"Revier-Derby"

"Huren"-Skandal um Schalke-Spieler

15.09.2008

Hat er, oder hat er nicht? Nach dem emotionsgeladenen Derby zwischen Schalke und Dortmund soll Marcelo Bordon den Referee eine "Hure" genannt haben.

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Die Spieler des deutschen Fußball-Bundesligisten Schalke 04 waren nach dem 3:3 im 132. Revierderby gegen Borussia Dortmund nach 3:0-Führung nicht nur frustriert, sondern übten auch heftige Kritik an Schiedsrichter Lutz Wagner. "Die beiden Gegentore waren ein Skandal. Zum Schluss haben wir 9 gegen 14 gespielt", wetterte Schalkes Manndecker Mladen Krstajic. Meister Bayern München hat, wie beim 3:0-Erfolg in Köln deutlich wurde, ein Luxusproblem.

Schwere Beschimpfungen
Noch offensiver ging Schalke-Legionär Marcelo Bordon ans Werk. Er soll Referee Lutz Wagner auf portugiesisch als "Hure" beschimpft haben. Bordon zur "Bild": "Ich war so wütend, so enttäuscht. In der Emotion sagt man da so einiges." Der Schiedsrichter blieb diplomatisch und will davon "nichts mitbekommen" haben. Nichtsdestotrotz hat der Bundesliga-Kontrollausschuss eine schriftliche Stellungnahme eingefordert.

Dramatisch und kurios
Die Begegnung im Signal-Iduna-Park hatte mit sechs Toren, der Dortmunder Aufholjagd und zwei Platzverweisen für Schalke einiges zu bieten. Es waren aber nicht die Ausschlüsse (Pander, 73./Ernst, 77.), sondern die beiden Treffer des Dortmunders Alexander Frei (71., 89./Elfmeter), die den Schalkern bitter aufstießen. Vor dem 2:3 übersah das Schiedsrichterteam eine Abseitsstellung des Schweizer Teamstürmers, dazu wurde auch über die Elfmeter-Entscheidung in der 89. Minute, als der Referee die Abwehr von Krstajic als Handspiel wertete, heftig diskutiert.

"Das war niemals ein Handelfmeter. Wenn es ein absichtliches Handspiel gewesen wäre, hätte mir der Schiedsrichter Gelb geben müssen. Das hat er aber nicht. Außerdem stand er hinter mir, konnte es nicht sehen. Und der Linienrichter hat nichts angezeigt", ärgerte sich Krstajic. Schiedsrichter Wagner gestand nach Studium der TV-Bilder Fehler ein, wie er erklärte: "Ich habe das während der Partie so gesehen, aber die TV-Bilder geben etwas anderes her."

Alex Frei Held für Dortmund
Beide Lager hatten jedenfalls Mühe, das unglaubliche Spielgeschehen zu begreifen. "Für uns beide war das ein Crash-Kurs, was in einem Derby alles abgehen kann", sagte BVB-Coach Jürgen Klopp. Und Schalkes Nationalspieler Heiko Westermann reagierte ähnlich beeindruckt: "Das waren die verrücktesten 90 Minuten, die ich je erlebt habe." In bester Stimmung war jedenfalls Doppeltorschütze Frei, der sich mit seinem Doppelpack im ersten Spiel nach seiner Verletzungspause den Frust nach der 1:2-Heimniederlage in der WM-Qualifikation mit der Schweiz gegen Luxemburg von der Seele schoss. "Am Mittwoch bist du mit der Schweiz noch der Buhmann der Nation, heute stellst du alles auf den Kopf", freute sich der erfolgreiche "Joker".

Fans randalierten
Nach dem Spiel sorgten Fans beider Teams für einen negativen Höhepunkt, es gab 20 vorläufige Festnahmen, wie die Dortmunder Polizei am Sonntag mitteilte. Nach deren Angaben gab es im Anschluss an die Begegnung Auseinandersetzungen zwischen Gruppierungen beider Fan-Lager. Zwei Streifenwagen der Dortmunder Polizei wurden von Schalke- und BVB-Anhängern durch Steinwürfe beschädigt, zwei Polizeibeamte erlitten bei Schlichtungsversuchen leichte Verletzungen.

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