Nicht einfach zur Tagesordnung übergehen - Brasiliens Verband warnt vor Vorverurteilungen
Nach der Festnahme von sieben hohen Funktionären des Fußball-Weltverbands FIFA haben führende europäische Funktionäre Konsequenzen gefordert. Die Kritiker von FIFA-Präsident Joseph Blatter haben das Festhalten am FIFA-Kongressprogramm in Zürich mit den Präsidentschaftswahlen am Freitag infrage gestellt.
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Ernste Situation für FIFA
Die Ereignisse seien "sehr ernst für die FIFA und ihre aktuelle Führung", meinte der Chef des englischen Verbandes FA, Greg Dyke. "Man muss sich fragen, ob die Wahl unter diesen Umständen stattfinden sollte", meinte er und sicherte Blatters Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein noch einmal die Stimme der FA zu.
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"Es ist schockierend und schädlich für den gesamten Fußball, was sich in Zürich zwei Tage vor dem FIFA-Kongress abspielt", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. "Es wäre erschütternd, wenn sich die im Raum stehenden, schweren Vorwürfe gegen Mitglieder der FIFA als richtig herausstellen."
Auch der deutsche Liga-Präsident Reinhard Rauball meldete sich zu Wort. "Es wäre das absolut falsche Signal, wenn unter dem Eindruck dieser Entwicklungen die Agenda des FIFA-Kongresses wie geplant abgearbeitet würde. Man darf nicht einfach zur Tagesordnung übergehen", sagte Rauball und sprach von Enthüllungen, die "jedes Maß an Vorstellungskraft" übersteigen.
"Schockiert und traurig"
"Sollten sich die Vorwürfe als richtig herausstellen, würde dies die FIFA und den gesamten Weltfußball in den Grundfesten erschüttern", meinte Rauball. Er forderte auch den umstrittenen Weltverbandschef für den Fall der Fälle zum Handeln auf: "Sepp Blatter - obgleich offensichtlich persönlich nicht betroffen - sollte dem Fußball einen großen Dienst erweisen. So kann es nicht weitergehen."
"Ich bin schockiert und traurig über das Bild, das der Fußball durch diese Festnahmen abgibt", sagte der Präsident des Französischen Ligaverbandes, Frederic Thiriez, dem Radiosender Europe 1.
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Jeffrey Webb (Cayman Islands), Vize-Präsident des Exekutiv-Komitees und "Ziehsohn" von Sepp Blatter
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Eugenio Figueredo (Uruguay), bis vor kurzem Präsident des südamerikanischen Fußballverbands
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Eduardo Li (Costa Rica)
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Julio Rocha (Nicaragua) - im Bild links - ist bei der FIFA zuständig für Entwicklung und Präsident des nicaraguanischen Fußballverbandes.
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Rafael Esquivel (Venezuela)
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Jose Maria Marin (Brasilien)
Costas Takkas (Großbritannien) ist der Attaché des CONCACAF-Präsidenten Webb. (FOTO: Symbolbild)
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Jack Warner (Trinidad Tobago), Ex-FIFA-Vizepräsident und Präsident der karibischen Fußballunion.
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Nicolas Leoz (Paraguay), Ex-CONMEBOL-Präsident
Keine Vorverurteilungen
Brasiliens Fußball-Verband CBF warnt nach der Festnahme seines früheren Präsidenten Jose Maria Marin vor einer Vorverurteilung. Man werde nach den "schwerwiegenden Ereignissen" in Zürich die Ermittlungen unterstützen und das Ergebnis abwarten, "ohne vorher ein Urteil über Schuld oder Unschuld zu fällen", teilte der Verband am Mittwoch in Rio de Janeiro mit. Marin war bis April Präsident des CBF. Er wurde wiederholt mit Korruptionsvorwürfen und angeblicher Veruntreuung öffentlicher Mittel in den 1970er und 1980er-Jahren in Verbindung gebracht.