Hickersberger

"Habe schlimmere Sorgen als Didi"

12.10.2010


Ex-Teamchef über Probleme in Bahrain und unser Team.

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© GEPA
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ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen, Herr Hickersberger?
Josef Hickersberger: Na ja: Gesundheitlich sehr gut, aber sonst nicht so blendend.

ÖSTERREICH: Wie meinen Sie das?
Hickersberger: Es gibt hier einige Hindernisse, die ich überwinden muss. Das sind Spieler, die eine Stunde zu spät zu unserem Training kommen, weil sie studieren und noch andere Dinge, die mich stören. Schwierige Bedingungen. Didi Constantini wird ja auch nicht mit Samthandschuhen angefasst, doch ich habe ärgere Sorgen.

ÖSTERREICH: Wirklich?
Hickersberger: Ja. Wir sollen Ende November beim Golf-Cup im Jemen spielen – das kommt für mich nicht in Frage.

ÖSTERREICH: Warum nicht?
Hickersberger: Weil ich nicht in die Luft gesprengt werden möchte. Dort sind Terror-Anschläge auf der Tagesordnung. Unlängst ist sogar ein Fahrzeug der britischen Botschaft mit zwei Raketen beschossen worden. Nein, danke! Das tu ich mir nicht an.

ÖSTERREICH: Kann es sein, dass Sie zurücktreten?
Hickersberger: Ich muss schauen, wie sich das alles noch entwickelt. Ich habe dem Verband in Bahrain meine Meinung gesagt. Gut möglich, dass wir gar nicht teilnehmen – oder dass auch die anderen Teams absagen. Im Jemen ist es lebensgefährlich. Die Terroristen haben es auf die Ausländer abgesehen. Das Militär hilft dir da auch nichts. Ich versuche jetzt einfach das Beste aus der Situation zu machen und beiß mich in Bahrain durch.

ÖSTERREICH: Das hört sich ja fast so an, als würden Sie den Rücktritt als Teamchef nach der EURO bereuen ...
Hickersberger: Sicher nicht. In Österreich brauchst du eine extrem dicke Haut. Wenn du als Teamchef zu sensibel bist, bekommst du am Ende noch Magengeschwüre und stirbst. So viel bezahlt der ÖFB auch nicht. Jeder muss sich überlegen, ob es das wert ist.

ÖSTERREICH: Macht Didi Constantini einen guten Job?
Hickersberger: Es steht mir nicht zu, das aus der Ferne zu beurteilen. Wie gesagt: Der Didi hat schon viel einstecken müssen, was normal ist. Ein paar Statements von ihm sind vielleicht nicht unbedingt so glücklich gewesen. Aber egal, es zählt nur, was rauskommt.

ÖSTERREICH: Was kommt Ihrer Meinung nach raus?
Hickersberger: Das wird man noch sehen. Die EM-Qualifikation ist beinhart. Gegen Belgien muss im März auf jeden Fall ein Heimsieg her, andernfalls brauchen wir gar nicht über die EURO zu reden. Die Wahrheit ist: Im Duell mit Belgien und der Türkei im Kampf um Platz zwei sind wir noch immer der Außenseiter. So realistisch muss man sein.

ÖSTERREICH: Haben wir nicht eine goldene Fußball-Generation? Man muss sich doch nur die Anzahl unserer Legionäre in Deutschland anschauen – oder etwa nicht?
Hickersberger: Die Zahl der Legionäre sagt nichts aus. Gar nichts. Es kommt darauf an, ob sie bei ihren Klubs auch spielen. Von Leuten, die nur zwischen der 70. und 90. Minute auf dem Platz stehen, darf man keine Wunderdinge im Team erwarten. Mitläufer helfen Österreich und dem Didi nicht weiter.

ÖSTERREICH: Würde Marko Arnautovic auch bei Ihnen im Nationalteam spielen?
Hickersberger: Na klar. Das ist vielleicht nicht der Typ, den Schwiegermütter für ihre Töchter möchten – aber als Trainer musst du den bringen. Arnautovic hat etwas Besonderes!

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