Trainer Enrique nach 0:4 unter medialem Beschuss - Franzosen gaben Statement ab.
Nach der Demütigung von Paris schrillen beim FC Barcelona die Alarmglocken. Das 0:4 beim ambitionierten französischen Meister Paris St. Germain im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League deckte am Dienstagabend die Schwächen der Katalanen auf. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison präsentierte sich Barca alles andere als glanzvoll. PSG gelang es jedoch, dies schonungslos zu offenbaren.
Angel di Maria (18., 55.), Julian Draxler (40.) und Edinson Cavani (72.) schossen die Tore für die entfesselt aufspielenden Gastgeber. Schon vor dem Rückspiel im Camp Nou am 8. März scheint das Aus von Barcelona besiegelt. Seit 2007 stand Spaniens Fußball-Gigant in der Königsklasse zumindest im Viertelfinale. Einen Vier-Tore-Rückstand nach dem Hinspiel hat in der K.o.-Phase des Bewerbs noch keine Mannschaft aufgeholt.
Enrique im Fokus der Kritik
Kritik musste sich vor allem Luis Enrique gefallen lassen. "Das ist nicht Barca", titelte das in Barcelona ansässige Sportblatt "Sport". Die Mannschaft habe "Schiffbruch ohne Trainer" erlitten, kritisierte sie die Taktik. Da auch in der Liga die Titelverteidigung derzeit schwer zu realisieren scheint, dürften die Tage des 46-Jährigen als Barcelona-Trainer mit Saisonende gezählt sein. Enriques Vertrag läuft dann ohnedies aus. Im Pariser Prinzenpark agierte er in einem TV-Interview zunächst dünnhäutig. Bei der offiziellen Pressekonferenz übernahm er dann die "volle Verantwortung".
"Es war ein katastrophaler Abend. PSG war besser als wir, mit und ohne Ball. Das Resultat zeigt klar auf, wie es gelaufen ist", erklärte Enrique. Darauf angesprochen, ob er gegen das Pressing des Gegners vielleicht die falsche Taktik gewählt habe, stellte er sich vor seine Stars. "Wenn man mit dem Finger auf jemanden zeigen muss, dann auf mich als Trainer. Wie immer übernehme ich die volle Verantwortung. Weil die Spieler dieselben sind, die sonst gewinnen."
Messi wirkungslos
Barcelonas Vorstellung erinnerte an die jüngste herbe Niederlage im Europacup, dem 0:4 im Champions-League-Halbfinale beim FC Bayern München 2013. Wie damals wirkten die Star-Kicker der Katalanen dem Gegner an Energie und Willen deutlich unterlegen. Barcelonas "Dreizack" mit Luis Suarez, Lionel Messi und Neymar blieb wirkungslos. Der Brasilianer war neben Torhüter Marc-Andre ter Stegen noch Barcas Bester, von Suarez und Messi war kaum etwas zu sehen.
Barcelona, 2013 und 2015 jeweils Sieger im Viertelfinal-Duell mit PSG, gelang es gegen die perfekt einstellten Pariser bis zuletzt nicht, ein Offensivspiel zu entfalten. Messis Genieblitze blieben aus, der Superstar fabrizierte hingegen einen Fehlpass, der zum 0:2 durch den starken Draxler führte. Retteten die Einzelaktionen der Offensivkünstler Barcelona in dieser Saison des öfteren den Sieg, blieben diese im Prinzenpark dieses Mal aus.
"Nichts Positives"
"Es gibt nichts Positives zu erwähnen. PSG war in allen Belangen besser als wir", sagte Andres Iniesta, der im Mittelfeld ebenfalls keine Akzente setzen konnte. Der 32-Jährige war von einer Knöchelverletzung eben erst genesen. Sein Nebenmann Sergio Busquets gab an, dass PSG "körperlich stärker" gewesen sei. In der Abwehr machte sich außerdem der Ausfall von Javier Mascherano bemerkbar. Beachtliche zehn Schüsse auf Ter Stegen gaben die Franzosen ab.
Durch die Demontage des fünffachen Siegers rückte in den Hintergrund, dass PSG ein wirkliches Statement abgab. Nicht weniger als das Erreichen des Halbfinales ist das Minimalziel der katarischen Clubbesitzer. Trainer Unai Emery - zuletzt dreimal in Folge mit dem FC Sevilla Sieger in der Europa League - soll dies bewerkstelligen. Der schwache Saisonstart unter dem Basken ist spätestens seit Dienstag vergessen.
"Das Spiel lässt uns mit einem guten Gefühl zurück. Aber wir müssen vorsichtig sein, es sind noch 90 Minuten zu spielen", betonte Emery. Die Konzentration müsse nun weiter hoch gehalten werden. Dahingehend mache er sich aber keine Sorgen. "Gegen Barcelona anzutreten ist sehr motivierend, aber auch schwierig", meinte der 45-Jährige.
Das Duell der Südamerika-Fraktionen ging an diesem Abend jedenfalls an jene von Paris. Zwei Geburtstagskinder ragten hervor. Di Maria traf an seinem 29. Jahrestag zunächst per Freistoß und legte vorentscheidend nach. Der seit Dienstag 30-jährige Cavani stellte dann seine Qualitäten als Torjäger unter Beweis. Für den Uruguayer war es der 34. Treffer im 32. Pflichtspiel dieser Saison. Der ansonsten zurückhaltende Angreifer unterstrich ebenfalls: "Wir haben schon in der Vergangenheit große Spiele gezeigt, aber heute war es wirklich etwas Besonderes."