Pfiffe
Ivanschitz "meistens der Sündenbock"
12.02.2009
Kapitän nach dem 0:2 in Graz: "Akzeptanz ist ein wichtiger Punkt, um Leistung zu bringen."
Andreas Ivanschitz bekommt den Ärger der österreichischen Fußball-Fans über die jüngsten enttäuschenden Leistungen des österreichischen Nationalteams derzeit wohl am stärksten zu spüren. Beim 0:2 am Mittwoch in Graz gegen Schweden wurde der Kapitän vor allem in der zweiten Hälfte oft ausgepfiffen, bei seiner Auswechslung in der 76. Minute hallte ein gellendes Pfeifkonzert durch die UPC-Arena.
Sündenbock
Dabei hatte der Panathinaikos-Legionär vor allem
in der Anfangsphase bei manchen halbwegs gelungenen Aktionen seinen Fuß im
Spiel, was aber nichts daran änderte, dass der Burgenländer als
Projektionsfläche für den Publikumsfrust herhalten musste. "Bei einem 0:2
wird ein Sündenbock gesucht, und das bin dann meistens ich. Ich weiß nicht
warum, aber es ist so. Ich kann nur sagen, dass ich mich wirklich bemüht und
phasenweise auch gut gespielt habe", sagte der 25-Jährige.
Verkorkste Karriere
Nach seinem Wechsel von Rapid zu Salzburg im
Jänner 2006 lief es für Ivanschitz, der von Hans Krankl bereits als
19-Jähriger zum ÖFB-Kapitän gemacht wurde, nie mehr richtig rund, auch nicht
bei Panathinaikos, wo der Linksfuß nur sporadisch zu Einsätzen kommt. Gegen
Schweden absolvierte der 49-fache Internationale (7 Tore) erstmals seit
langem wieder eine Partie von Beginn an, die Freude darüber wurde aber durch
das Resultat und das Verhalten einiger (zu großer Zahl auch aus Wien
angereister) Matchbesucher getrübt.
Derartige Ausmaße wie beim 0:1 gegen Schottland im Mai 2007 im Hanappi-Stadion nahmen die Unmutsäußerungen zwar nicht an, dennoch wurde Ivanschitz schon beim Verlesen der Mannschafts-Aufstellungen mit Pfiffen bedacht - ein Vertrauensvorschuss sieht anders aus. "Aber ich brauche keine faire Chance. Ich habe fast 50 Länderspiele und schon oft meine Leistungen im Team gebracht."
"Muss selber wieder rauskommen"
Trotzdem gingen die
Pfiffe nicht spurlos vorüber. "Im Fußball ist Akzeptanz ein wichtiger Punkt,
um Leistung zu bringen. Doch ich muss jetzt schauen, dass ich da selbst
wieder rauskomme", erklärte Ivanschitz, der Unterstützung von Teamchef Karel
Brückner erhielt. "Die Pfiffe haben mir nicht gefallen. Andi hat eine gute
Leistung geboten, brachte Qualität nach vorne. Er verdient das nicht." Die
Auswechslung habe er nur "wegen der Atmosphäre" vorgenommen.
Doch auch für den Tschechen wird das Klima künftig rauer, selbst wenn er die Unterstützung des Kapitäns hat. "Es sind wir Spieler gefordert, weil wir auf dem Platz stehen. Der Trainer spricht die Sachen an, auf die es ankommt, aber wir müssen sie umsetzen", meinte Ivanschitz.
Team zerfiel
Nicht umgesetzt wurde unter anderem das Vorhaben,
richtig auf einen eventuellen Rückschlag zu reagieren - nach dem ersten
Gegentreffer war es mit der Ordnung zumindest kurzfristig vorbei. "Da hält
der schwedische Goalie den Scharner-Kopfball unglaublich, und dann bekommen
wir praktisch im Gegenzug ein Tor. Genau mit solchen Situationen werden wir
nicht fertig, da können wir uns nicht genug aufbäumen."
Kein Mentalbetreuer
Auf die Hilfe eines Mentalbetreuers in diesem
Zusammenhang (Günter Amesberger arbeitet seit dem Abgang von Josef
Hickersberger nicht mehr mit dem Team) wird die ÖFB-Auswahl wohl verzichten.
"Das ist eine Sache des Trainers. Außerdem haben das einige Spieler positiv,
andere negativ aufgenommen, also ist es sowieso schwierig, etwas in der
Gruppe zu machen", sagte Ivanschitz.