Er ist einer der berühmtesten und erfolgreichsten Trainer der Welt. Schweiz-Teamchef Ottmar Hitzfeld (61) über das Länderspiel und Österreich:
ÖSTERREICH: Herr Hitzfeld, bei Ihrem Ex-Verein Bayern München
meint man, der FIFA-Termin am 11. August sei Blödsinn. Was sagen Sie?
Ottmar
Hitzfeld: In den Topligen wird noch nicht gespielt. Die Legionäre sind
in der Vorbereitungsphase, das ist ein Problem – trotzdem ist es für uns ein
guter und wichtiger Test. Da sieht man auch, wie weit die Jungen sind.
ÖSTERREICH:
Ganz ehrlich: Wie ernst nehmen Sie den österreichischen Fußball?
Hitzfeld:
Für mich gibt es keine großen und kleinen Teams. Ich habe vor jedem Gegner
Respekt.
ÖSTERREICH: Was halten Sie vom österreichischen
Team?
Hitzfeld: Ich habe mir die Spiele gegen Dänemark und
Kroatien jetzt auf DVD angesehen. Die Mischung stimmt. Sie ist geradezu
perfekt. Österreich hat echte Klassespieler wie Marc Janko. Wenn ihn Twente
Enschede holt, dann heißt das etwas. Die Jungen machen auch einen
hervorragenden Eindruck. Die bringen bereits eine gewisse Routine durch den
Europacup und die Länderspiele mit, besitzen also die nötige Reife.
ÖSTERREICH:
Heißt das, der Weg von Teamchef Dietmar Constantini stimmt?
Hitzfeld:
Absolut. Er hält an seinem Stamm fest, weil er von den Spielern überzeugt
ist. Als Trainer musst du auch von deiner Mannschaft überzeugt sein und
darfst dich nicht beeinflussen lassen.
ÖSTERREICH: Glauben
Sie, dass Österreich in der EM-Qualifikation überhaupt den Funken einer
Chance hat?
Hitzfeld: Eine Chance hast du immer.
ÖSTERREICH:
Selbst dann, wenn Teams wie Deutschland, Belgien oder Türkei in der
Qualifikationsgruppe sind?
Hitzfeld: Selbst dann! Klar ist
Deutschland der Favorit. Aber Österreich hat eine unbekümmerte und mutige
Mannschaft. Mut ist ganz wichtig, um etwas Großes zu schaffen.
ÖSTERREICH:
Viele fragen sich, warum die Schweiz in der FIFA-Rangliste 42 Plätze vor
Österreich ist und regelmäßig an einer WM oder EM teilnimmt. Was hat die
Schweiz uns Österreichern im Fußball voraus?
Hitzfeld:
Die Schweiz hat eine wunderbare Trainerausbildung, die Schweiz hat starke
Legionäre in den besten Ligen der Welt, und es gibt im Schweizer Fußball
eine klare Philosophie – das sind Erfolgsfaktoren. Wie das alles in
Österreich im Detail ausschaut, kann ich nicht beurteilen.
ÖSTERREICH:
Trauen Sie Red Bull Salzburg den Sprung in die Champions League zu?
Hitzfeld:
Warum denn nicht? Ich finde es gut, wenn sich vermögende Leute wie
Dietrich Mateschitz engagieren. Manche behaupten, der Erfolg lässt sich
nicht kaufen. Dieser Meinung bin ich nicht. VW hat in Wolfsburg viel
bewirkt, Dietmar Hopp in Hoffenheim und Roman Abramowitsch bei Chelsea –
diese Beispiele beweisen eher das Gegenteil.
ÖSTERREICH:
Geht Ihnen die tägliche Arbeit bei einem Klub nicht ab?
Hitzfeld:
Nein, darum bin ich Teamchef der Schweiz geworden. Ich möchte nicht mehr 60
Spiele im Jahr als Trainer bestreiten.
ÖSTERREICH: Und was,
wenn der FC Bayern noch einmal bei Ihnen anklopft?
Hitzfeld: Auch
dann nicht. Diese Möglichkeit hätte ich schon im Frühjahr 2009 gehabt.
Bayern hat den besten Kader aller Zeiten. Ich konzentriere mich auf die
Schweiz.