Zum Teil deutlich verstärktes Polizeiaufgebot und Durchsuchungen von Besuchern.
Die Fußballfans in ganz Europa müssen am Wochenende mit langen Schlangen vor den Stadien rechnen. Die europäischen Topligen reagieren zum Teil mit deutlich verstärkten Polizeiaufgeboten und Durchsuchungen von Besuchern auf die Terror-Anschläge von Paris und die Absage des Länderspiels in Hannover. Besonders im Blickpunkt steht der Clasico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona.
Sicherheitsvorkehrungen nach Paris-Terror
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SPANIEN
Zunächst war darüber spekuliert worden, ob das Topspiel der Liga wegen möglicher Terrorgefahr abgesagt werden muss. Die Regierung wies solche Befürchtungen jedoch zurück. "Derzeit liegen keine objektiven Beweggründe vor, die eine Absage rechtfertigen würden", sagte Innenminister Jorge Fernandez Diaz. Allerdings sollen die Sicherheitsvorkehrungen und das Polizeiaufgebot drastisch verstärkt werden.Die Fans wurden aufgerufen, sich wegen der Kontrollen frühzeitig auf den Weg zum Bernabeu-Stadion zu machen. Gedenkaktionen für die Opfer der Paris-Anschläge wurden nicht angekündigt. Einige Erstligisten gedachten der Opfer mit Schweigeminuten während des Trainings.
FRANKREICH
"La vie continue" - das Leben geht weiter. Das ist die Botschaft, die Behörden und Sportverbände in Frankreich nach den Anschlägen von Paris vermitteln wollen. Am Wochenende rollt der Fußball weiter. Nach einer Sitzung im Pariser Innenministerium gab die Profiliga (LFP) allerdings besondere Sicherheitsmaßnahmen bekannt.
Die wichtigste Anordnung: Die Begegnungen der ersten und zweiten Liga sollen alle ohne Fans der Auswärtsteams stattfinden, ein entsprechendes Reiseverbot wurde vom Innenministerium erlassen. Zudem soll es verschärfte Einlasskontrollen geben. Zu Ehren der Opfer wird vor jedem Spiel die Marseillaise intoniert.
ENGLAND
Die Begegnungen der Premier League werden am Wochenende von deutlich strengeren Sicherheitskontrollen begleitet. Die Fans müssen sich auf eine Vielzahl an Taschen-Durchsuchungen vor den Stadien einstellen. Die 20 Premier-League-Clubs waren laut "Times" von der Polizei und dem Innenministerium über ihre Pflichten aufgeklärt worden. Laut der Behörde ist die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs "sehr hoch".
Die Besucher der Spiele werden aufgrund der strengeren Sicherheitskontrollen gebeten, früher in die Stadien zu kommen. Neben einer Schweigeminute wird vor dem Anpfiff die Marseillaise gespielt. In der Premier League stehen 72 französische Profis unter Vertrag.
ITALIEN
In einer Umfrage der Zeitung "La Stampa" sagten 66 Prozent der Befragten, dass sie wie vor den Terroranschlägen von Paris ins Stadion oder zu Sportereignissen gehen werden. 23 Prozent meinten, sie würden die Besuche einschränken, und nur sieben Prozent wollen jetzt gar nicht mehr ins Stadion gehen. Die Spiele der Serie A sollen am Wochenende wie geplant stattfinden, von besonderen Gedenkaktionen war bisher nichts bekannt.
PORTUGAL
In Portugal stand eine Absage von Sportveranstaltungen nach den Pariser Terroranschlägen bisher nicht zur Debatte. Auch Gedenkaktionen sind nicht angekündigt worden. Die vierte Runde des Cup-Wettbewerbes soll zwischen Freitag und Sonntag ganz normal über die Bühne gehen. Höhepunkt ist am Samstagabend das Lissaboner Stadtderby zwischen Benfica und Sporting. Man bereite sich auf das Schlagerspiel in aller Ruhe vor, wurde ein ranghoher Polizeisprecher vom Fernsehsender RTP zitiert.
BELGIEN
Die Fußballspiele der belgischen Jupiler Pro League finden statt. Vor dem Anpfiff werden Spieler und Fans allerdings mit einer Schweigeminute der Opfer der Anschläge von Paris gedenken, teilte die Liga mit. Auch die Sicherheitsvorkehrungen werden hochgeschraubt: Rucksäcke und Taschen dürfen nicht ins Stadion mitgenommen werden, es wird zusätzliche Kontrollen geben."Verdächtiges Verhalten in der unmittelbaren Umgebung des Stadions wird sehr sorgfältig überwacht", schrieb die Liga. "Wir geben den Fans den Rat, das Stadion so früh wie möglich zu verlassen." Unerlaubte Gegenstände, besonders Feuerwerkskörper, würden sofort beschlagnahmt.
In Österreich sollen die Spiele der Bundesliga wie geplant stattfinden, Sicherheitsexperte Heinz Palme warnte nach dem Terror der vergangenen Tage vor einer Panikmache bei den Fans. "Die Stadien sind gut gesichert. Sicher wird es Nachbesserungen geben. Aber die Grundstruktur passt. Es ist jetzt etwas passiert - aber es wird weitergehen. Man wird nun sehr wachsam sein, als Zuschauer, als Organisator", sagte der Steirer in einem Interview mit dem "Münchner Merkur".
"Terror hat neue Dimension erreicht" "Aber ich würde das noch nicht als dramatische Veränderung sehen. Man darf das jetzt nicht überziehen. Die Angst darf nicht im Vordergrund stehen", betonte Palme, der General-Koordinator der Fußball-WM 2006 in Deutschland war. Danach wurde er auch für die EM 2008 in Österreich und der Schweiz als Chefkoordinator der Österreichischen Bundesregierung engagiert. Mittlerweile arbeitet der 57-Jährige für das International Centre for Sport Security, das seinen Sitz in Doha hat.
"Der Terror hat eine neue Dimension erreicht, diese Aussage ist absolut berechtigt. Jeder hat gehofft, dass das ausbleibt, was eingetreten ist", erklärte Palme und mahnte an: "Man darf jetzt nicht vorschnelle Schlüsse ziehen."