Andreas Herzog lässt vor der WM-Quali am Samstag gegen Frankreich aufhorchen. Er sagt: „Die Spieler sind zu brav.“ Es muss Feuer ins Team!
Karel Brückner (68) fehlte gestern um 13.15 Uhr bei der ÖFB-Pressekonferenz in Lindabrunn. In der Ära Hickersberger wäre das undenkbar gewesen. Für Brückner normal. Er sei kein Medien-Teamchef, hat der Tscheche oft betont.
Starker Auftritt
Dafür saß sein Assistent Andreas Herzog (39) auf
dem Podium. Und er hatte einen ganz starken Auftritt. Österreichs
Rekord-Nationalspieler schlug Alarm. Herzog sprach die Fehler schonungslos
an, und er nahm unsere Stars in die Pflicht wie noch nie zuvor.
Sein Eindruck: „Es wird intern zu wenig geredet. Ich vermisse die lautstarken Kommandos auf dem Spielfeld. Unsere Mannschaft ist zu ruhig, zu brav.“ Und der Ex-Internationale legte nach: „Manchmal muss man sich knallhart die Meinung ins Gesicht sagen. Da darf auch niemand angefressen sein. Heikle Themen totzuschweigen, bringt überhaupt nichts. So kommen wir nicht weiter.“ Herzog fordert, dass sich die Nationalspieler gegenseitig hochpushen.
Was sagt der Kapitän zu dieser Kritik? Andreas Ivanschitz: „Teilweise ist das richtig. Grundsätzlich müssen aber alle Verantwortung übernehmen.“ Bisher hielt sich Herzog mit seinen Wortmeldungen zurück. Das war unter Hickersberger anders. Herzog muss seinen neuen Chef erst richtig kennenlernen. Auf dem Trainingsplatz tauscht sich Brückner hauptsächlich mit seinem Vertrauten, dem Slowaken Jan Kocian, aus. Herzog: „Das ist kein Problem für mich. Jan spielt ja auch den Übersetzer. Ich kenne meine Rolle.“ Gestern trat er aus Brückners Schatten.
Herzog in Hochform
Er kritisierte auch die Aussetzer beim 2:2 in
Nizza gegen Italien. „Wir haben viele Bälle leichtfertig hergeschenkt, ein
2:0 verspielt. Das darf in der WM-Qualifikation nicht passieren. Wir haben
brav mitgespielt, doch das reicht nicht.“ Er weiß: „Wenn wir 2010 bei der
Endrunde in Südafrika dabei sein möchten, müssen wir gegen Frankreich
zumindest ein Unentschieden schaffen und dann in Litauen ein positives
Ergebnis draufpacken.“ Ein Fehlstart würde das Ende aller
Qualifikationsträume bedeuten. Herzogs Ansage: „Wer nicht daran glaubt, dass
wir Frankreich am Samstag bezwingen können, hat im österreichischen
Nationalteam nichts verloren!“