Skandal aufgedeckt
Mögliche Korruption? Festnahmen im belgischen Fußball
10.10.2018Europaweit 57 Hausdurchsuchungen durchgeführt.
Verdacht auf Korruption, Geldwäsche und organisiertes Verbrechen: Ein Skandal erschüttert den belgischen Fußball. Wegen des Verdachts auf organisierten Betrug stand die Polizei Mittwochfrüh in sieben europäischen Ländern im Großeinsatz. 57 Hausdurchsuchungen wurden vorgenommen und eine "große Anzahl Personen" festgenommen, teilte die Staatsanwaltschaft in Brüssel mit.
Demnach geht es um den Verdacht auf Finanzbetrug bei Spielertransfers und Spielmanipulationen bei Vereinen der ersten belgischen Liga. 220 Polizisten in Belgien, Frankreich, Luxemburg, Zypern, Montenegro, Serbien und Mazedonien waren der Staatsanwaltschaft zufolge im Einsatz. Im Visier der Behörden sind demnach "Klubchefs, Spielervermittler, Schiedsrichter, ein ehemaliger Anwalt, eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Trainer, Journalisten und einige mögliche Komplizen".
Beim festgenommenen Trainer handelt es sich um Ivan Leko, dem kroatischen Coach des belgischen Meisters FC Brügge, wie die Nachrichtenagentur AFP aus Ermittlerkreisen erfahren hat. Zudem seien die Räumlichkeiten des FC Brügge, des Rekordmeisters Anderlecht, des aktuellen Tabellenführers Genk und von Standard Lüttich durchsucht worden. Einer der Festgenommenen soll der Spielerberater Mogi Bayat sein. Belgische Medien hatten dies zuvor bereits berichtet.
Anderlecht bestätigte eine Durchsuchung seiner Vereinsräume. Man arbeite uneingeschränkt mit den Behörden zusammen, hieß es in einer Erklärung. Weitere Kommentare wolle man derzeit aber nicht abgeben. 44 der Hausdurchsuchungen fanden alleine in Belgien statt.
In der Mitteilung der Staatsanwaltschaft hieß es, man gehe auch Fällen von "möglicher Beeinflussung von Wettbewerben" nach. Belgiens Justizminister Koen Geens äußerte sich via Twitter zu den Vorfällen: "Spielmanipulationen untergraben die Integrität des Sports."
Die Ermittlungen seien Ende 2017 eingeleitet worden, nachdem ein Bericht der belgischen Bundespolizei "Hinweise auf verdächtige Finanztransaktionen" in der ersten belgischen Fußballliga enthalten habe, erklärte die Staatsanwaltschaft. Im Rahmen der Untersuchung sei auch der Verdacht auf Spielmanipulationen in der Saison 2017/18 aufgekommen.