Kein Vertrauen mehr
Funktionäre fordern Rücktritt von DFB-Präsident
02.05.2021Die Präsidenten der Landes- und Regionalverbände des Deutschen Fußball-Bundes haben DFB-Präsident Fritz Keller zum Rücktritt aufgefordert.
Die Funktionäre entzogen Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius ihr Vertrauen, wie der DFB am Sonntag mitteilte. Die DFB-Spitze traf sich am Wochenende zu einem Krisengipfel mit den Landesverbandschefs in Potsdam. Erwartet wurde auch ein Gespräch zwischen Keller und Vizepräsident Rainer Koch.
Zudem habe sich die Versammlung gegen einen außerordentlichen Bundestag ausgesprochen. Der öffentliche Druck auf den DFB in seiner massiven Führungs- und Außendarstellungskrise war zuletzt massiv gestiegen. Keller war nach einem Nazi-Vergleich in einer Präsidiumssitzung in Erklärungsnot geraten. Er hatte Koch als "Freisler" bezeichnet und so mit Roland Freisler, dem Vorsitzenden des Volksgerichtshofes im Nationalsozialismus, verglichen. Keller hatte daraufhin Koch um Entschuldigung gebeten.
Verband gibt "desaströses Bild" ab
Curtius und Schatzmeister Stephan Osnabrügge hatten Keller für den Nazi-Vergleich scharf kritisiert. Laut "Spiegel" hat Curtius die Verfehlung des DFB-Bosses bei der Ethikkommission des Verbandes angezeigt. Osnabrügge und Koch sei das am Sonntag hingegen in einer geheimen Abstimmung das Vertrauen ausgesprochen worden.
Intern hatte der DFB-Betriebsrat laut einem "Bild"-Bericht in einem Schreiben kritisiert, dass der Verband ein "desaströses Bild" abgebe und forderte "richtungsweisende Entscheidungen". "Bei einem Neuanfang dürfen sowohl strukturelle als auch personelle Konsequenzen nicht ausgeschlossen werden." Der DFB-Betriebsrat hatte Kellers Aussagen als "vollkommen inakzeptabel und nicht zu tolerieren" bezeichnet.
Keller soll sich nach einem vorigen Bericht der "Bild-Zeitung" mit einem emotionalen Schreiben im Intranet an die DFB-Mitarbeiter gewandt haben. Er soll darin seinen Nazi-Vergleich gegenüber Koch eine "dumme, unbedachte und beleidigende Aussage", die "selbst zu diesem schlechten Bild" des Verbandes beigetragen habe, genannt haben. Der DFB bestätigte am Freitag der Deutschen Presse-Agentur die Publikation Kellers, ohne detaillierter auf die Inhalte einzugehen.