Die österreichische Fußball-Bundesliga dürfte wie schon in den Saisonen 2002/03 und 03/04 in der kommenden Spielzeit ohne einen Tiroler Oberhausclub über die Bühne gehen.
Nach der 1:4-Niederlage von Schlusslicht Wacker Innsbruck (26 Punkte) bei Rapid und den gleichzeitigen Siegen der direkten Konkurrenten Austria Kärnten (2:1 gegen LASK/31 Punkte) und Altach (2:0 gegen Mattersburg/34) ist das "rettende Ufer" vier Runden vor Schluss schon weit entfernt.
"Burschen haben keine Riesenbrust"
Die Innsbrucker, die
nach dem Lizenzentzug des damaligen FC Tirol im Juni 2002 innerhalb von zwei
Jahren den Durchmarsch von der Regionalliga West in die Bundesliga geschafft
hatten, wirkten in Wien ängstlich und vor allem in der Offensive, wohl auch
aufgrund der fehlenden Alternativen, harmlos. "Wir haben zwei wichtige
Heimspiele nicht gewonnen, da ist es klar, dass die Burschen keine
Riesenbrust haben. Rapid hat uns mit einer starken läuferischen Leistung zu
Fehlern gezwungen", kommentierte Wacker-Coach Helmut Kraft.
Situation beinahe aussichtslos?
Die Situation sei nun vor den
ausstehenden Spielen gegen Ried (heim), Sturm Graz (auswärts), Mattersburg
(h) sowie Austria (a) fast aussichtslos. "Die Chance ist sehr klein.
Realistisch gesehen ist es äußerst schwierig, dass wir die fünf Punkte gegen
den Abstieg noch aufholen, aber es bleibt uns zumindest die Hoffnung und an
die klammern wir uns", gab Kraft Durchhalteparolen aus. Der Wacker-Trainer
und -Sportdirektor hofft vor allem darauf, dass Kärnten das Abstiegsduell
mit Altach am Freitag in der Hypo Group Arena nicht gewinnt. "Wenn Kärnten
gewinnt, ist es wohl vorbei", so Kraft, für den es jetzt darum geht "mit
einem Sieg gegen Ried nochmals den Anschluss zu schaffen".
"Wir kämpfen weiter!"
Das "Unmögliche" vor Augen
haben auch noch die Spieler, obwohl die spielerische Leistung und kaum
vorhandene Torgefährlichkeit alles andere als Hoffnung geben. "Vorbei ist
gar nichts. Wir hatten auch im Herbst nach einer langen Negativserie einen
Lauf. Wir klammern uns an jeden Strohhalm und kämpfen weiter", betonte
Wacker-Kapitän Matthias Hattenberger. Und 1:3-Torschütze Andreas Schrott
fügte hinzu: "Es ist noch nicht aussichtslos."
Der Tabellenletzte war im Herbst tatsächlich schon einmal mit neun Punkten Rückstand abgeschlagen am Tabellenende gelegen, hatte sich allerdings nach dem ersten Saisonsieg in der 16. Runde (2:0 gegen Austria) mit einer tollen Erfolgsserie zurückgekämpft und war zur Winterpause punktegleich mit den Kärntnern Tabellenneunter. Im Frühjahr folgte aber auf den 1:0-Heimsieg gegen Sturm Graz eine Serie von nun schon acht sieglosen Spielen. "Es ist schwierig, als Letzter noch Hoffnung zu schöpfen", wirkte ÖFB-Teamaspirant Ferdinand Feldhofer angeschlagen. "Aber wenn wir gegen Ried gewinnen sind es vielleicht nur mehr zwei Punkte Rückstand."
Abstieg in die Red Zac Erste Liga?
Die
Wacker-Vereinsverantwortlichen müssen sich jedenfalls seit Samstag
intensiver mit einem möglichen Abstieg in die Red Zac Erste Liga befassen.
"Der Plan B ist, dass wir uns nach der Saison zusammensetzen und schauen,
wie jeder Beteiligte die Situation sieht. Ich gehe nicht davon aus, dass der
Kader auseinanderfällt, die Großsponsoren stehen auf jeden Fall hinter uns",
merkte Obmann Gerhard Stocker an.
"Spieler sollen frei drauflos spielen"
Das Ziel wäre
mit einem sofortigen Wiederaufstieg schnell definiert, wiewohl Stocker
sofort hinzufügte: "Das ist aber genauso schwierig, wie jetzt noch den
Klassenerhalt zu schaffen." Der 56-Jährige ("Es ist eine Herausforderung,
etwas neu aufzubauen. Wir werden wiederkommen") zeigte sich trotz der
schwierigen Lage auch als fairer Sportsmann, indem er erklärte: "Es ist ein
Sport, einer von zehn muss absteigen, aller Wahrscheinlichkeit nach wird es
uns treffen." Die volle Konzentration gelte aber nach wie vor der laufenden
Saison. "Die Spieler sollen jetzt frei darauf los spielen."
Mitleiden von Rapid-Akteuren
Sollten die Innsbrucker tatsächlich
absteigen, würden jedenfalls auch einige Akteure im Rapid-Lager mitleiden,
wie etwa Innenverteidiger Hannes Eder, der ausgerechnet gegen seinen Ex-Club
seinen zweiten Saisontreffer erzielte. "Die Situation in Tirol ist
schwierig, ich bin natürlich auch traurig, da ich überzeugt bin, dass sie
die Qualität haben, oben zu bleiben. Leider haben sie die Big Points
ausgelassen." Ähnlich sah Coach Peter Pacult, der sechs Jahre in Tirol
gespielt hatte, die Situation. "Sie haben sich zurückgekämpft und jetzt
wieder mit dem Abstieg zu tun. Das tut schon weh." Auch Goalie Helge Payer
würde sich einen Verbleib der Innsbrucker wünschen, wie er erklärte:
"Innsbruck gehört schon von der Tradition her in die Bundesliga."