Juventus Turin will gegen den heftigen Punktabzug vorgehen, den das italienische Verbandsgericht wegen Bilanzfälschung gegen den Fußball-Rekordmeister verhängt hat.
Juventus Turin will gegen den heftigen Punktabzug vorgehen, den das Verbandsgericht wegen Bilanzfälschung gegen Italiens Fußball-Rekordmeister verhängt hat. Wie der Verein in der Nacht auf Samstag mitteilte, werde er das oberste Sportgericht des Italienischen Olympischen Komitees (CONI) anrufen. Den Turinern waren am Freitag 15 Punkte in der laufenden Serie A gestrichen worden. Von einem "Erdbeben in der Meisterschaft" schrieb die "Gazzetta dello Sport".
Juve rutscht vom dritten auf den zehnten Platz ab und hat nun 25 Punkte Rückstand auf Tabellenführer Napoli sowie zwölf Zähler Rückstand auf die Champions-League-Ränge. Die Anwälte des Clubs sprachen von einer "himmelschreienden Ungerechtigkeit" - vor allem, weil alle anderen in die Causa verwickelten Vereine und deren Funktionäre freigesprochen wurden. Das Turiner Sportblatt "Tuttosport" titelte am Samstag empört: "Der Ungerechtigkeit wird Genüge getan! Unglaublich!"
"Nach den gestrigen Ereignissen müssen wir uns neu formieren und nur an die Dinge auf dem Platz denken", sagte Trainer Massimiliano Allegri vor dem Heimspiel am Sonntag gegen den Tabellenfünften Atalanta. Man müsse die aktuelle Situation so nehmen wie sie ist. "Die Tabelle sagt, dass wir momentan 22 Punkte haben." Eine nächste Entscheidung der Institutionen werde wohl frühestens in zwei Monaten erfolgen, betonte der Trainer. "Wir müssen unsere Pflicht erfüllen, sodass wir es nicht bereuen, wenn ein Urteil kommt."
Juventus hat ein Monat Zeit
Er sei lange genug im Geschäft, meinte Allegri, um zu wissen, dass man im Sport jede Situation als Chance annehmen müsse. "Ich bin überzeugt, dass die Spieler alles tun werden, um das Beste aus der Situation zu machen. Wir stehen vor einer Herausforderung und vielleicht gelingt uns ja etwas Außergewöhnliches. Im Fußball ist alles möglich." Das Berufungsgericht des Verbandes (FIGC) hatte es als erwiesen angesehen, dass Juve jahrelang seinen Spielern fingierte Marktwerte zuschrieb und diese in den Büchern vermerkte. Allein in den Jahren 2018, 2019 und 2020 soll die Vereinsbilanz so um mehr als 100 Millionen Euro beschönigt worden sein. Das Sportgericht hatte Juve und die andere Vereine wegen der Vorwürfe schon einmal freigesprochen - durch neue Erkenntnisse wurde das Verfahren aber wieder aufgenommen.
Juventus hat nach Eingang der Urteilsbegründung einen Monat Zeit für den Einspruch beim obersten Sportgericht des CONI. Dieses kann die Strafe dann aber nicht streichen oder den Punktabzug verringern, sondern lediglich den Fall zurück ans FIGC-Gericht geben, sollten Verfahrensfehler festgestellt werden.
Neben dem Verein wurden auch etliche ehemaligen Club-Bosse und ein aktueller Top-Funktionär bestraft. Ex-Präsident Andrea Agnelli etwa wurde für zwei Jahre, der ehemalige Vizepräsident Pavel Nedved für acht Monate für jegliche Aktivitäten im italienischen Fußball gesperrt. Die beiden waren jüngst bereits zurückgetreten. Der noch aktive Sportkoordinator Federico Cherubini bekam 16 Monate Sperre aufgebrummt.