Wie geht es weiter in Top-Ligen?
Fußball-Chaos in ganz Europa
30.04.2020Das sind die Comeback-Pläne in Europas Topligen - so steht es um den Corona-Neustart.
Die Corona-Pandemie hat den Fußball in den eurpäischen Topligen zum Erliegen gebracht. Wann sieht man ÖFB-Star Alaba wieder die Stürmer der deutschen Bundesliga verzweifeln lassen? Kommt Liverpool noch auf dem Rasen zum langersehnten Meistertitel? Ist der Liga-Abbruch in Frankreich endgültig? Und wann wirbelt Lionel Messi wieder durch die spanischen Abwehrreihen? ÖSTERREICH hat sich mit diesen Fragen beschäftigt und gibt Ihnen einen Überblick über den aktuellen Stand in Europas Top-Ligen:
Deutschland: Fans gegen Geisterspiele
In Deutschland sind alle Bundesliga-Klubs zurück im Kleingruppentraining. Die Saison soll mit Geisterspielen fortgesetzt werden. Davon sind nicht alle begeistert. Die Bayern-Fans ließen mit Plakaten aufhorchen: "Schluss mit der Diktatur des Geldes! Nein zu Geisterspielen" oder "Eure Raffgier macht nicht mal vor einer Pandemie halt! Nein zu Geisterspielen", war zu lesen. Auch in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sprach sich die Mehrheit gegen eine rasche Fortsetzung vor leeren Rängen aus.
46 Prozent finden den Plan der deutschen Liga, möglichst bald die neun ausstehenden Spieltage zu absolvieren, nicht richtig. 34 Prozent der Befragten sind für Geisterspiele. Auch die Bereitstellung von rund 20.000 Corona-Tests für die Beteiligten an den Geisterspielen sorgt für scharfe Kritik. Als Starttermin war ursprünglich der 9. Mai geplant. Am Donnerstag soll bei den Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten auch über die Bundesliga-Thematik gesprochen werden.
England drohen Hits am Trainingsplatz
In England soll die Saison am 8. Juni fortgesetzt werden. Der genaue Ablaufplan zu den restlichen 92 Spielen steht noch aus. Darüber wollen die Klubs in einem Video-Meeting am 1. Mai diskutieren. Sicher ist nur: Die Partien werden unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Bis Ende Juli soll die Saison beendet werden. Für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs am 8. Juni müssten die Vereine spätestens am 18. Mai wieder ins Training einsteigen. Die Spiele könnten nur in ausgewählten Stadien, an neutralen Orten, stattfinden. Sogar mit der Fortsetzung der Saison auf Trainingsplätzen wird spekuliert.
Liverpool wäre wohl egal wann, wo und wie. Der Klopp-Elf fehlen nur noch zwei Siege zum ersten Meistertitel seit 30 Jahren. Wie die "Times" berichtet, zeigen sich andere Klubs aber skeptisch wegen der geplanten Fortsetzung. Die Spieler hätten ihre Sorge darüber geäußert, sich im Spielbetrieb anzustecken und das Virus an ihre Familien zu übertragen. Ein Total-Abbruch würde den Klubs allerdings viel Geld kosten. Insgesamt stehen rund 870 Millionen Euro an TV-Geldern auf dem Spiel.
Frankreich: Harte Kritik am Abbruch
Die Ligue 1 steht vor dem Total-Abbruch. Premierminister Édouard Philippe verkündete, dass "die Saison 2019/20 im Profisport, insbesondere im Fußball, nicht wieder aufgenommen werden kann". Das sorgt für harte Kritik. Der Saisonabbruch ist für die Klubs mit erheblichen finanziellen Einbußen verbunden. Mehr als 100 Millionen Euro würden an TV-Geldern entgehen, dazu kommen fehlende Einnahmen durch Ticketing und Sponsoring. Olympique-Lyon-Boss Jean-Michel Aulas nimmt den Abbruch noch nicht ganz so ernst, hofft auf eine Fortsetzung. Er will es zumindest noch mit Playoffs versuchen.
Auch eine Fortführung im September sei denkbar. Kein Wunder, liegt Champions-League-Teilnehmer Olympique Lyon nur auf Platz sieben der Tabelle und wäre international nicht vertreten. Verbandspräsident Noël Le Graët will den nationalen Cup retten und das Finale zwischen PSG und AS Saint-Étienne Anfang August austragen. Paris-Boss Nasser Al-Khelaifi hofft auf eine Fortsetzung der Champions League: "Wenn es nicht möglich ist, in Frankreich zu spielen, dann werden wir im Ausland spielen."
Viel Ungewissheit in Spanien und Italien
In den Corona-Hotspots Spanien und Italien steht der Fußball noch völlig still. In Spanien hat die Regierung jetzt zumindest einen Termin für ein mögliches Individualtraining bekannt gegeben. Ab 4. Mai kann es losgehen. Zwischen 11. und 18. Mai sollen weitere Lockerungen folgen. Unter strengen Sicherheitsregularien strebt die spanische Liga den Restart der Primera División vorsichtig am Juni an. Dabei kommen dann nur als Geisterspiele ausgetragene Partien infrage.
Von einem fixen Starttermin ist man auch in Italien noch weit entfernt. Immerhin sollen die Serie-A-Klubs am 18. Mai wieder das Training aufnehmen können. In Kleingruppen und unter strengen Hygienemaßnahmen, versteht sich. Das verkündete Premierminister Giuseppe Conte. Seit 9. März pausiert Italiens höchste Spielklasse. Wann es zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs kommt, ist aktuell völlig offen. Klar ist: Zwölf Spieltage stehen noch aus. Der Fußballverband und die Liga drängen die Regierung auf eine Wiederaufnahme der Saison. Die Spieler rund um Juventus-Superstar Cristiano Ronaldo sollen isoliert und regelmäßig auf das Coronavirus getestet werden. Ein Neustart im Juni gilt als eine mögliche Variante.