Auf dem Weg zum 32. Meistertitel lässt Rapid alle Rekorde purzeln. Jetzt bleibt nur eine Frage: Halten die Nerven bis zum Ende?
Ein anderes Resultat wäre undenkbar gewesen: Steffen Hofmann ist der „beste Spieler der Saison“ in der heimischen T-Mobile-Bundesliga. Damit würdigten die Trainer, Präsidenten und Manager aller zehn Elite-Klubs die außerirdische Saison des Deutschen im Rapid-Dress. 27 Vorlagen und zehn Treffer (37 Scorerpunkte) schaffte „Steff“ in bislang 33 Einsätzen in der Liga. „Doch was den Steffen ausmacht“, lobt Rapid-Coach Peter Pacult, „sind nicht nur seine Tore, seine Assists, sondern vor allem seine Laufleistung, sein Einsatz für die Mannschaft und sein Siegeswille.“ Damit ist der mit 1,73 Meter kleinste Rapidler auch heuer wieder der Allergrößte – wie schon 2005, beim bislang letzten Meistertitel für die Hütteldorfer.
Euphorie noch größer
„Es gibt schon eine Reihe von
Parallelen zwischen 2005 und heuer“, verrät Hofmann. „Auch damals sind wir
in einen Lauf hinein gekommen, alles hat gepasst. Aber die Euphorie im
Umfeld ist heuer noch ein Stück größer.“
Rekorde über Rekorde
Die 2008er Truppe wird als
„Wahnsinns-Team“ in die Geschichte eingehen, als Rapid-Team, das sämtliche
Rekorde purzeln ließ: Weit über 270.000 Heim-Zuschauer werden am Saisonende
zu Buche stehen – Rapid-Bestmarke! Hinzu kommen Preisrekorde für Tickets bei
Ebay, wahre Völkerwanderungen zu den Auswärts-Matches (7.000 Rapidler
unterstützten Hofmann & Co. beim LASK) und rekordverdächtige
Umsätze im Merchandising-Bereich. Allein 3.000 Sonderschals und 3.000
T-Shirts zum 7:0-Auswärtssieg in Salzburg gingen innerhalb weniger Tage über
die Ladentheke ...
Simples Geheimnis
Das Verkaufs-Geheimnis ist simpel: Die Fans
identifizieren sich mit dieser Rapid-Mannschaft wie selten zuvor: Fast alle
Stars sind Österreicher, viele sogar echte Wiener (Andi Dober, Veli Kavlak,
Mecky Katzer, Stefan Kulovits). Die wenigen Legionäre wie Hofmann, Branko
Boskovic oder Markus Heikkinen sind keine geldgeilen Abzocker, sondern mit
dem Herzen bei der Sache.
Junge Truppe
Und: Die Truppe ist jung. Das Durchschnittsalter
der Startelf am vergangenen Freitag gegen Kärnten (2:1) betrug 25,7 Jahre.
Vier Spieler waren 22 und jünger ... Neben Sturm Graz ist Rapid der zweite
große Jugend-Hort des österreichischen Fußballs. Beide Klubs dürfen schon
jetzt auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken. „Die Fans merken, dass da
ein echtes Team auf dem Platz steht, das mit Begeisterung Fußball spielt“,
analysiert Pacult. „Dadurch geben die Jungs den Fans für die Unterstützung
von den Rängen vieles zurück.“
Halten die Nerven?
Die letzte Frage auf dem Weg zum Titel
lautet: Hat diese junge Mannschaft auch auf den letzten Metern ins Ziel die
Nerven, um den Meisterteller endgültig zu holen? Steffen Hofmann hat daran
überhaupt keine Zweifel: „Bei uns ist derzeit im Training und in der Kabine
nichts von übergroßer Nervosität oder voreiliger Titelfreude zu spüren“,
beschreibt der 27-Jährige die Stimmung. „Alles läuft derzeit ganz normal.
Man könnte auch sagen: Business as usual.“
Zukunftsmusik
Und was passiert im Sommer, sollte Rapid wirklich
Meister werden? Gerade die Leistungen der Jungen haben die Konkurrenz im In-
und Ausland hellhörig werden lassen. Der Name Jimmy Hoffer steht in vielen
Notizbüchern. Logisch, dass der Stürmer (Vertrag bis 2009) keine Eile hat,
seinen Kontrakt vorzeitig zu verlängern. Auch Veli Kavlak (Vertrag bis 2011,
im letzten Sommer war Hertha interessiert) und Ümit Korkmaz (Vertrag bis
2010) sind interessante Aktien. Doch das ist Zukunftsmusik.
Von Rolf Heßbrügge/ÖSTERREICH