Ex-Teamchef Hickersberger hat Angst um unseren Fußball. Er schlägt Alarm und sagt auch: "Team hat nicht die nötige Klasse".
Abu Dhabi am Donnerstag Nachmittag: Es hat 28 Grad. „Mieses Badewetter“, scherzt Hicke am Handy. Unser Ex-Teamchef wirkt nachdenklich, obwohl er mit dem FC Al Wahda gerade den Tabellenführer auswärts geschlagen hat. Hickersberger verrät, dass er den Klub aus den Vereinigten Arabischen Emiraten trotz der jüngsten Sensation am Saisonende verlassen wird. „Ein ganz komplizierter Verein, ständig herrscht Unruhe – aber ich habe das Risiko gekannt.“ Hicke macht sich auch große Sorgen um den österreichischen Fußball.
Knallhart
Seine knallharte Analyse vor dem Rumänien-Match: „Die
Nationalmannschaft hat nicht die nötige Klasse – obwohl Constantini der
richtige Mann ist. Ich schätze ihn sehr.“ Dann geht Hickersberger ins
Detail: „Es fehlen die kreativen Spieler. Es fehlen die Spieler, die Tore
vorbereiten können. Es fehlen die Spieler, die Tore schießen. Die Jungen
haben keine internationale Erfahrung. Und das Team ist nicht eingespielt!“
Eine Mission impossible? Hicke: „Wunder gibt es nicht. Didi Constantini
braucht gegen Rumänien alles Glück dieser Welt.“ Die WM-Qualifikation hat
der Ex-Teamchef längst abgeschrieben. „Das war doch niemals ein Thema. In
unserer Situation kann nur der Aufbau einer Mannschaft im Vordergrund
stehen. Wir müssen für die Sünden der Vergangenheit büßen. Unser Fußball hat
zwei Generationen an Spielern verloren.“ Seine Befürchtung: „Die Krise ist
noch lange nicht überwunden. Da hilft auch kein Gute-Laune-Fußball. Es wird
drei, vier Jahre dauern, bis unsere Talente reif für höhere Aufgaben sind.“
Ungeschminkt
Für Hicke ist es keine Überraschung, dass
Constantini die Jungen ins Feuer schmeißt und Andreas Ivanschitz aussortiert
hat. „Er sitzt in Athen auf der Bank, hat die Erwartungen bei der EURO nicht
erfüllt. So ehrlich muss man sein.“ Hicke ungeschminkt!
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ÖSTERREICH: Trauen Sie Dietmar Constantini ein Wunder zu, Herr
Hickersberger?
Josef Hickersberger: Nein. Wunder gibt es keine.
Es wird brutal schwer. Didi braucht alles Glück dieser Welt. Ich glaube, es
geht auch nicht mehr um die WM-Qualifikation, sondern um den Aufbau einer
neuen Mannschaft.
ÖSTERREICH: Finden Sie nicht, dass Didi Constantini sehr mutig ist,
was seine Entscheidungen betrifft?
Hickersberger: Es ist für
mich keine Überraschung, dass er auf Stranzl und Ivanschitz verzichtet hat
und die Jungen ins Feuer wirft. Pogatetz ist sicher auch ein würdiger
Kapitän. Darum sage ich: Didi ist jetzt genau der richtige Mann.
ÖSTERREICH: Aber hat seine Mannschaft auch die nötige Klasse?
Hickersberger:
Im Moment nicht. Es fehlen die kreativen Spieler. Es fehlen die Spieler, die
Tore vorbereiten können. Es fehlen die Spieler, die Tore schießen. Die
Jungen haben keine internationale Erfahrung. Und die Mannschaft ist nicht
eingespielt.
ÖSTERREICH: Machen Sie sich Sorgen um unseren Fußball?
Hickersberger:
Ja – weil wir in der Vergangenheit gesündigt und zwei Generationen verloren
haben. Im Nachwuchs wird jetzt gut gearbeitet. Nur dauert das noch drei,
vier Jahre, bis die Jungen top sind.