Prozess in München
Hoeneß akzeptiert 27,2 Mio Steuerschuld
12.03.2014
Sein Verteidiger gibt an, von Summe nicht überrascht gewesen zu sein.
Nach etwas Ablenkung durch das Champions League-Achtelfinale seines FC Bayern gegen den Arsenal London (1:1)
, musste sich Uli Hoeneß (62) am Mittwoch wieder wegen Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten. Nach einem überraschend schnellen Abschluss der Beweisaufnahme wird das Münchner Landgericht mit großer Wahrscheinlichkeit schon am Donnerstag sein Urteil über den Steuersünder fällen. Der dritte Tag im spektakulären Millionen-Prozess endete am Mittwoch nach nicht einmal eineinhalb Stunden und der Vernehmung der letzten Zeugen.
Steuerschuld akzeptiert
Die Verteidigung hatte gleich zu Beginn die am Vortag von einer Rosenheimer Finanzbeamtin bezifferten Steuerschulden von 27,2 Millionen Euro widerspruchslos anerkannt. "Die Zahlen hält die Verteidigung für sachgerecht, da zweifeln wir nicht dran", sagte Hoeneß' Anwalt Hanns W. Feigen.
Die Rechtsvertreter seien von den am Dienstag bekannt gewordenen Zahlen keineswegs überrascht gewesen. "Wir sind ja nicht dämlich", erklärte Feigen und betonte zudem: "In der Selbstanzeige, die Herr Hoeneß am 17. Jänner 2013 eingereicht hat, sind sämtliche Zahlen bereits enthalten."
Wenn keine weiteren Beweisanträge gestellt werden sollten, können wie zu Prozessbeginn geplant am vierten Verhandlungstag die Plädoyers und die Urteilsverkündung folgen. Richter Rupert Heindl betonte, dass das Gericht bei einem Urteil von den neuen Zahlen ausgehen werde und nicht von den 3,5 Millionen Euro, die Hoeneß in der Anklage vorgeworfen worden waren. Die einzelnen Berechnungen des Finanzamtes Rosenheim seien von der Kammer selbst nachvollzogen und überprüft worden, verdeutlichte Heindl.
Bis zu 10 Jahre Haft drohen
"Wenn es zu einer Verurteilung kommt, dann wird auch die Summe der hinterzogenen Steuern eine Rolle spielen", verdeutlichte Gerichtssprecherin Andrea Titz. Hoeneß wird trotz des ungünstigen Verlaufs des Prozesses für ihn bis zuletzt auf ein mildes Urteil hoffen. Im schlimmsten Fall droht dem Bayern-Boss eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren, sofern das Gericht einen besonders schweren Fall von Steuerhinterziehung bejahen sollte.
Nach einer geringfügigen Verspätung des Angeklagten im Gerichtssaal ging es Mittwochfrüh ganz schnell. Der dritte Prozesstag dauerte nicht einmal so lange wie ein Fußballspiel. Die beiden letzten Zeugen mussten nur noch kurz befragt werden. Ein Betriebsprüfer schilderte, wie reguläre Steuerprüfungen in Deutschland beim Großverdiener Hoeneß abliefen. Der 62-Jährige wird automatisch überprüft, weil seine Einkünfte einen Betrag von 500.000 Euro im Jahr übertreffen.
EDV-Experte entlastet Hoeneß
Mit Spannung erwartet worden war die Aussage eines EDV-Experten im Finanzamt Rosenheim. Ein Dokument mit den Schweizer Bankdaten von Hoeneß wurde bereits vor über einem Jahr erstellt, aber danach noch mehrfach verändert, berichtete der Zeuge. Ein "Grunddokument" sei zwar schon am 18. Jänner 2013 um 16:21 Uhr erstellt worden, nur einen Tag nach der Selbstanzeige von Hoeneß.
"Das bedeutet, dass zumindest ein Element in dieser Datei erstellt wurde. Es bedeutet aber nicht, dass sie abgeschlossen wurde", erläuterte der Mann. Mehrere Teile seien in den Monaten danach noch hinzugefügt worden. Die Hoeneß-Anwälte hatten die komplette Datei erst wenige Tage vor Prozessbeginn an die Steuerfahndung übergeben. Daraus war der Vorwurf entstanden, sie hätten Material zurückgehalten. Nach Ansicht der Verteidigung ist dieser Vorwurf durch die Aussage des EDV-Experten vom Tisch. Diese These sei "reiner Unfug" gewesen, sagte Feigen.
