Europa League
4:1! Hütter fügt Bullen Debakel zu
20.02.2020
Im emotionalen Duell gegen seinen Ex-Klub führte Adi Hütter Frankfurt zu 4:1-Sieg gegen überforderte Salzburger.
Bitterer Abend für Salzburg und Fußball-Österreich! Frankfurt (mit Ilsanker und Trainer Hütter) fügte den Bullen in der Europa League ein peinliches 4:1-Debakel zu. Noch am Donnerstagabend (21 Uhr) steigt auch der LASK ins Geschehen ein. Mitfiebern HIER im oe24-LIVE-Ticker!
Salzburg vor dem Aus
Die Bullen stehen nach der klaren Pleite in der Fußball-Europa-League vor dem Aus. Nach einem 1:4 (0:2) im Sechzehntelfinal-Hinspiel bei Eintracht Frankfurt am Donnerstag sind die Aufstiegschancen von Österreichs Meister nur noch gering. Hwang Hee-chan gelang per Elfmeter (85.) zumindest ein Auswärtstor. Daichi Kamada traf zuvor dreimal (12., 43., 53.) für die Elf von Adi Hütter, auch Filip Kostic (56.) traf für Frankfurt. Der Tabellenzehnte der deutschen Bundesliga kann dem Rückspiel in Wals-Siezenheim am kommenden Donnerstag (21.00 Uhr) beruhigt entgegenblicken.
Träge Bullen von Frankfurt überrannt
Daichi Kamada traf dreimal (12., 43., 53.) für die Mannschaft des ehemaligen Salzburger Meistercoaches Adi Hütter, für die auch Filip Kostic (56.) erfolgreich war. Die Bullen hingegen agierten defensiv fahrlässig und waren offensiv kaum vorhanden. So schlitterte die Marsch-Elf in die zweite Pflichtspiel-Niederlage in Folge nach jener gegen den LASK. Dies hatte es zuletzt im April 2018 gegeben.
Groß waren die Hoffnungen der Salzburger gewesen, wie im Vorjahr zumindest ins Achtelfinale der Europa League vorzustoßen. In der mit 47.000 Zuschauern ausverkauften Commerzbank-Arena war der Tabellenzehnte der deutschen Bundesliga aber eine Klasse stärker. Die Elf von Jesse Marsch konnte sich erst im Finish offensiv ein wenig in Szene setzen. Die Bilanz gegen deutsche Clubs - vor der Partie hatte Salzburg von den letzten fünf bei einem Remis gleich vier gewonnen - war zuvor verpufft.
Einen Aufreger an diesem Europacup-Abend lieferten die Frankfurt-Fans mit Anti-UEFA-Plakaten:
Ulmer neuer Salzburger Rekordspieler
Vor dem Spiel gab es eine Schweigeminute für die Opfer des Attentats von Hanau am Donnerstagabend. An deren Ende hallten "Nazis raus"-Rufe durchs Stadion. Marsch hatte auf eine Viererkette in der Abwehr umgestellt. Andre Ramalho saß auf der Bank, Dominik Szoboszlai verstärkte stattdessen das Mittelfeld. Andreas Ulmer absolvierte sein 433. Pflichtspiel für den Club, übertraf damit Thomas Winklhofer und ist nun alleiniger Rekordspieler der Salzburger.
Adi Hütter führte Frankfurt zum Sieg
Die ersten zehn Minuten präsentierten sich die Gäste aktiv und suchten ihre Linie, Frankfurt setzte auf das schnelle Umschaltspiel. Unachtsame Salzburger brachten sich dann selbst in die Bredouille. Wie beim 2:3 gegen den LASK war die Abwehr nach einem Einwurf unsortiert, Toure fand Kamada, der alleine vor Cican Stankovic keine Probleme hatte. Keine halbe Minute zuvor hatte Österreichs Teamtorhüter schon gegen Andre Silva klären müssen. Der Lerneffekt hielt sich in Grenzen: Neun Minuten nach seinem Treffer war Kamada nach einem schnell ausgeführten Einwurf erneut auf und davon, schoss aus spitzem Winkel aber am langen Eck vorbei.
Frankfurt eine Klasse besser als Salzburg
Salzburg hatte defensiv wie offensiv Probleme, blieb in Zweikämpfen oft Zweiter und ließ dem Gegner viele Räume. Zumindest sorgten Kopfbälle von Patson Daka und Enock Mwepu für ein wenig Betrieb im Eintracht-Strafraum. Dakas Abschluss wurde von Stefan Ilsanker abgeblockt (28.). Der Salzburger in den Reihen der Hessen spielte rechts in der Innenverteidigung. Martin Hinteregger fehlte bekanntlich aufgrund einer Gelb-Sperre. Er sah von der Tribüne, wie ein Abschluss von Kostic am Tor vorbeizischte (33.).
