Kapitän Ramos: 'Respekt muss man sich verdienen und nicht aufzwingen wollen.'
In einer der schlimmsten Krisen der vergangenen Jahrzehnte macht sich Champions-League-Seriensieger Real Madrid auf die Suche nach einem "harten Hund". Die Trennung von Trainer Julen Lopetegui war am Montag nach dem 1:5-Debakel im 272. Clasico beim FC Barcelona nur eine Frage von Stunden. Dass Lopetegui nur viereinhalb Monate nach seiner Entlassung als spanischer Teamchef nun erneut gefeuert wurde, war unumgänglich. Denn so schlechte Ergebnisse wie der 52-Jährige, der nur einen Punkt aus den jüngsten fünf Liga-Spielen holte, hatten Real-Trainer zuletzt in den 1920er-, 1930er- und 1940er-Jahren.
Klub-Boss Florentino Perez wolle laut Medienberichten auf der Vorstandssitzung den aktuell arbeitslosen Italiener Antonio Conte oder den derzeit bei Manchester United unglücklichen Ex-Real-Coach Jose Mourinho als Lopetegui-Nachfolger vorschlagen. Zwei Männer also, die wegen ihrer autoritären Persönlichkeiten berühmt-berüchtigt sind. Ob das der richtige Weg für Real ist, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.
"Das Team braucht eine harte Hand, eine sehr, sehr harte Hand", betonte etwa der frühere Nationalspieler und Real-Profi Poli Rincon im spanischen Rundfunk. Sergio Ramos denkt da anders. Der Kapitän hatte die Blamage gegen den Erzrivalen und den Sturz auf den neunten Tabellenplatz der Primera Division noch nicht einmal richtig verdaut, als er von einem Journalisten im Camp Nou gefragt wurde: "Conte ist ein Trainer der harten Hand, eine gute Lösung?" Die Antwort von Ramos: "Respekt muss man sich verdienen und nicht aufzwingen wollen."
Mourinho-Comeback unwahrscheinlich
Als Mourinho von 2010 bis 2013 Trainer bei Real war, hatte der eigenwillige Portugiese mit den Stars große Probleme. Das führte zu Konfrontationen nicht nur in der Umkleidekabine, sondern auch mit Medien und Fans. Mit "Mou" holte der Verein nur je einmal den Cup (2011) und den Titel in der Liga (2012). Mit einem anderen "harten Hund" klappte es bei Real in der jüngeren Vergangenheit noch um einiges schlechter. Der Spanier Rafa Benitez wurde Ende 2015 schon nach nur wenigen Monaten im Amt vor die Tür gesetzt.
Als Favorit auf die Lopetegui-Nachfolge galt am Montag Conte, weil er - anders als Mourinho - arbeitslos ist und daher schneller zur Verfügung stehen würde. Die spanischen Teamspieler von Chelsea, wo Conte noch letzte Saison tätig war, sollen den Real-Kickern im WM-Trainingslager berichtet haben, der Italiener sei "unerträglich", so "El Pais".
Keine guten Voraussetzungen also für einen schnellen Weg aus der Krise, denn laut Ramos ist eine gute Beziehung zu den Spielern am wichtigsten. "Mit Trainern, die ihr alle kennt, haben wir ja alles gewonnen", betonte der Abwehrchef und meinte natürlich vor allem Zinedine Zidane. Mit seiner leisen, besonnenen Art hatte der Franzose das Madrider Millionärsensemble im Griff. Das Ergebnis: drei Champions-League-Triumphe in Serie. Und als Zugabe sozusagen mehrere weitere Titel, darunter auch der des spanischen Meisters 2017.