Erst eine Intervention Erdogans beendete die Referee-"Geiselhaft".
Ibrahim Haciosmanoglu, Boss des türkischen Fußball-Erstligisten Trabzonspor, hat nach dem 2:2 am Mittwochabend im Heimspiel gegen Gaziantepspor vier Unparteiische über Nacht in einer Stadionkabine festgehalten. Erst ein Telefonanruf von Präsident Tayyip Erdogan beendete die vierstündige "Geiselhaft" der Schiedsrichter, die Trabzonspor laut Haciosmanoglu im Finish einen Elfer verenthalten hatten.
"Ich habe (den Sicherheitsleuten im Stadion) gesagt, dass sie die Referees erst am Morgen gehen lassen dürfen, wenn ich eintreffe. Aber eine wichtige Person hat mich angerufen und gebeten, nicht Schande über die Türkei in der Welt zu bringen. Gleichzeitig hat er (Erdogan, Anm.) mir versprochen, dass der (Elfer-)Vorfall untersucht wird", sagte Haciosmanoglu in einem TV-Interview und betonte, dass ihn "ein Band der Liebe und des Respekts" mit Erdogan verbinde. Spezialkräfte eskortierten die Schiedsrichter schließlich vier Stunden nach Matchende aus dem Stadion.
Der türkische Fußball-Verband hat bereits eine Untersuchung der Vorfälle eingeleitet. "Diese Ungerechtigkeit ist nicht mit einer fehlerhaften Schiedsrichterentscheidung zu rechtfertigen und hat für Unbehagen in der ganzen Fußballwelt gesorgt. Es wird deshalb alles unternommen, damit die verantwortlichen Personen nicht nur von der Sportgerichtsbarkeit, sondern auch von einem ordentlichen Gericht belangt werden", hieß es in einer Verbandsmitteilung vom Donnerstag. Am Sonntag wird in der Türkei zum zweiten Mal in fünf Monaten ein neues Parlament gewählt.