Das Projekt einer europäischen Fußball-Super-League ist schon zwei Tage nach seinem Bekanntwerden in sich zusammengebrochen.
Manchester City erklärte am Dienstagabend seinen Rückzug von der umstrittenen Eliteliga, wenig später folgten Liverpool, Arsenal, Manchester United, Tottenham und kurz darauf auch Chelsea. Damit haben sich schon sechs von zwölf Gründungsmitgliedern verabschiedet. In Spanien und Italien waren die Reihen ebenfalls nicht mehr geschlossen.
Laut Medienberichten kündigte Barcelona-Präsident Joan Laporta an, die vielen tausend Mitglieder über eine mögliche Teilnahme an der Super League abstimmen zu lassen. "Es ist ihr Club, also ist es ihre Entscheidung", wurde Laporta zitiert. Eine Ablehnung der Super League bei einer etwaigen Abstimmung dürfte sicher sein. Mittlerweile gilt auch Atletico Madrid als Absprung-Kandidat. Aus der Serie A wurde von der Nachrichtenagentur Ansa ein Funktionär von Inter Mailand zitiert, wonach das Projekt "derzeit nicht mehr als interessant angesehen wird".
Projekt soll verändert werden
Die Super League antwortete mit einem Statement. "Wir überlegen Schritte, wie wir das Projekt verändern können", hieß es darin. Es brauche ein neues europäisches Wettbewerbsformat, da das alte nicht funktioniere. Die englischen Clubs hätten sich aufgrund des Drucks beugen müssen. Man sei aber überzeugt, dass das Vorhaben in Einklang mit dem europäischen Recht und Regeln stehe.
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin zeigte sich in einer ersten Reaktion über die Entscheidung von Manchester City hocherfreut. "Ich freue mich sehr, City wieder in der europäischen Fußball-Familie begrüßen zu dürfen", sagte der Slowene in einer UEFA-Mitteilung, die noch vor den Entscheidungen der weiteren englischen Clubs veröffentlicht wurde. Der Premier-League-Tabellenführer habe große Intelligenz bewiesen, indem er auf die vielen Stimmen, besonders seine Fans, gehört habe, so Ceferin weiter.
Auch der britische Premierminister Boris Johnson war zufrieden. Er gratuliere Manchester City und Chelsea zum Rückzug, falls dieser offiziell werde, twitterte Johnson kurz vor der ManCity-Mitteilung. "Ich hoffe, dass die anderen in die Super League involvierten Vereine ihrem Beispiel folgen werden", schrieb Johnson. Wenig später ging sein Wunsch in Erfüllung.
Kommt jetzt Revolution
Die kollabierende Super League könnte sogar für eine echte Revolution sorgen. Die britische Regierung spielt nämlich als Konsequenz aus den jüngsten Ereignissen angeblich mit dem Gedanken, eine "50+1"-Regel nach deutschem Vorbild einführen zu wollen. Damit wäre die Zeit des ungebremsten Geldausgebens durch teilweise dubiose Eigentümer aus Arabien, Russland oder den USA wohl vorbei.
Zu Ende geht auf jeden Fall die Zeit von Ed Woodward als Vorstandschef bei Manchester United zu sein. Der bei den United-Fans ungeliebte, von der Glazer-Familie eingesetzte Geschäftsführer des englischen Rekordmeisters nimmt mit Jahresende den Hut, wie die "Red Devils" bestätigten. Ob der Abgang schon länger geplant war oder mit dem bevorstehenden Super-League-Scheitern zu tun hat, war zunächst nicht geklärt. Andrea Agnelli, einer der Architekten der Super League, soll seinen Job als Juventus-Boss schon seit Dienstagabend los sein.