Korruption

Frankreichs Fußball versinkt im Chaos

18.11.2014

Drei Club-Präsidenten und 9 weitere Personen in Frankreich festgenommen.

Zur Vollversion des Artikels
© AFP
Zur Vollversion des Artikels

In Fußball-Frankreich ist Skandal-Alarm ausgebrochen, die renommierte Sport-Tageszeitung "L'Equipe" spricht von einem drohenden "Erdbeben". Zwei am Dienstag ausgebrochene Korruptionsaffären mit einem Dutzend Festnahmen könnten für den Fußball der Grande Nation schlimme Folgen haben.

Prominente Verdächtige
Gleich drei Club-Präsidenten und weitere neun Personen sind am Dienstag im Rahmen zweier Korruptionsfälle in Polizei-Gewahrsam genommen worden. Wegen des Verdachts auf Manipulation von Begegnungen der zweiten Liga in der vergangenen Saison seien der Chef von Erstliga-Aufsteiger SM Caen, Jean-Francois Fortin, und dessen Zweitliga-Kollege Jean-Marc Conrad von Nimes Olympique zusammen mit weiteren sieben Personen vorläufig festgenommen worden, berichteten französische Medien unter Berufung auf die Polizei.

Illegale Transfergelder
Im zweiten Polizeifall, der den Fußball im Land des Ausrichters der EM 2016 bis ins Mark zu erschüttern droht, geht es um unzulässige Transferhandgelder. Der Boss von Ligue-1-Leader Olympique Marseille, Vincent Labrune, und auch dessen Vorgänger Pape Diouf (2004-2009) und Jean-Claude Dassier (2009-2011), seien von Beamten abgeführt worden. Sie stehen im Verdacht, beim Wechsel von Nationalstürmer Andre-Pierre Gignac vom FC Toulouse nach Marseille im Jahr 2010 illegale Gelder kassiert zu haben.

Spiele manipuliert
Im Manipulationsfall stehen den Berichten nach mehrere Partien von Nimes unter Verdacht. Der Club aus Südfrankreich war vergangene Saison knapp dem Abstieg in die 3. Liga entgangen. Die Profiliga teilte mit, sie werde in dieser Sache als Zivilkläger auftreten. Wenn sich der Verdacht bestätigen sollte, sei das äußerst schlimm, sagte LFP-Präsident Frederic Thiriez, und drohte beiden Clubs mit Ausschluss aus der Liga.

Korruption ist "tödliches Gift"
Auf kurzfristig einberufenen Pressekonferenz warnte Thiriez sichtlich verärgert. "Korruption ist ein tödliches Gift für den Sport generell und insbesondere für den Fußball. Zu was sind wir nutze, wenn man nicht einmal den Ergebnissen trauen kann?", erklärte Thiriez. "Sollten Korruption oder Spielmanipulation erwiesen sein, würde die Liga die nötigen Sanktionen mit der größten Härte aussprechen und das könnte bis zum Ausschluss aus der Liga gehen", betonte er.

Verdächtige Begegnungen
Das könne "ein Erdbeben auslösen", befürchtet "L`Equipe". Nach einem Bericht der Onlineausgabe der Sportzeitung untersucht die Kriminalpolizei mindestens drei Spiele der "Krokodile" von Nimes: Die Begegnung vom 25. April 2014 beim FC Dijon (1:5), den 3:2-Sieg bei Aufstiegskandidat SCO Angers am 6. Mai sowie das 1:1 bei Caen am 13. Mai. Die Behörden sollen laut Medien Telefongespräche abgehört haben, bei denen Nimes-Großaktionär Serge Kasparian dem Clubvorstand den Vorschlag unterbreitet haben soll, den Gegnern Geld für Punkte anzubieten.

Medien in Frankreich erinnern nun an "komische Äußerungen" der Beteiligten nach den erwähnten Spielen. Angers-Trainer Stephane Moulin habe zum Beispiel nach der überraschenden Heimpleite gegen ein Team, das lange Tabellenschlusslicht gewesen war, erklärt: "Ich muss mich bei unseren Fans entschuldigen. Das war kein würdiges Spektakel, ich habe keine Erklärung dafür." Unter den Festgenommenen ist laut "L`Equipe" auch Dijon-Trainer Olivier Dall'Oglio. Die Behörden ermittelten wegen aktiver und passiver Korruption, hieß es.

Neben Labrune, Diouf und Dassier wurde am Dienstag in Marseille auch der amtierende Generaldirektor des Topclubs, Philippe Perez, von Beamten abgeführt. Die Behörden untersuchen den Angaben zufolge, ob die Club-Funktionäre beim Transfer von Gignac illegale Handgelder kassiert haben. Der heute 28-jährige Mittelstürmer war offiziell für 16 Millionen Euro nach Marseille gewechselt. Damals hatte Dassier im Verein das Sagen, der heutige Boss Labrune war bei OM für die Finanzen zuständig und auch Chef des Aufsichtsrates. Der Verein aus Südfrankreich gab vorerst keine Stellungnahme ab.

Zur Vollversion des Artikels