Salzburg war mit nur einem Gegentreffer gut bedient. Kurz vor der Pause rannten die Mozartstädter dann aber doch einem Zwei-Tore-Rückstand nach. Frankfurt befreite sich gekonnt aus einer Pressingsituation, Djibril Sow schickte den knapp nicht im Abseits stehenden Kamada auf die Reise, der elegant abschloss. Für den Japaner war es das fünfte Tor in den vergangenen drei Europa-League-Spielen.
Hwang-Elfertor als Hoffnungsschimmer
Marsch reagierte zur Pause. Der 18-jährige Karim Adeyemi kam für Masaya Okugawa, Sekou Koita für Daka aufs Spielfeld. Die Wirkung verpuffte, da Kamada weiter effizient agierte - und Salzburg in der Abwehr schwach blieb. Beim 3:0 kam der Angreifer am Elferpunkt völlig frei zum Kopfball, Stankovic hatte keine Chance. Kostic legte Minuten später das vierte Tor nach, wobei Salzburg in der Entstehung eine Abseitsstellung reklamierte. Der in dieser Bewerbsphase eingesetzte Videoschiedsrichter (VAR) schritt jedoch nicht ein. Adeyemi hatte zuvor Gelb für eine "Schwalbe" im gegnerischen Strafraum kassiert.
Salzburg drohte komplett auseinanderzufallen, Sebastian Rode und der eingewechselte Goncalo Paciencia hatten das fünfte Tor der Eintracht an Fuß. Ein 0:5 hätte die höchste Niederlage in der Europacup-Geschichte des Clubs überhaupt bedeutet. Im Finish konnte Salzburg zumindest noch den Funken Hoffnung aufrechterhalten. Adeyemi schoss zunächst ins Außennetz (80.), ehe Sow Ulmer am Fuß traf und Hwang so die Chance vom Elferpunkt bescherte. Der Südkoreaner blieb souverän.
Stimmen zum Spiel Frankfurt - Salzburg (4:1), via Puls 4:
Jesse Marsch (Salzburg-Trainer): "Ich weiß nicht, warum die Leistung so schlecht war. Ich habe viele Emotionen jetzt. Jetzt müssen wir überlegen, was der nächste Schritt ist. Wir haben nicht gut gespielt. Es ist schwer, wenn wir kein Selbstvertrauen haben und keine Aggressivität auf dem Platz. Frankfurts Leistung war gut, aber das hatte viel zu tun mit unserer Leistung. Wir haben in der ersten Halbzeit kein Duell gewonnen, in der zweiten auch nicht so viele. Wir hatten kein gutes Spiel, am Ende ist das das Ergebnis. In diesem Moment brauchen wir Männer. Ich verstehe das nicht, wir hatten eine super Vorbereitung. Jetzt sind wir nicht gut."
Maximilian Wöber (Salzburg-Verteidiger): "Frankfurt war zu gut für uns heute. Wir haben das Schlechteste in dieser Saison gezeigt. Das ist eine Mentalitätssache, wir haben die Zweikämpfe nicht gewonnen, sind die Duelle nicht so angegangen wie vorgenommen. Frankfurt hat uns überrannt. Es wird sauschwer. Wir werden nicht aufhören zu glauben, dass wir drei Tore machen können. Aber da braucht es eine ganz andere Leistung. Wir müssen Klartext in der Mannschaft reden, das kann auch ein wenig härter ausfallen. Dann müssen wir sehen, was rauskommt."
Adi Hütter (Eintracht-Trainer): "Ich bin heute sehr glücklich. Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, denke ich, dass wir einen klaren Sieg eingefahren haben. Die eine oder andere Situation war sicher auch glücklich für uns. Wir haben uns eine super Ausgangsposition geschaffen. Wir haben das Spiel von der ersten Minute an angenommen. Wir haben unglaublich griffig, unangenehm gespielt. Das war für mich die beste Saisonleistung. Wir werden auch in Salzburg das Spiel so anlegen, dass wir weiterkommen. Ich weiß, was uns in Salzburg erwartet. Deshalb hat mich das Gegentor natürlich geärgert. Aber mit einer Leistung wie heute werden wir weiterkommen."
Stefan Ilsanker (Eintracht-Verteidiger): "Wir haben uns unglaublich reingehängt. Es war ein unglaublich geiles Europacup-Spiel. Genauso wie die Fans auf der Tribüne Gas gegeben haben, haben wir Gas gegeben. Wir waren unglaublich aggressiv, aktiv. Es wird in Salzburg schwer, die Salzburger werden ein anderes Gesicht zeigen wie heute. Aber wir werden versuchen, es so wie heute wieder umzusetzen."