FIFA-Boss geht zum Angriff über.
Am Ende kostete er seinen Machterhalt genüsslich aus: Glückselig, zufrieden und mit dem Lächeln eines Siegers – so gab sich der Schweizer Joseph Blatter (79) Freitagabend in Zürich, nachdem er erneut als Präsident des Weltfußballverbands FIFA bestätigt worden war. Trotz des jüngsten FIFA-Skandals um 150 Millionen Dollar Schmiergelder, obwohl er in der ersten Runde nur 133 Stimmen erhalten hatte, trotz der Bombendrohung während der Wahl. Der einzige Gegner, Prinz Ali von Jordanien, hatte freiwillig aufgegeben.
Während die Fußballwelt gespalten ist, holte Blatter am Tag nach dem Triumph sofort zum Gegenschlag aus: Er kritisierte den europäischen Fußballverband UEFA, deren Boss Michel Platini ihn zum Rücktritt aufgefordert und den WM-Boykott in den Raum gestellt hatte.
Blatter: „Es gibt einen Hass, der nicht nur von einer Person der UEFA kommt, aber von der UEFA als Organisation. Ich vergebe jedem, aber ich vergesse nicht“. Das klang bedrohlich und zeigte seine Lust auf Rache.
UEFA-Chef Platini denkt über einen WM-Boykott nach
Die Ansagen von UEFA-Chef Michel Platini (59) waren unmissverständlich: Erst forderte er den Rücktritt Blatters, dann stellte er einen Boykott Europas der Fußball-WM 2018 in Russland in den Raum.
Am Rande des Champions-League-Finales am 6. Juni in Berlin kommt es nun zur Sondersitzung der UEFA. Skurril: Trotz Platinis Angriff auf Blatter wählte am Freitag Frankreichs Verband Blatter als FIFA-Präsident wieder.
Eine Katastrophe. Würden tatsächlich große Nationen wie Titelverteidiger Deutschland, Italien, England oder die Niederlande in Russland nicht antreten, wäre das für die FIFA eine Katastrophe. Im Land des Titelverteidigers sprachen sich bei einer BILD-Umfrage sogar 80 Prozent für einen Boykott aus. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach meint jedoch: „Wir wissen, dass Boykott nie eine Lösung ist.“