Große Ziele
Hannover für Pogatetz Zwischenstation
28.07.2010
"Mad Dog" will sich in Deutschland wieder für höhere Aufgaben empfehlen.
Österreichs ehemaliger Fußball-Teamkapitän Emanuel Pogatetz ist am Dienstagnachmittag mit dem deutschen Fußball-Bundesligisten Hannover 96 nach dem Ende des Trainingslagers in Bad Radkersburg wieder nach Deutschland aufgebrochen. Vor dem Abflug sprach der 27-jährige Innenverteidiger, der eine verletzungsgeplagte Saison beim englischen Zweitligisten Middlesbrough FC hinter sich hat, im Interview u.a. über seine Entscheidung zum Tabellen-15. der angelaufenen Saison zu wechseln, den bisherigen Verlauf der Vorbereitung, Coach Mirko Slomka und seine sportliche Zukunft.
Frage: Sie haben nach einer Seuchensaison in Middlesbrough den Weg
nach Deutschland gewählt. Was hat für Hannover gesprochen?
Pogatetz:
"Der Verein hat sich sehr um mich bemüht und das auch über einen
längeren Zeitraum. Die letzte Saison war für mich von den Verletzungen und
da wir als Verein unsere Ziele klar verpassten haben, ziemlich
niederschmetternd. Dann muss man sich aber aufraffen und Hannover und die
deutsche Bundesliga war eine neue Herausforderung, die ich einfach annehmen
wollte."
Frage: Wie haben Sie sich bei Ihrem neuen Verein eingelebt?
Pogatetz:
"Ich fühle mich sehr wohl da, bin super aufgenommen worden. Die Stadt
gefällt mir sehr gut. Das spielt dann auch mit, dass man seine Leistungen
bringen kann."
Frage: Sportlich scheinen Sie nach rund einmonatiger Trainingszeit
bereits auf einem guten Weg zu sein?
Pogatetz: "Ich habe als
einziger Spieler alle Trainings und Spiele mitgemacht. Von da her bin ich
ganz zuversichtlich, dass ich diese Saison hoffentlich verletzungsfrei
bleiben werde. Zur Zeit ist es wirklich top und ich hoffe, dass es so
weitergeht und ich mir einen Stammplatz für diese Saison erkämpfen kann."
Frage: Sind Sie in den Testspielen schon zu einem Führungsspieler
geworden?
Pogatetz: "Das liegt in meinem Naturell, gehört zu
meiner Spielweise dazu, dass ich Führungsaufgaben übernehme. Es war auch
einer der Gründe, warum die Hannoveraner sich so um mich bemüht haben, weil
sie so einen Spielertypen gesucht haben. Ich versuche da einfach ich selbst
zu sein und so zu spielen, wie ich immer spiele. Wenn der Trainer das dann
positiv sieht, ist es umso besser."
Frage: Was sagen Sie eigentlich zu Ihrem Image "Mad Dog"?
Pogatetz:
"Es ist natürlich so, dass ich dieses Image habe, grundsätzlich sehe ich
mich aber schon als sehr fairen Spieler. Ich würde nie Gegenspieler
absichtlich verletzten und habe auch selber schon viel einstecken müssen in
meiner Karriere. Ich bin ein Spieler, der versucht, immer den Ball zu
gewinnen. Als Verteidiger ist es ein Vorteil, wenn man so einen Ruf hat. Das
verschafft einem Respekt bei den Stürmern, aber natürlich muss man sich das
von Spiel zu Spiel immer wieder erarbeiten. Ich bekomme nicht so viele Gelbe
und Rote Karten, wenn ich eine bekomme, schlägt es aber immer gleich hohe
Wellen."
Frage: Im Trainingslager ging es gleich zurück in die Heimat, wie
schön war es mit "Heimvorteil" trainieren zu können?
Pogatetz:
"Das war toll für mich, die Familie hat bei den Spielen zuschauen können.
Das war schon ein Vorteil. Die Vorbereitung war bisher sehr hart. Der
Trainer gibt wirklich Gas, es hat kaum einen Tag gegeben, an dem wir nicht
zweimal trainiert haben, im Trainingslager, manchmal sogar dreimal. Aber ich
merke, dass mir das Training gut tut, nach der letzten Saison, in der ich
doch sehr viel Fitness verloren habe aufgrund meiner Verletzungen."
Frage: Welcher Trainertyp ist Ihr neuer Coach Mirko Slomka?
Pogatetz:
"Er ist ein sehr moderner Trainer, mit einer sehr modernen Philosophie, was
mir sehr entgegenkommt. Es macht immer Spaß, mit ihm zu arbeiten. Auf der
anderen Seite verlangt er mental wie auch körperlich sehr viel von uns. In
jeder Trainingseinheit wird wirklich Gas gegeben und der Trainer tragt
seines dazu bei."
Frage: War das Training in England härter?
Pogatetz:
"Das Training ist unterschiedlich. Es ist aber überall hart, es gibt
unterschiedliche Philosophien, wie man durch die Vorbereitung geht. Ich habe
ja durch meine Zeit in Leverkusen gewusst, was mich erwartet, die deutsche
Gründlichkeit so zu sagen. Auf was ich mich in Deutschland vor allem auch
freue ist die Winterpause. Es ist schon ein Vorteil, dass man vier Wochen
keine Spiele hat, sich erholen kann. Auch in England fordern das schon die
Trainer, aber es wird dort nicht kommen."
Frage: Sie sind mit 27 Jahren im besten Fußballeralter, wie sehen Sie
ihre weitere Karriere?
Pogatetz: "Es ist schade, dass aufgrund
meiner Verletzungen in der vergangenen Saison der ganz große Wechsel noch
nicht geklappt hat. Es war natürlich ein bisschen enttäuschend, aber jetzt
habe ich halt einmal einen Schritt zur Seite gemacht mit Hannover. Der
Verein ist glaube ich auf einem ähnlichen Niveau, wie es Middlesbrough war.
Ich versuche jetzt einfach Schritt für Schritt gute Leistungen zu zeigen
diese Saison und mit 27 Jahren bin ich noch lange nicht am Zenit. Mein Traum
ist einfach noch einmal bei einem Verein zu spielen, mit dem man auch um
Titel spielen kann. Wenn es funktioniert, wäre ich natürlich sehr happy, ich
werde jedenfalls sicher alles dafür tun."
Frage: Wohl auch für eine Rückkehr ins Nationalteam?
Pogatetz:
"Es ist ein Ziel von mir, mich zurück in die Nationalmannschaft zu
kämpfen bzw. zu spielen. Ich will mich einfach durch Leistungen aufdrängen
und hoffe, dass mich der Teamchef dann auch wieder einmal dazu nimmt."
Frage: Teamchef Dietmar Constantini wird man jetzt wohl öfter in
Deutschland sehen, insgesamt 15 Österreicher stehen bei Bundesligisten im
Profikader.
Pogatetz: "Das ist sehr positiv, ich bin ein
Verfechter von, umso mehr Legionäre, umso besser. Ich finde, es ist eine
tolle Entwicklung. Jetzt hoffe ich natürlich, dass sich von diesen viele
auch einen Stammplatz erarbeiten oder regelmäßig zum Einsatz kommen. Das
wäre natürlich auch sehr wichtig. Man sieht einfach, dass immer mehr
Qualität nachkommt und das hilft uns sicher für die Nationalmannschaft auch
weiter."