goalie in diesem Jahr nach Manninger, Helge Payer, Jürgen Macho und Ramazan Özcan - im erweiterten Kader gestanden. "Und ab diesem Zeitpunkt habe ich dann gewusst, dass ich unter Beobachtung stehe."
Zwei Spieler nachnomminiert
Marco Stankovic und Andreas Schranz
sind am Sonntag von Nationalcoach Karel Brückner für das Testspiel der
österreichischen Fußball-Nationalmannschaft am Mittwoch (20.30 Uhr/live
ORF1) im Wiener Happel-Stadion gegen die Türkei nachnominiert worden.
Stankovic darf damit erstmals A-Team-Luft schnuppern, Schranz wurde anstelle
von Juventus-Tormann Alexander Manninger geholt, der wegen einer
Rückenverletzung endgültig absagen musste und von Juve fünf Tage
Trainingsverbot bekam. Ursprünglich sollte Jürgen Macho als Manninger-Ersatz
zum Team stoßen, der aktuelle Ersatzgoalie von AEK Athen laboriert aber an
einer Netzhautentzündung.