Münchner festigten Vormachtstellung mit erneutem Sieg gegen BVB - Verletzungsgrad von Kimmich noch offen
Trainer Hansi Flick hat mit einer Verneigung vor Thomas Müller seinen Respekt für die Leistung seines FC Bayern beim 3:2 im Spitzenspiel in der deutschen Fußball-Bundesliga bei Borussia Dortmund zum Ausdruck gebracht. "Das galt der gesamten Mannschaft", kommentierte Flick seine ungewohnte Geste, "sie hat eine herausragende Mentalität. Deshalb stehen wir da, wo wir stehen".
In die Freude über die Bestätigung der aktuellen Vormachtstellung mischte sich aber auch die Sorge um den ausgefallenen Schlüsselspieler Joshua Kimmich. Valide Erkenntnisse über die Verletzung des DFB-Nationalteamspielers dürften erst genauere medizinische Untersuchungen am Sonntag in München ergeben. Doch sowohl das schmerzverzerrte Gesicht von Kimmich als auch die mitfühlenden Reaktionen seiner Mitspieler noch auf dem Platz verhießen wenig Gutes. Ein längerer Ausfall würde die Bayern nach Meinung von Flick schwer treffen: "Er ist auf dieser Position ein Schlüsselspieler, das wäre nicht einfach wegzustecken."
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Bayern abgezockt
Doch selbst für diesen Fall wären die Münchner gerüstet. Das stellten sie in Dortmund in beeindruckender Manier unter Beweis. Auch ohne den bereits in der 36. Minute ausgewechselten Kimmich schlug der Rekordmeister nach dem 0:1 von BVB-Kapitän Marco Reus (45. Minute) eiskalt zurück. Treffer von David Alaba (45.+4) per Freistoß, Robert Lewandowski (48.) und Leroy Sane (80.) verhalfen zum zehnten Pflichtspielsieg in Serie und zum Ausbau der Tabellenführung. "Wir haben das Spiel verdient gewonnen, weil wir zum richtigen Zeitpunkt einen Schritt schneller und auch etwas abgezockter waren", befand Mittelfeldspieler Leon Goretzka, "diese Spiele sind doppelt wichtig".
Ob der Sieg wirklich ein Indiz für einen weiteren Saisonverlauf mit Münchner Dominanz ist, wird sich erst in den nächsten Wochen weisen. Immerhin vergrößerten die Münchner ihren Vorsprung auf den BVB auf drei Punkte und brachten sich in einen psychologischen Vorteil. Flick wollte seinen vierten Sieg im vierten Spiel als Chefcoach gegen Dortmund aber nicht überbewerten: "Die Bundesliga ist aktuell sehr ausgeglichen. Es geht nicht darum zu sagen, wir haben es nach dem siebten Spieltag schon geschafft. Nein, es geht weiter."
Hummels: "Bayern stark, aber defensiv offen"
Bei allem Frust sah auch Dortmunds-Abwehrspieler Manuel Akanji keinen Grund zur vorzeitigen Kapitulation im Titelkampf: "Wir haben gesehen, dass wir mithalten können. Das kann man positiv mitnehmen. Es ist ja erst der siebte Spieltag." Dennoch hätten sich alle Borussen dieses Deja-vu liebend gern erspart. Zum wiederholten Mal mussten sie im Kräftemessen der Branchenriesen einen Knockout verkraften. Doch im Gegensatz zu den letzten, zum Teil deutlichen Niederlagen in München müssen die BVB-Profis diesmal keine unliebsame Debatte über fehlende Mentalität erdulden. Schließlich leisteten sie dem Triple-Sieger erbitterte Gegenwehr. Selbst der Münchner Leon Goretzka fand lobende Worte: "Die Dortmunder haben heute ein anderes Gesicht gezeigt als in vielen Spielen zuvor. Sie haben mutig gespielt."
Zum Verdruss von Mats Hummels erwies sich sein ehemaliges Team aus München in den entscheidenden Momenten jedoch erneut als kaltschnäuziger. Zwar gab der BVB in dem temporeichen Spiel nur einen Torschuss (15) weniger ab als die Bayern, ging aber wie schon in den beiden Duellen der Vorsaison leer aus. "Bayern war offensiv sehr stark, defensiv aber offen. Es war fast klar, dass es ein Spiel in diese Richtung wird, wo dann die Effektivität entscheidet", kommentierte Dortmunds Abwehrchef.
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Einen großen Leistungsunterschied zwischen beiden Teams konnte jedoch auch Hummels nicht erkennen. "Heute war das Glück nicht auf unserer Seite. Alle drei Gegentore waren abgefälscht", klagte der Weltmeister von 2014. Verbittert fügte er an: "Aber darüber wird wahrscheinlich wenig geredet. Dabei ist es einfach so, dass Glück und Pech, insbesondere bei Spitzenspielen, oft ausschlaggebend sind."
Selbst die 1:0-Führung durch Marco Reus (45.) ebnete nicht den Weg zum ersten Sieg über den Rekordmeister seit zwei Jahren. Es passte zur Story von einem anhaltenden Bayern-Fluch, dass der BVB-Kapitän nach dem 2:3 von Erling Haaland (83.) die große Chance zum Ausgleich vergab, als er den Ball kurz vor Schluss freistehend per Volley über das Tor drosch.
Abzuwarten bleibt, ob trotz des couragierten Auftritts nicht wieder die Diskussionen über Trainer Lucien Favre lauter werden. Schließlich dürften sich die Dauerkritiker von Favre in ihrer Meinung bestätigt fühlen, dass man mit einem solch bedächtigen Fußball-Lehrer keine großen Spiele gewinnt. Das Urteil des Schweizers fiel dagegen gewohnt unaufgeregt aus: "Ich bin als Trainer enttäuscht über die Niederlage. Aber wir haben Fußball gespielt."