Wie man hört, haben bei Fiorentina nach der Auslosung die Sektkorken geknallt. Hat sich Rapids prominenter Play-off-Gegner zu früh gefreut?
Ich kann mir vorstellen, dass Fiorentina-Coach Vicenzo Italiano beim Studium der letzten Rapid-Ergebnisse die Pizza vom Teller gefallen ist. Als er mitbekommen hat, dass sein Play-off-Gegner erst fünf Mal in Ungarn trifft und dann das nächste Auswärtsspiel in der Liga auch 5:0 gewinnt, dürfte ihm zumindest der Appetit vergangen sein. Als Trainer schrillen da bei einem die Alarmglocken, was wiederum gut für Fiorentina ist. Die werden sich jetzt hüten, die Grün-Weißen aus Hütteldorf zu unterschätzen.
Natürlich bleibt Fiorentina haushoher Favorit. Man muss nur den Marktwert der beiden Klubs vergleichen: Fiorentinas 274 Millionen Euro stehen 24 Milliönchen von Rapid gegenüber. Und Tabellenführer in Italien wirst du nicht durch Nasenbohren.
Aber gerade als Außenseiter sehe ich Rapid deutlich gefährlicher als in der Favoritenrolle, wie wir beim peinlichen 0:1 daheim gegen Hartberg gesehen haben. Oder beim verkrampften 0:0 in Weststadion gegen Debrecen. Rapid hat Mühe, ein Spiel selbst zu gestalten.
Rapid fühlt sich als Wundertüte wohl
Das Rückspiel in Debrecen hat uns vor Augen geführt, welch Wundertüte Rapid ist: Dort begann man erst beim Stand von 3:0 guten Fußball zu spielen. Plötzlich sah ich da einen Fersler, dort ein gelungenes Dribbling. Und schon stand's 4:0 und am Schluss sogar 5:0. So was hat viel mit Selbstvertrauen zu tun.
Fazit: Rapid reagiert lieber, und genau das ist gegen den italienischen Spitzenverein Fiorentina gefragt. Nach zwei klaren Auswärtssiegen glauben die Fans wieder an die Mannschaft, die die berühmte Rapid-Tugend auf den Platz bringen muss.
Die 2 Millionen für die Conference-League-Gruppenphase kann Rapid jedenfalls gut gebrauchen. Erst recht nach dem bitteren Ausfall von Abwehrchef Cvetkovic, der sich als Supertransfer erwiesen hat. Nach dem möglichen Aufstieg würde Mecki Katzer genau ein Tag Zeit bleiben, die Prämie in einen möglichen Ersatz für Cvetkovic zu investieren. Da ist beim Sportdirektor ähnliche Kreativität gefragt wie er von seinen Spielern am Platz verlangt. Denn mit Spielern, wie Sollbauer oder Maximilian Hofmann, die neben Querfeld als Innenverteidiger zur Verfügung stehen, wird Rapid endgültig zur Wundertüte.