Paul Scharner

Jetzt spricht der neue Teamkapitän

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England-Legionär gegen Serbien erstmals Kapitän: "Brauchen Fundament".

Ihr bisheriger Clubtrainer Steve Bruce wechselt von Wigan zu Sunderland. Für Sie überraschend?
Scharner: "Definitiv, das ist eine große Überraschung. Er hat sehr lange beteuert, dass er in Wigan bleibt. Ich hoffe, dass das für mich keine Probleme bedeutet. Der Generalmanager hat gesagt, dass er nicht einen Steve Bruce und einen Paul Scharner hergeben will."

Bruce würde Sie gerne weiter haben. Werden Sie ihm nach Sunderland folgen?
Scharner: "Nein, Sunderland kann ich mir nicht wirklich vorstellen. So gut bin ich mit der Spielanlage von Bruce auch nicht zurecht gekommen. Und sportlich wäre es im Vergleich zu Wigan derzeit sicherlich keine Verbesserung."

Ihr Vertrag läuft bis 2011. Gehen Sie davon aus, auch in der kommenden Saison für Wigan zu spielen?
Scharner: "Eigentlich habe ich beschlossen, dass ich mich verändern will. Die Situation ist durch den Trainerwechsel jetzt etwas anders. Die Deadline ist am 31. August. Bis dahin kann noch sehr viel passieren. In Norwegen (Brann Bergen) habe ich damals (August 2004) auch erst zwei Minuten vor Mitternacht unterschrieben."

Angebote gibt es einige. Wie groß schätzen Sie derzeit Ihren Marktwert ein?
Scharner: "Ein Marktwert ist immer relativ. Er setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen - das Alter, die Nationalität, der Club, bei dem man spielt. Meine festgeschriebene Ablösesumme beträgt sechs Millionen Pfund (6,98 Mio. Euro). Interessensbekundungen gibt es von vier Clubs in England und in Deutschland. Das ist ein Prozess. Auch Deutschland ist nicht auszuschließen."

Waren Sie mit der abgelaufenen Saison zufrieden?
Scharner: "Ich würde das letzte Jahr als ein Krisenjahr bezeichnen. Ich bin mit einer Knöchelverletzung gestartet, habe wegen des Comebacks im Nationalteam aber durchgebissen. Das habe ich bis in den Dezember hinein gespürt. Schnell habe ich meinen Stammplatz verloren. Halbfit hat man in der Premier League keine Chance. Das letzte Saisondrittel habe ich dann im Mittelfeld gespielt."

Dort spielen Sie auch im Nationalteam. Würden Sie mittlerweile nicht mehr unterschreiben, dass die Innenverteidigung Ihre beste Position ist?
Scharner: "Das ist die große Schwierigkeit in meiner Karriere - ich weiß es nicht. Es gibt ein großes Ich und ein kleines Ich und die bekämpfen sich ständig. Ich bin gerade dabei, das auszuarbeiten. Für den Markt ist es nicht gut, keine fixe Position zu haben. Daher muss ich mich bei meinem nächsten Schritt wohl entscheiden."

In welchen Bereichen haben Sie sich in den vergangenen Jahren im Ausland besonders weiterentwickelt?
Scharner: "Wenn du wöchentlich gegen absolute Topspieler spielst, bleibt dir nichts anders übrig, als dich weiterzuentwickeln. Paul Scharner steht für Entwicklung - körperlich und fußballerisch, aber vor allem als Persönlichkeit. Das Wichtigste ist die Lebenserfahrung. Daher begrüße ich es auch, dass viele junge Österreicher ins Ausland gehen. Das ist vielleicht das Problem des englischen Fußballs. Dort macht das niemand. Es ist auch kein Ziel."

Österreich hat eine junge Mannschaft wie lange nicht. Was kann und muss ein Kapitän so einem Team geben?
Scharner: "Für mich ist es eine Aufgabe, in der Entwicklung dieser jungen Spieler mitzuhelfen. Routiniers und Legionäre sind da besonders gefordert. Wir brauchen ein Fundament, auf dem der österreichische Fußball aufbauen kann. Wir haben viele junge Talente. Das ist die Arbeit aus zehn Jahren Leistungszentren und Akademien. Jetzt müssen wir nur noch an unseren Fußball glauben."

Sind vor diesen zehn Jahren Versäumnisse passiert?
Scharner: "Wenn man den schlechtesten Blickwinkel hernimmt, dann haben wir seit der 1978er-Generation (WM-Siebenter) keinen Erfolg mehr gehabt. Man hat etwas versäumt. Ich würde das mit einer Verletzung vergleichen. Die geht auch nicht über Nacht weg, aber man muss etwas dagegen tun. Ich werde höchste Leistungsbereitschaft bringen. Vielleicht können wir schon erfolgreich sein, vielleicht aber auch erst die nächste Generation."

Täuscht der Eindruck, dass es im Teamtraining derzeit ungewöhnlich hart zur Sache geht?
Scharner: "Nein, es ist tatsächlich so - ähnlich wie in England. Es ist sehr viel Tempo drin, einige Junge sind sogar etwas übereifrig. Da war ich selbst nicht anders. Als Führungsspieler ist es jetzt aber auch unsere Aufgabe, für Ruhe zu sorgen."

War es für Sie klar, nach dem Ausfall von Emanuel Pogatetz zum Kapitän ernannt zu werden?
Scharner: "Das habe ich schon bei der ersten Zusammenkunft in Kärnten so verstanden. Ich war auch in Wigan schon Kapitän. Es wird aber natürlich ein spezielles Gefühl, erstmals die Nationalmannschaft aufs Feld zu führen."

Was hat sich unter Teamchef Dietmar Constantini im Gegensatz zu seinem Vorgänger Karel Brückner geändert?
Scharner: "Die Kommunikation. Der Teamchef ist ein Kommunikator. Das wirkt sich auf das Team aus. Da wird umarmt, da wird abgeschlagen. Es herrscht eine gute Stimmung. Spielerisch war das Problem bei Brückner, dass er nur ein System auf Lager gehabt hat. Leider hat das nicht so gut funktioniert."

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