Der Prozess wird morgen, Donnerstag, um 9.30 Uhr fortgesetzt. Ob es dann auch schon ein Urteil geben wird, steht laut Richter Rupert Heindl noch nicht fest.
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10:58 Uhr: Die Beweisaufnahme ist für heute abgeschlossen. Der Prozess wird morgen, Donnerstag, um 9.30 Uhr fortgesetzt. Ob es dann auch schon ein Urteil geben wird, steht laut Richter Rupert Heindl noch nicht fest.
10:56 Uhr: Der EDV-Experte aus Rosenheim entlastet Uli Hoeneß. Er sagt aus, dass die am 28. Februar 2014 eingereichten Dateien erst am 20. Februar 2014 erstellt wurden.
10:52 Uhr: Verteidiger Feigen gibt an, von den zahlen nicht überrascht gewesen zu sein: "Wir sind ja nicht dämlich." Er betont zugleich, dass in der Selbstanzeige vom 17. Jänner 2013 all diese Zahlen bereits enthalten waren.
10:45 Uhr: Die Nutzung elektronischer Geräte ist im Gerichtssaal strengstens untersagt worden. Deshalb dringt heute bisher relativ wenig nach draußen.
10:43 Uhr: Die Verteidigung akzeptiert die auf 27,2 Millionen Euro bezifferten Steuerschulden. Im Falle einer Verurteilung wäre also diese Summe ausschlaggebend.
10:41 Uhr: Einen spektakulären Vorschlag hat Twitter-User Jürgen H.
10:33 Uhr: Uli Hoeneß heute mit seinen Verteidigern
(c) Reuters
10:18 Uhr: Im Kölner Express meldet sich "Erzfeind" Christoph Daum zu Wort: "Ich hoffe sehr, dass er diesen schweren Kampf gewinnt. ... Ich empfinde großes Mitgefühl."
10:03 Uhr: Im Internet ist die Häme für den Bayern-Boss natürlich groß
09:58 Uhr: Sollte die Zeugenbefragung heute abgeschlossen werden, wird es vermutlich morgen ein Urteil geben, erklärt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem Spiegel.
09:46 Uhr: Der Computer auf dem das Protokoll mitgeschrieben werden soll, bereitet Probleme. Der Prozessbeginn verzögert sich weiter.
09:44 Uhr: Der Bayern-Präsident trägt einen dunklen Anzug mit einer roten Krawatte mit grauen Rauten - wie am 1. Prozesstag.
09:43 Uhr: Jetzt ist Hoeneß - mit einem gequälten Lächeln - da. Auch seine Frau Susi nimmt wieder unter den Zuschauern Platz.
09:40 Uhr: Hoeneß ist noch immer nicht im Gerichtssaal. Auch seine Verteidiger, der Staatsanwalt und Richter Heindl fehlt. Bisher ging es immer pünktlich los.
09:28 Uhr: Nachdem gestern relativ wenig Zuschauer im Gericht waren, ist die Schlange heute wieder deutlich länger. Vermutlich haben die spektakulären Enthüllungen wieder mehr Schaulustige angelockt.
09:25 Uhr: Hoeneß ist bereits im Gericht angekommen.
09:21 Uhr: Der EDV-Experte soll klären, wann und wie die nachgereichten Unterlagen erstellt wurden. Damit soll geklärt werden, ob Hoeneß sie tatsächlich ein Jahr lang zurückgehalten hat.
09:17 Uhr: Gestern Abend jubelte Hoeneß noch in der Allianz Arena über "seinen" FC Bayern:
(c) Reuters
09:06 Uhr: Als erstes wird heute der Betriebsprüfer des Finanzamtes Miesbach gehört. Er wird über Hoeneß' Unternehmensführung sprechen.
09:00 Uhr: Gestern platzte die Bombe: Uli Hoeneß hat nicht wie zu Beginn des Verfahrens vermutet 3,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen, sondern mindestens 27,2 Millionen - und die Summe kann sogar noch steigen.