"Sorglose" Bayern verpassten ohne Alaba Gruppensieg.
Auf das 0:1 in Dortmund hat der deutsche Fußball-Rekordmeister FC Bayern in der Champions League ein 2:3 in Rostow folgen lassen. Nach dem Verlust der Bundesliga-Tabellenführung ist damit auch Platz eins in der Gruppe D futsch. Diesen sicherte sich Atletico Madrid mit einem 2:0-Heimsieg über PSV Eindhoven. Die Spanier sind als einziger der 32 Königsklassen-Clubs damit weiter ohne Punktverlust.
+++Rummenigge kritisiert Boateng scharf+++
Als Atletico den Gruppensieg perfekt machte, waren die Bayern-Kicker bereits wieder in der Luft. Nach der Niederlage beim Gastspiel in Russland verließ der Club von ÖFB-Star David Alaba Russland am Mittwochabend fast fluchtartig, um so schnell wie möglich zurück nach München zu fliegen. Schließlich steht schon am Samstagabend das nun noch bedeutender gewordene Bundesliga-Topspiel gegen Bayer Leverkusen auf dem Spielplan. "Da müssen wir eine Antwort geben", forderte Weltmeister Jerome Boateng, der in dem Heimspiel jedoch wegen einer neuerlichen Verletzung am Oberschenkel verletzt ausfallen dürfte.
Vier Fehler
"Noch ist nichts Dramatisches passiert, aber wir müssen Dinge einfach ändern", sagte Kapitän Philipp Lahm in Rostow zur kritischen Gesamtsituation. Aber was gehört denn geändert?
1. System-Sturheit: Ancelotti braucht mehr Abwechlsung, sein 4-3-3-System ist durchschaubar. Die Bayern spielen bei weitem nicht mehr so dominant wie unter Guardiola.
2. Kein Plan-B bei Rückstand: Punkt 1 führt direkt zu einer Ratlosigkeit bie Rückstand. Das Spiel ausschließlich über die Flanken ist gegen einen defensiven Gegner der auch noch in Führung liegt nicht sehr einfallsreich und ausrechenbar.
3. Mentalitätsfrage: Ancelotti gewährt seinen Stars jeden Freiraum. Wenn es läuft, gut so, wenn es aber kriselt, müssen die Züngel enger gezogen werden. Ancelotti ist gemütlich geworden. Seinem Team fehlt der Biss.
4. Fehlende Fitness: Trotz zahlreicher Rochaden und ausgeruhter Spieler in der Startelf wirkte Rostow fitter als die Bayern. Wie das? Allein die ungewohnte Kälte kann es nicht gewesen sein. Der Focus berichtet von Gerüchten, dass bei Bayern zu lasch trainiert werde. Auch kicker-Reporter Wild schreibt:, dass nicht jeder Bayern-Profi voll austrainiert gewirkt habe.
Erstmals in der kurzen Amtszeit unter Carlo Ancelotti kassierten die gerade national in den vergangenen Jahren unantastbaren Bayern nach dem 0:1 gegen Borussia Dortmund zwei Niederlagen in Serie. Und im eiskalten Rostow gab es unter dem Italiener zudem eine Premiere in Form von drei Gegentoren in einem Spiel. Sardar Azmoun (44. Minute), Dimitri Polos (49./Foulelfer) und Christian Noboa (67.) sorgten für den unerwarteten Erfolg des russischen Vizemeisters.
Ancelotti übernimmt Verantwortung
Für die Bayern, die das Hinspiel im September noch locker mit 5:0 gewonnen hatten und diesmal mehrere Stammspieler - darunter auch Alaba - schonten, trafen diesmal Douglas Costa (35.) und Juan Bernat (52.). Ancelotti war nach der Niederlage "richtig enttäuscht" und übernahm als Trainer "die volle Verantwortung", er wird jetzt rasch wieder in die Erfolgsspur finden müssen.
"Unser Problem ist, dass wir zu sorglos sind", sprach Lahm Klartext. Defensive Stabilität und offensive Dominanz sind verschwunden, eine überzeugende Spielidee ist im veränderten 4-3-3-Spielsystem unter Ancelotti nicht zu erkennen. "Wir sind auseinandergebrochen", lautete die alarmierende Erkenntnis von Boateng in Rostow. Und das gegen eine Mannschaft, die nicht zur Weltspitze gehöre, wie Lahm hervorhob.
Lahm zweifelt an Hoeneß-Push
Vor dem Leverkusen-Spiel findet am Freitagabend noch die Mitgliederversammlung statt, auf der Uli Hoeneß wieder zum Präsidenten des FC Bayern gewählt werden soll. "Ich weiß nicht, ob das einen Push gibt", meinte Lahm skeptisch.
Klar ist aber, dass sich ganz schnell viel zum Besseren ändern muss bei den Bayern. "Druck haben wir immer, da ändert sich nicht so viel", sagte Lahm vor der Rückreise aus Russland: "Aber wir müssen jetzt schon mal wieder eine Leistung zeigen, die uns positiv stimmt."