Favorit
Janko wird wieder Teamkapitän
27.05.2012
Bei seinem neuen Klub FC Porto kämpft er noch mit der Sprachbarriere.
Nach wie vor offen ist die Frage, wer Österreichs Fußball-Nationalteam als Kapitän in die im September beginnende Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien führen wird. Topfavorit ist Marc Janko, der sich nach den Differenzen mit Dietmar Constantini unter dem aktuellen Cheftrainer Marcel Koller im ÖFB-Team wieder richtig wohl und geschätzt zu fühlen scheint.
"Momentan fungiere ich als Übergangslösung. Beim nächsten Lehrgang im August wird es offiziell gemacht, für wen sich der Teamchef als Kapitän entscheidet. Er lässt sich aber noch nicht in die Karten blicken", berichtete Janko im Rahmen des ÖFB-Trainingslagers in Seefeld. Für den FC-Porto-Legionär ist diese Diskussion ohnehin überbewertet, sein Gemütszustand hänge ganz und gar nicht von Kollers Entscheidung ab: "Es geht um die österreichische Nationalmannschaft und nicht um Einzelschicksale."
Dass Koller Janko vor wenigen Wochen in Porto einen Kurzbesuch abstattete, empfand der Stürmer hingegen als große Ehre. "Ich war sehr, sehr beeindruckt, dass er sich für ein paar Stunden die Mühe angetan hat, nach Portugal zu fliegen. Das hat mir imponiert und auch geschmeichelt. Das spricht für seinen Willen und seinen Arbeitsgeist." Gesprochen wurde dabei zwar auch über die Kapitänsfrage, aber vordergründig über das ÖFB-Team und allgemeine fußballerische Ansichten.
Rückhalt
Genau diese Wertschätzung scheint dem 28-jährigen Niederösterreicher den nötigen Rückhalt und das entscheidende Selbstvertrauen zu geben. Schließlich hat Koller Janko anscheinend auch klar gemacht, dass der ÖFB-Spielstil durchaus auf seine Strafraumpräsenz abgestimmt wird. "Ziel des Teamchefs ist, dass wir Bälle in den Strafraum reinbekommen. Das ist nun einmal die gefährlichste Zone im Fußball. Wenn die Bälle da reinkommen, dann klingelt es meistens."
Klingeln lassen hat es Janko auch im Frühjahr für den FC Porto, bei dessen Meistertitel er mit vier Treffern mitgeholfen hat. Die Zahlen bescheinigen Janko eine durchaus positive Eingewöhnungsphase bei den Blau-Weißen. Schließlich ist seine Trophäensammlung nach drei Meisterschaften in Österreich mit Salzburg, einer rot-weiß-roten Torschützenkrone und einem niederländischen Cupsieg mit Twente Enschede weiter angewachsen.
Jankos größtes Problem ist aber noch die Sprachbarriere und damit auch die soziale Komponente. "Ich bin eigentlich der Typ, der in der Kabine gerne Späße macht und kommuniziert. Für das reichen meine Sprachskills aber noch nicht aus. Derzeit bin ich eher noch der Zuhörer."
Intensivkurs
Deshalb kommt auch dreimal pro Woche eine Sprachlehrerin ins Hause Janko, um diese Mängel bei Janko und seiner Freundin per Intensivkurs zu beseitigen. Mit den zunehmenden Portugiesisch-Kenntnissen erwartet sich Janko auch entscheidende Impulse für seine Arbeit auf dem Rasen. "Man sagt zwar, dass es im Fußball weltweit eine universelle Sprache gibt, aber ganz so ist es auch nicht. Man muss manchmal intensiv argumentieren und diskutieren, um die Bälle dorthin zu bekommen, wo man sie haben will." Die Sprachprobleme sieht Janko demnach als "einzige Sache, bei der ich noch Aufholbedarf habe".
Bis 2014 wird er die Sprache jedoch sicher in den Griff bekommen, und das hätte bei der WM in Brasilien entscheidende Vorteile. "Der Weg nach Brasilien ist lang. Aber wir könnten mit einer erfolgreichen Quali Geschichte schreiben. Der Spielerpool ist so gut wie schon lange nicht mehr", weiß Janko.
Vorteilhafte Mängel
Die Portugiesisch-Mängel haben aber auch Vorteile, schließlich muss sich Janko in den Gazetten nicht die häufigen Vergleiche mit seinem Vorgänger Radamel Falcao durchlesen. Der Kolumbianer hat Porto genauso wie seinen neuen Club Atletico Madrid zum Triumph in der Europa League geschossen. Janko weiß, dass ihm auf die Klasse eines Falcao noch etwas fehlt: "Seine Fußstapfen sind riesig. Falcao ist einer der besten Stürmer der Welt. Da muss ich noch einiges arbeiten, um in seine Liga zu kommen."
Die Meisterfeier in Porto hat Janko schwer beeindruckt. "Die ganze Stadt war auf den Beinen, alle haben bis in die Morgenstunden intensiv und heißblütig gefeiert. Es war Ausnahmezustand in Porto." Nicht ganz so heißblütig waren die Double-Feierlichkeiten in Salzburg, Janko hat sich aber mit seinem Ex-Club mitgefreut. "Eine super Sache. Dafür, dass die ganze Saison so viel gejammert wurde, war es ja dann doch nicht so schlecht. Und auch in der Europa League haben sie eine gute Figur gemacht."