Ex-Rapidler und -Baskenland-Legionär hofft auf günstigen Spielverlauf.
Dietmar Kühbauer sieht für Rapid im Auswärtsspiel der Fußball-Europa-League am Donnerstag gegen Athletic Bilbao Außenseiterchancen. Zwar befinde sich der spanische Vertreter in der Favoritenrolle, mit einer beherzten Leistung und einer Portion Glück sei für die Hütteldorfer aber durchaus etwas zu holen, vermutete der Ex-Rapidler und ehemalige Legionär des baskischen Bilbao-Rivalen Real Sociedad.
Valencia und Bilbao nicht vergleichbar
Die beiden Rapid-Debakel gegen Valencia im vergangenen Februar sind Kühbauer noch gut in Erinnerung, doch Athletic ist laut dem Burgenländer nur bedingt mit Valencia vergleichbar. "Valencia spielt den gepflegteren Fußball. Bilbao hat zwar auch gute Kicker, kommt aber mehr über den Kampf und schießt kaum einen Gegner weg."
Daher sei im Estadio de San Mames vor allem Zweikampfstärke gefragt. "Ich bin überzeugt, dass Chancen da sind, wenn sich Rapid etwas zutraut." Den Grün-Weißen könnte auch zugutekommen, dass Bilbao mit einer 0:3-Auswärtsniederlage gegen Sassuolo in die Gruppenphase gestartet ist. "Dadurch sind sie unter Zugzwang und werden sicher nicht defensiv stehen. Wenn es gelingt, lange die Null zu halten, werden die Fans wahrscheinlich nervös, weil für Bilbao der Aufstieg ein Muss ist", erklärte Kühbauer.
Mit dem neuen, 2013 eröffneten und über 50.000 Zuschauer fassenden San Mames hat Kühbauer in seiner Zeit bei Real Sociedad von 1997 bis 2000 keine Bekanntschaft mehr gemacht, doch schon das alte Stadion sei respekteinflößend gewesen. "Eine Kultstätte mit feurigen Fans und immer ein Hexenkessel", erzählte der 45-Jährige, der bei einigen baskischen Derbys mit von der Partie war.
Derbys nicht so wie Rapid - Austria
Diese seien aber nicht mit Aufeinandertreffen zwischen Rapid und Austria vergleichbar gewesen. "Natürlich will der eine vor dem anderen sein, aber brutale Rivalität gibt es keine. Da sitzen sogar die Fan-Gruppen zusammen auf einer Tribüne", meinte Kühbauer. Bilbaos größtes Feindbild ist Rekordmeister Real Madrid, der als Symbol der spanischen Zentralmacht gesehen wird.
Neben den "Königlichen" und dem FC Barcelona ist Bilbao die einzige Mannschaft, die noch nie aus der höchsten spanischen Liga abgestiegen ist. Die acht spanischen Meistertitel der Basken werden nur von Real (32), Barca (24) und Atletico Madrid (10) übertroffen, zudem holte lediglich Barcelona (28) mehr Cuptitel als Bilbao (23).
Bilbao nur mit Basken
Diese Erfolge erreichte der Rapid-Gegner durchwegs mit einheimischen Spielern. Während bei Real Sociedad auch Legionäre engagiert sind, gilt bei Athletic das Prinzip, dass nur Spieler eingesetzt werden, die aus den baskischen Provinzen in Spanien und Frankreich stammen oder bei einem dortigen Club ausgebildet wurden. Mit dieser Philosophie bringt der Verein seit Jahrzehnten hochkarätige Kicker heraus, beginnend mit den legendären Stürmern Pichichi, nach dem die spanische Torjägerkrone benannt ist, und Telmo Zarra, dessen Rekord von 251 Treffern in der Primera Division erst nach fast sechs Jahrzehnten im November 2014 von Lionel Messi überboten wurde.
Weitere prominente Bilbao-Profis waren Raubein Andoni Goikoetxea, der langjährige spanische Teamgoalie Andoni Zubizarreta, der französische Welt- und Europameister Bixente Lizarazu oder der vor vier Jahren um 40 Millionen Euro an den FC Bayern verkaufte Javi Martinez. Auch die lange Liste von Spitzenkickern trug dazu bei, dass Athletic im Baskenland hohe Beliebtheitswerte genießt. "Bilbao war immer der populärere Club als Real Sociedad", bestätigte Kühbauer.
Was die Popularität in Österreich betrifft, ist Rapid laut dem Ex-Teamspieler unerreicht. Dennoch wartet man im Westen Wiens schon seit 2008 auf einen Titel. Kühbauer hofft, dass die Durststrecke demnächst zu Ende geht. "Rapid wird mit Salzburg um den Titel spielen", prophezeite der frühere Spanien- und Deutschland-Legionär, der seit dem Abschied vom WAC im November des Vorjahres auf der Suche nach einem Trainer-Job ist.